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Jürgen Scheffler
Der Folterstuhl - Metamorphosen eines Museumsobjektes
<1> Ausstellungen, die sich mit der Geschichte der Hexenverfolgung beschäftigen, setzen sowohl bei den Initiatoren und Kuratoren als auch beim Publikum die Bereitschaft zur "Annäherung an das Fremde" voraus. Dies betrifft nicht nur die Inhalte der Hexereivorstellungen, sondern auch die Prozesse selbst. Ein wesentlicher Bestandteil der Verfolgung, Folter und Hinrichtung lässt sich nur verstehen, wenn sie "als kulturelle Formen gedeutet werden, die in einem komplexen, uns fremd gewordenen Umfeld standen."[1] Die Anwendung der Folter im Kontext der Hexenprozesse unterlag Begründungen und Erwartungen, deren rechts- und mentalitätsgeschichtliche Voraussetzungen sich von dem heutigen Rechtsverständnis grundlegend unterscheiden.[2] Werden diese komplexen Voraussetzungen außer Acht gelassen, dann kann sich bei den Besuchern einer Ausstellung zwar Empörung über vergangene und aktuelle Folterpraktiken einstellen, aber ein differenziertes Bild der Folter in der Frühen Neuzeit entsteht ebenso wenig wie ein Verständnis der Wandlungen, die der Begriff der Folter bis in die Gegenwart hinein durchlaufen hat.[3]
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Folterinstrumente und Ritterrüstungen, so hat es Hartmut Boockmann in einem Aufsatz über das Stereotyp des "grausamen Mittelalters" formuliert, bilden "den Kernbestand dessen (...), was man von den älteren Abteilungen eines lokalgeschichtlichen Museums erwartet und dort in aller Regel auch findet."[4] Folterinstrumente werden aber nicht nur in städtischen Geschichtsmuseen ausgestellt, sondern es gibt seit einer Reihe von Jahren Spezialmuseen zur Rechts- und Kriminalgeschichte der Vormoderne. Es handelt sich dabei überwiegend um Privatmuseen, die sich an Orten befinden, die in großem Umfang von Touristen besucht werden. Das bedeutendste Museum dieser Art in Deutschland ist sicherlich das "Mittelalterliche Kriminalmuseum" in Rothenburg ob der Tauber. Während sich das Museum in den letzten Jahren intensiv um die kritische Auseinandersetzung mit rechtshistorischen Themen und mit den Objekten der Sammlung bemüht hat, setzen andere private Museen, wie das "Mittelalterliche Foltermuseum" in Rüdesheim", allein auf das Spektakuläre der Objekte und des Themas.[5] In ähnlicher Weise geschieht dies in der von einem Privatsammler organisierten Wanderausstellung "Mittelalterliche Folterwerkzeuge", die in den Jahren 1998 bis 2000 im Schloss Friedenstein Gotha, im Museum Schloss Bernburg und im Institut für Lippische Landeskunde in Lemgo zu sehen war.[6] Ausstellungen und Privatmuseen mit vergleichbarer Thematik gibt es auch in anderen europäischen Städten, beispielsweise in Amsterdam (Torture Museum), in Fontaine de Vaucluse (Museé Historique de la Justice et des Châtiments) und in San Gimignano (Museum of Medieval Criminology).[7]
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Zu den Folterinstrumenten, die auf Grund ihrer Größe und ihres Erscheinungsbildes besonders spektakulär wirken, gehört der Folter- beziehungsweise Stachelstuhl. Es handelt sich um einen Stuhl, dessen Sitzbrett sowie dessen Lehne und Armstützen mit spitzen Stacheln besetzt sind. Ein solcher Stuhl ist beispielsweise auf dem Titelblatt der Publikation über die Sammlung des Museums in San Gimignano abgebildet.[8] Eine etwas veränderte Variante des Stuhls steht auf der Vorderseite eines Folders, mit dem das "Torture Museum" in Amsterdam für den Besuch wirbt.[9] Eine weitereVariante des Stuhls bildet das Plakatmotiv der Sonderausstellung "Mittelalterliche Folterwerkzeuge". Auch im "Mittelalterlichen Foltermuseum" Rüdesheim oder in dem als privates Museum betriebenen Folterturm in Burghausen sind solche Stühle zu sehen.
Ähnliche Stühle gehören zum Bestand des "Mittelalterlichen Kriminalmuseums" Rothenburg [10], des Bayerischen Nationalmuseums München,[11] des Hällisch-Fränkischen Museums Schwäbisch Hall,[12] des "Museums für Magie und Hexenverfolgung in Mecklenburg" in der Alten Burg in Penzlin [13] sowie des Stadtmuseums Halle.[14] Die Stühle im "Mittelalterlichen Kriminalmuseum" in Rothenburg sowie im Bayerischen Nationalmuseum stellen dabei zwei unterschiedliche Grundformen dar, denen sich die Stühle in den anderen Museen zuordnen lassen. Andere, von diesen Grundformen abweichende Folterstühle gibt es im Städtischen Museum in Lemgo, im Museum Carolino Augusteum Salzburg [15] sowie im Stadtmuseum Memmingen.[16]
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Folterstühle sind nicht nur in Museen mit rechtsgeschichtlichen Sammlungen, sondern auch in kulturgeschichtlichen Ausstellungen zu sehen. In einer Ausstellung des "Museums für Gestaltung" zu Basel wurde der Lemgoer Folterstuhl als "sprechender Gegenstand" präsentiert, ähnlich wie ein Frisierstuhl, ein Schiedsrichterstuhl oder eine Wartebank.[17] Auch im Katalog, den das Deutsche Hygiene-Museum Dresden zur Ausstellung "Sitzen" herausgebracht hat, findet sich die Abbildung eines Folterstuhls.[18] Da es sich bei den Folterstühlen um große, auffallende Objekte handelt, ziehen sie die Blicke auf sich, wie das Beispiel der Ausstellung "Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten" im Badischen Landesmuseum gezeigt hat. Entgegen der Intention der Ausstellungsmacher rückte in der Presseberichterstattung über die Ausstellung des Badischen Landesmuseums der dort gezeigte Folterstuhl, der als Leihgabe aus dem Bayerischen Nationalmuseum in München stammte, in den Mittelpunkt. An Stelle der vom Museum herausgegebenen Pressefotos wurde von vielen Zeitungen ein Foto verbreitet, auf dem eine langhaarige junge Frau vor dem Folterstuhl hockte.[19]
<5> Was hat es mit diesen Folterstühlen auf sich? Aus welcher Zeit stammen diese Stühle? Wie und wann sind sie in die Museen gelangt? Bereits Wilhelm Funk hat mit Blick auf die sogenannte Nürnberger Folterkammer "Zweifel an der Echtheit" zahlreicher Folterwerkzeuge formuliert.[20] An anderer Stelle hat er darauf hingewiesen, "daß gerade das 19. Jahrhundert in großer Zahl Folter- und Strafdenkmäler mehr oder weniger gut gefälscht hat." Auch die in Franken ausgestellten Stühlen seien "wahrscheinlich Fälschungen oder Kopien".[21] Diese These hat erst in den letzten Jahren wieder Eingang in die rechtsgeschichtliche Literatur gefunden. Wolfgang Schild hat am Beispiel der sogenannten Eisernen Jungfrau die Entstehung und Tradierung eines rechtsgeschichtlichen Fantasieprodukts verfolgt, das eine Erfindung des 19. Jahrhunderts darstellt.[22]
<6> Hartmut Boockmann hat vor längerer Zeit die These formuliert, dass die Folterkammern in den Museen im 19. Jahrhundert entstanden sind und dabei auch die Folterinstrumente neu angefertigt wurden, da das Bürgertum "zu seiner Selbstvergewisserung des Rückblicks auf die finstere Zeit des Feudalismus" bedurfte.[23] In der neueren Forschung zur Museumsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts ist die Entstehung von Folterkammern als Museumsinszenierungen bislang nicht thematisiert worden.[24] Allerdings hat jüngst Klaus Graf in einem Aufsatz über die Erinnerungskultur der Strafgerichtsbarkeit die Frage nach Fiktionen in der Geschichte der Strafjustiz aufgeworfen und dabei den Blick auf die Folterinstrumente in den Museen gelenkt.[25] Im Folgenden soll am Beispiel des Folterstuhls die Fruchtbarkeit des von Graf propagierten interdisziplinären Ansatzes bei der Erforschung von Rechtsaltertümern in Museen verdeutlicht werden, das heißt die Verknüpfung von schriftlichen Quellen, mündlicher Überlieferung und Zeugnissen der materiellen Kultur. Im Zentrum des Beitrages steht der Folterstuhl aus dem Bestand des Städtischen Museums in Lemgo. Er war als Leihgabe in der Braunschweiger Ausstellung "Stadt im Wandel" zu sehen und hat von daher eine recht große überörtliche Publizität erlangt. Der Katalog der Braunschweiger Ausstellung dient mittlerweile als eine Art Inventar für die Objektüberlieferung zur Stadtgeschichte Norddeutschlands. Auf Grund der Quellen lässt sich am Beispiel des Lemgoer Stuhles nachzeichnen, wann der Stuhl das erste Mal erwähnt wird, wie er ins Museum gelangt ist und wie er als Museumsobjekt wahrgenommen wurde. Abschließend soll die Frage aufgeworfen werden, ob es sich bei den Folter- und Stachelstühlen, die in den Museen überliefert sind, generell um Fantasieprodukte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts handelt.
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Der erste Hinweis auf die Existenz eines Folterstuhls entstammt dem Artikel des Fürstlich-Lippischen Rates und Bürgermeisters der Stadt Salzuflen, Christian Antze, der in den Jahren 1835 - 39 im "Lippischen Magazin" erschienen ist. Antze berichtete über die "Foltermittel", die bei den Hexenprozessen in Lemgo verwandt wurden, und von denen sich einige im Besitz der Scharfrichterfamilie Clausen befanden. Der Lemgoer Baukommissar Overbeck hatte eine Zeichnung angefertigt, auf der auch die nicht mehr vorhandenen Instrumente dargestellt wurden. Zu ihnen gehörte der Folterstuhl, "nicht mehr aufzufinden, und deshalb nach der vom Nachrichter Clausen davon gegebenen Beschreibung gezeichnet". Im Text hat Antze den Stuhl beschrieben: "Der Folterstuhl (...) ist ein gewöhnlicher Stuhl von starkem Holze, mit niedriger Rückenlehne. An jedem der 4 Füße ist unten ein mit einem Loche versehener eiserner Winkel angebracht, so daß der Stuhl fest auf den Fußboden geschroben werden kann. An einer Seite der Rückenlehne und des Sitzrahmens befinden sich Pferdehaargurte, mittels welcher die Delinquenten auf dem Stuhle befestigt wurden. Die Hände wurden auf dem Rücken festgebunden, und dann die Daumenschrauben angesetzt. Der Sitz hat lang hervorstehende, spitze, hölzerne Stacheln, gleich den beiden Spanischen Stiefeln."[26]
<8> Die Darstellung hat eine doppelte Aussage: Antze liefert einerseits eine genaue Beschreibung des nicht mehr vorhandenen Stuhls und beruft sich dabei auf die Erinnerung des Scharfrichters Johann Henrich Ernst Clausen (1763-1842).[27] Es bleibt jedoch offen, ob Clausen selbst den Stuhl gesehen hatte, oder ob er sich auf die mündliche Überlieferung in seiner Familie bezog.[28] Andererseits beschreibt Antze die Funktion des Stuhls, wobei es sich offenkundig um seine eigene Interpretation handelte. Denn er verweist zwar auf eine Rechnung aus dem Jahre 1631, nach der "zwei Bedenk-(Marter) Stühle auf die Thürme" geliefert worden waren, aber eine Quelle, die das von ihm dargestellte Verfahren beschrieb, lag ihm nicht vor, worauf er an anderer Stelle ausdrücklich hinwies: "Die Anwendung des Folterstuhles hat Referent in den Lemgoischen Acten ausdrücklich nirgends erwähnt gefunden (...)."[29]
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Aus dem Besitz der Scharfrichterfamilie Clausen kamen die Folterinstrumente in den Bestand des Lemgoer Heimatmuseums.[30] Ob sie bereits im späten 19. Jahrhundert in die Altertümersammlung gelangt sind, die im Rathaus und später im ehemaligen Waisenhaus aufbewahrt wurde, und deren Objekte den Grundstock für die Einrichtung des Heimatmuseums bildeten, lässt sich nicht mit Bestimmtheit feststellen.[31] Ähnlich wie in anderen Städten diente im späten 19. Jahrhundert das Rathaus "als eine Art 'stadtgeschichtliches Museum'."[32] Als beispielsweise die Kaiserin Friedrich im Dezember 1895 der Stadt Lemgo einen Besuch abstattete, hatte der Lemgoer Archivar, der promovierte Gymnasiallehrer August Schacht, "verschiedene Altertümer unserer Stadt, wofür der hohe Besuch lebhaftes Interesse zeigte," in der sogenannten Alten Ratsstube ausgelegt.[33] Seit dem Ankauf des privaten Bürgerhauses Breite Straße 19 (das in der mündlichen Überlieferung den Beinamen "Hexenbürgermeisterhaus" trug) durch die Stadt Lemgo wurde die Idee erörtert, dort ein Heimatmuseum zu gründen. Im Jahre 1926 wurde das Museum in zwei Räumen des Hauses eröffnet. Die Objekte entstammten überwiegend der Altertümersammlung, beziehungsweise waren von Bürgerinnen und Bürgern für die Museumsgründung gestiftet worden.[34]
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In dem Zeitungsartikel, der zur Eröffnung erschien, wurde die Präsentation der Folterwerkzeuge besonders hervorgehoben: "Ohne Zweifel wird eben dieser Teil der Sammlung, die Schreckenskammer, auf die fremden Besucher Lemgos die stärkste Anziehungskraft ausüben." Der Verfasser, der promovierte Gymnasiallehrer Karl Meier, beschrieb auch die Vorgehensweise bei der Präsentation der Objekte: "So sind denn die vorhandenen Reste der Folterwerkzeuge aufgrund der exakten Abbildungen, die wir von sämtlichen in Lemgo angewandten Peinigungsmitteln besitzen, glücklich ergänzt worden."[35] Als Nachbau war damit auch der Folterstuhl zum Bestandteil der Ausstellung geworden. Eine Unterscheidung zwischen den Originalen, die im Besitz der Scharfrichterfamilie überliefert waren, und den Nachbauten, dem Folterstuhl und der ebenfalls nachgebauten Streckleiter, wurde in der Ausstellung nicht vorgenommen. Von daher fiel dieser Unterschied auch den Besuchern nicht auf. Aus einem Objekt, dessen erste Beschreibung sich auf eine mündliche Überlieferung stützte, und über dessen Verwendung es keine Quellenbelege gab, wurde ein Ausstellungsgegenstand in einer Museumsinszenierung, von der eine besondere Suggestivkraft ausging.[36] Im Jahre 1931 berichtete der Barntruper Pfarrer Blome über seinen Besuch im Hexenbürgermeisterhaus. Dort war ihm die "Sammlung von Folterwerkzeugen" besonders aufgefallen. "Ich hatte schon allerlei von Daumenschrauben und spanischen Stiefeln gehört; gesehen aber hatte ich sie nicht. Nun bekam ich sie auch zu sehen." Für ihn hatten die Daumen- und Beinschrauben die gleiche Authentizität wie der "Stuhl mit spitzen Klötzen". "Jeder, der das sieht, wird von einem gewissen Grauen ergriffen werden."[37]
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In einem Artikel über das neu gegründete Heimatmuseum hatte Karl Meier zwar darauf hingewiesen, dass es sich bei den im Museum ausgestellten Folterwerkzeugen um "nach vorhandenen Resten und Abbildungen ergänzte" Objekte handelte.[38] In der touristischen Werbung für Lemgo und das Hexenbürgermeisterhaus aber ging diese Differenzierung verloren.[39] In Reiseführern und Prospekten, mit denen für den Besuch im Hexenbürgermeisterhaus geworben wurde, war die Rede von den "Folterwerkzeuge(n) aus der Zeit der Hexenprozesse".[40] Auch die Museumsleitung selbst verzichtete auf die Differenzierung zwischen Original und Nachbau. In einem "Führer durch die Sammlungen", den das Museum in den 1960er-Jahren herausgegeben hatte, lautete die Beschreibung des "Hexenkellers": "Streckleiter und Inquisitionsstuhl zum Erpressen von Geständnissen".[41] Auch in der Literatur über die Hexenprozesse in Lemgo wurde die Authentizität des Folterstuhls vorausgesetzt.[42]
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Im Jahre 1985 wurde der Stuhl über das Lemgoer Heimatmuseum hinaus bekannt. Als Leihgabe war er in der niedersächsischen Landesausstellung "Stadt im Wandel" zu sehen, wo er dem Bereich "Rathaus und Politik. Justiz und Strafe" zugeordnet war. In der Ausstellung wurde er als "Folterstuhl aus Lemgo, 17. Jh." beschrieben.[43] Zwar wurde im Katalogtext darauf hingewiesen, dass es keine Quelle für die Anwendung des Stuhles gab. Deshalb habe er vermutlich "vorwiegend der Verbalterrition", das heißt der Einschüchterung, gedient. Aber an der Authentizität des Stuhls gab es keinen Zweifel: "Man weiß nur, daß er 1632 als Bedenkstuhl oder Marterstuhl - andernorts auch Marterkissen, spanischer Sitz, Lüneburger Stuhl, Beichtstuhl, Angststuhl, Jungfernsessel genannt - von der Stadt in Auftrag gegeben und gekauft worden ist."[44] Auch in der stadt- und regionalgeschichtlichen Literatur zum Rechtswesen und zur Kriminalgerichtsbarkeit wurde die Originalität des Stuhls nicht in Frage gestellt. Während Wolfgang Schild in seiner Darstellung der Lemgoer Kriminalgerichtsbarkeit davon ausging, dass der Stuhl nicht zur Anwendung kam,[45] wurde in einem Ausstellungskatalog zum Rechtswesen in Ostwestfalen-Lippe die These Antzes übernommen, der Verhörte habe bei der Folter im Folterstuhl gesessen.[46] Erst eine dendrochronologische Untersuchung, die im Jahre 1996 durchgeführt wurde, bestätigte, dass es sich nicht um ein Original aus dem 17. Jahrhundert handeln konnte, sondern um einen Nachbau, allerdings unter Verwendung älterer Hölzer.[47]
<13> Der Lemgoer Folterstuhl ist seit einiger Zeit auch im Internet zu sehen, nicht auf der Webseite des Städtischen Museums, sondern auf anderen Webseiten, die sich mit Folterstühlen beschäftigen. So wird er unter anderem in der Internet-Präsentation des "Arbeitskreises Zeitgeiststudien" erwähnt, der unter der Überschrift "Sepp Depp" eine "Prämie für Falschinformationen zur Geschichte" vergibt. Als "Preisgewinner Nr. 21" wird die Berichterstattung über den Folterstuhl kritisiert, der in der Ausstellung "Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten" im Badischen Landesmuseum zu sehen war. Aber selbst dort, wo die Objektbiographie des Lemgoer Folterstuhls herangezogen wird, um als Grundlage für eine Kritik der Medienberichterstattung über historische Ausstellungen zu dienen, schleichen sich Fehler ein. Denn bei dem Stuhl, der im Badischen Landesmuseum ausgestellt war, handelte es sich nicht, wie in "Sepp Depp" behauptet, um den Folterstuhl aus dem Städtischen Museum Lemgo, sondern um den Folterstuhl aus dem Bayerischen Nationalmuseum München.[48]
<14> Mittlerweile hat sich die Erkenntnis, dass es sich - ähnlich wie bei dem Folterstuhl im Bestand des Städtischen Museums Lemgo - auch bei anderen Folter- beziehungsweise Stachelstühlen um Erfindungen des 19. und 20. Jahrhunderts handelt, in der Literatur und in den Museen verbreitet. Der Stuhl, der sich im Hällisch-Fränkischen Museum befindet, wurde 1937 "im Tausch gegen Waffen", wie es auf der Inventarkarte heißt, aus einer Privatsammlung in Ludwigshafen/Rhein erworben. Die Museumsleitung nimmt an, dass es sich bei dem Stuhl "um eine Rekonstruktion aus dem 19. Jahrhundert" handelt.[49] Wolfgang Schild bezeichnet den Stachelstuhl, der sich im "Mittelalterlichen Kriminalmuseum" in Rothenburg befindet, als Rekonstruktion und zählt ihn zu den "phantasievolle(n) Erfindungen" des 19. Jahrhunderts.[50] Auch im Bayerischen Nationalmuseum wird die Authentizität des Folterstuhls bezweifelt, der im Jahre 1860 aus dem Besitz des Landgerichts Eichstätt in die Sammlung kam. In der Internet-Präsentation des Museums wird der Stuhl als ein Beispiel für die Erfindung von Foltergeräten im 19. Jahrhundert dargestellt. "Denn in Gerichtsakten ist ein derartiger Stuhl bisher nicht nachgewiesen."[51] Allerdings waren bereits im Ausstellungskatalog des Badischen Landesmuseums Zweifel an der Authentizität des Stuhls angemeldet worden.[52]
<15> Derartige Zweifel existieren offensichtlich bei den Verantwortlichen der kommerziell betriebenen Foltermuseen nicht. Auf der Webseite des "Mittelalterlichen Foltermuseums" Rüdesheim sowie in der Werbung für die Wanderausstellung "Mittelalterliche Folterwerkzeuge" wird die Originalität der Objekte nicht in Frage gestellt. Dabei handelt es sich um moderne Nachbauten der Erfindungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, bisweilen bewusst auf "alt" und "klobig-derb" getrimmt. Aber nicht nur in den kommerziellen Foltermuseen, sondern auch in einigen historischen Museen werden diese Rekonstruktionen von "Phantasieprodukten" (Wolfgang Schild) immer noch als originale Folterinstrumente ausgestellt, wie die Beispiele Penzlin und Halle verdeutlichen.
<16> Folter- beziehungsweise Stachelstühle sind im späten 19. und im 20. Jahrhundert aber nicht nur als Objekte in die Museen gelangt, sondern sie fanden auch Eingang in die kulturhistorische Literatur zur Hexenverfolgung und Folter.[53] In der Neubearbeitung der "Geschichte der Hexenprozesse" von Soldan-Heppe werden mehrere Beispiele von Folterstühlen erwähnt, darunter der sogenannte "Hackersche Stuhl", der in Baden in Gebrauch gewesen sein soll. "Die Gefangenen wurden auf den mit Stumpfstacheln besetzten Eisenstuhl festgebunden und der Sitz von unten geheizt. So ließ man die Unglücklichen fast tagelang bis zum Geständnisse martern, wenn dieses nicht bald erfolgte, bis zur völligen Erschöpfung oder selbst bis zum Eintritt des Todes." Als Quelle wird eine Protokollnotiz aus Offenburg angegeben, der zufolge eine Angeklagte auf dem Stuhl gestorben sein soll. Da die Arbeit, der die Quellenangabe entstammt, im späten 19. Jahrhundert erschienen ist, ist diese Passage ein Bestandteil der Neubearbeitung von Max Bauer.[54] Vom gleichen Autor stammt auch die Neubearbeitung des Buches von Franz Helbing über die Tortur. Dort werden verschiedene Folterinstrumente aufgeführt, darunter "der Folterstuhl- oder Angststuhl, auch Jungfernsessel genannt, ein Lehnstuhl aus Holz, dessen Lehne, Armstützen, Sitz- und Trittbrett dicht mit etwa 3 cm langen konischen Holzstiften besetzt waren. Zuweilen war dieser Stuhl auch noch mit der Beinschraube versehen, und Brust und Arme wurden durch stachelbesetzte Eisenschienen auf den Holznägeln festgehalten."[55] Die Beschreibung entspricht dem Stuhl, der sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Bayerischen Nationalmuseum befand, aber im Unterschied zu anderen Instrumenten enthält der Text keinen Hinweis auf die Quelle der Beschreibung.
<17> Folter- und Stachelstühle werden auch von anderen Autoren erwähnt. Bruno Emil König führt unter den besonders "schauerliche(n) Marterinstrumente(n)" auch den Folterstuhl auf, den "'Beichtstuhl' oder 'Jungfrauenstuhl', auch 'Hackerscher Stuhl' genannt, eine Art hölzerner Armsessel, auf dessen Sitz der Inquisit entkleidet gesetzt wurde, indem man ihm einen zentnerschweren Stein auf den Schoß band und die Hände auf der Brust zusammenschnürte. Derselbe war mit unzähligen konischen hölzernen Spitzen versehen."[56] Erwähnt wird ein Folterstuhl auch von J. George, der ihn zu den "bekanntesten Folter- und Marterwerkzeuge(n) und Prozedure(n)" zählt. Er beschreibt den Stuhl als "eine Sitzvorrichtung mit überaus vielen spitzen Holznägeln". Der "Nürnberger Folterstuhl" habe "über 2000 solcher spitzen Holznägel" enthalten. "Auf diesen Sitz wurde der seiner Kleidung vollständig entblößte Delinquent - höchstens mit einem ganz dünnen Marterkittel angethan - mit Gewalt niedergesetzt und längere Zeit darin belassen."[57]
<18> Bei den Objekten aus Museen und Sammlungen, auf die in der kulturhistorischen Literatur Bezug genommen wurde, handelte es sich, um dies noch einmal zu betonen, um Erfindungen beziehungsweise Rekonstruktionen aus dem 19. Jahrhundert. Von den Bedenk- und Marterstühlen, die in Rechnungen und Hexenprozessakten des 17. Jahrhunderts erwähnt werden, ist vermutlich keiner erhalten geblieben. Die Quellenangaben liefern nur fragmentarische Hinweis auf die Gestalt dieser Stühle. So ist in einer Klageschrift "wider die Deputirten des Hexen Process zu Lemgo" aus dem Jahre 1669 davon die Rede, "daß die Deputirte einen Newen Stuel mit langen spitzigen Nägeln durch geschlagen, machen laßen, darauff Hans Kettens Fraw hin undt wieder geschüttelt worden".[58] Dieser Stuhl wurde vermutlich nur einmal angewendet, ohne Erfolg, denn Ursula, Hans Kehdens Frau, gestand trotz der Folter auf dem Stuhl nicht. Die Erwähnung des Stuhls war darüber hinaus Bestandteil einer Argumentation, die sich als Vorwurf gegen die Lemgoer Hexendeputierten richtete. Denn der Stuhl, der in dem Verhör angewandt worden war, gehörte offensichtlich nicht zu den als "normal" betrachteten Foltermitteln.[59] Auch aus anderen Hexenprozessen gibt es Quellenhinweise auf die Verwendung von Stühlen in Folterverhören, beispielsweise im Erzstift Köln,[60] in Baden, wo Anna Weinhag auf einen "Wacht Stuel" gesetzt und "mit Schlafentzug gefoltert" wurde,[61] und in Augsburg, wo ein Stuhl mit "stehlenen Spitzen" erwähnt ist.[62] Offenkundig handelte es sich um Stühle, deren Sitzflächen mit Nägeln bestückt waren, und die sowohl dazu dienten, Schmerzen zuzufügen als auch Schlaf zu entziehen. Bildquellen aus dem 17. Jahrhundert wie "der feurige Marterstuhl" entsprachen wohl kaum den Stühlen, die in Prozessakten erwähnt wurden.[63]
<19> Fragt man nach den Gründen, die dazu geführt haben, dass im 19. Jahrhundert Folterkammern nachgebaut und Folterwerkzeuge erfunden wurden, so spielte sicherlich das Stereotyp des "grausamen Mittelalter" eine große Rolle, von dem sich die Bürger und Bürgerinnen im Zeichen eines ungebrochenen Forschrittsglaubens abgrenzen wollten. Gleichzeitig aber ging von diesem Stereotyp eine nicht geringe Faszination aus, die auch in der Popularität von Themen wie der Geschichte der Kriminalität, der Hexenverfolgung und der Folter zum Ausdruck kam. Vermutlich spielten auch männliche Fantasien über den gewalttätigen Umgang mit dem weiblichen Körper eine nicht unwichtige Rolle.[64] Die Abbildung der Tortur auf dem "stachlichte(n) Stuhl", die im Anhang von Rudolf Quanters Buch über die Folter abgedruckt ist, zeigt eine nackte junge Frau, nur mit einem Tuch über den Lenden bekleidet, angebunden auf dem Folterstuhl und umgeben von drei finster blickenden Männern, von denen zwei mit dem Anfachen eines Feuers unter dem Stuhl beschäftigt sind.[65]
<20> Diese Abbildung ist bis in die jüngste Zeit hinein immer wieder nachgedruckt worden.[66] In Verbindung mit dem Folterstuhl hat sie als Bildquelle auch Eingang in Ausstellungen gefunden, wo sie gleichsam die Authentizität eines Fantasieprodukts belegen soll. Insofern wird am Beispiel des Folterstuhls deutlich, dass nicht nur die rekonstruierten Folterinstrumente, sondern auch die mit ihnen verknüpften Bildwelten und Fantasien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts immer noch nachwirken.
<21> Mittlerweile ist der Folterstuhl nicht nur in Ausstellungen zu sehen, sondern man kann ihn auch online betrachten. Wer unter einer der gängigen Suchmaschinen das Stichwort "Folterstuhl" eingibt, findet mehr als 150 Einträge. Die Palette der angezeigten Webseiten erstreckt sich von der Darstellung von Museumsobjekten über die Beschreibung von Erfahrungen auf dem Zahnarztstuhl bis hin zu Angeboten der Sadomaso-Szene. Im Internet findet man die Webseite für das kommerzielle Foltermuseum ebenso wie die kritische Auseinandersetzung mit dem Folterstuhl als Fantasieprodukt. Vom Blick in den Ausstellungsraum beziehungsweise ins Museumsmagazin bedarf es nur eines Klicks bis zum Blick ins Sadomaso-Studio. Die Offerten der Szene, die man unter dem Stichwort "Folterstuhl" findet, sind deutlich formuliert und werden demonstrativ in Szene gesetzt. Allerdings bleibt, nicht nur bei den Angeboten im Internet, sondern auch bei den Präsentationen in Museen und Sonderausstellungen, die Frage, von wem, wie und mit welchen Wirkungen sie letztendlich rezipiert werden.[67]
[1] | Johannes Dillinger: Annäherung an das Fremde: Zum Verständnis von Folter und Hinrichtung im Hexenprozess, in: Rita Voltmer/Franz Irsigler (Hg.): Incubi Succubi. Hexen und ihre Henker bis heute. Ein historisches Lesebuch zur Ausstellung, Luxembourg 2000 (= Publications scientifiques du Museé d'Histoire de la Ville de Luxembourg, Bd. IV), 64. |
[2] | Wolfgang Schild: "Von peinlicher Frag". Die Folter als rechtliches Beweisverfahren, Rothenburg o.J. (= Schriftenreihe des Mittelalterlichen Kriminalmuseums Rothenburg o. d. Tauber, Nr. 4). |
[3] | Vgl. Jürgen Scheffler/Gisela Wilbertz: Die Wiederkehr des "grausamen Mittelalters": Anmerkungen zur Ausstellung "Mittelalterliche Folterwerkzeuge" im Institut für Lippische Landeskunde in Lemgo, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte an der Universität-GH Paderborn, Jahrgang 2000, Heft 1, 57-65, online in der Mailingliste Hexenforschung (28.9.2000). |
[4] | Hartmut Boockmann: Das grausame Mittelalter. Über ein Stereotyp, ein didaktisches Problem und ein unbekanntes Hilfsmittel städtischer Justiz, den Wundpegel, in: ders.: Wege ins Mittelalter. Historische Aufsätze, München 2000, 160-167. (Erstdruck: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, Bd. 38, 1987, 1-9). |
[5] | Vgl. www.foltermuseum.com. Dort heißt es: "sehenswertes mittelalterliches Museum mit aktueller Botschaft", das "eine Sammlung der eindrucksvollsten Folterinstrumente" zeige. Für Informationen zu den Themen und Objekten wird auf die Publikation "Catalog of Exhibition. Medieval Torture Museum" (o.O., o.J.) verwiesen. |
[6] | Zu dieser Wanderausstellung gibt es keinen Katalog. Bei den Exponaten handelt es sich um eine Sammlung von nachgebauten Folterinstrumenten, die wohl zum ersten Mal in Italien präsentiert wurde. Vgl. Mittelalterliche Folterwerkzeuge. Ausstellung im Institut für Lippische Landeskunde, in: Heimatland Lippe, 93. Jahrgang 2000, Nr. 3, 88/89. |
[7] | Zur Ausstellung in San Gimignano vgl. Robert Held: Inquisition und das Verbrechen der Todesstrafe. Betrachtung einiger Folter- und Hinrichtungswerkzeuge aus dem Museum gegen die Todesstrafe in San Gimignano, Toskana, Kehl 1992. Dort heißt es in der Einleitung, dass etwa drei Viertel der Objekte Originale aus dem 16. - 18. Jahrhundert seien, "der Rest dagegen besteht aus genauen Nachbildungen der letzten hundert Jahre". (10). |
[8] | Ebd.: 37/38. Dort heißt es im Beschreibungstext: " Der Stachelstuhl. Rekonstruktion aus den Fragmenten eines Originals aus dem 17. Jahrhundert; etwa 60 Prozent Neuteile, Florenz 1982." Der Stuhl habe "zur Grundausstattung jedes Inquisitors" gehört. |
[9] | Folder des Torture Museum Amsterdam, um 1995. Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Ein Folterstuhl findet sich im Museum La Granja, Mallorca. Den Hinweis verdanke ich einem freundlichen Hinweis von Dr. Klaus Graf in der Mailingliste Hexenforschung vom 11. Februar 2001. |
[10] | Vgl. die Abbildung in Christoph Hinckeldey (Hg.): Strafjustiz in alter Zeit, Rothenburg o. d. Tauber 1980. In den von Friedrich Merzbacher verfassten Texten des Buches wird der "Stachelstuhl" allerdings nicht erwähnt! Eine Abbildung des Stuhles mit der Bildunterschrift "Stachelstuhl, 17. Jh." in: Wolfgang Schild: Alte Gerichtsbarkeit. Vom Gottesurteil bis zum Beginn der modernen Gerichtsbarkeit, München 1980, 173. |
[11] | Zur Objektgeschichte der beiden Folterstühle, die zum Bestand des Bayerischen Nationalmuseums gehören, vgl. künftig Ingolf Bauer: Rechtsaltertümer im Bayerischen Nationalmuseum, in: Festschrift für Andreas Kraus, Bd. 2, München 2002. |
[12] | Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Braunschweig 1990 (= Museum), 12/13. |
[13] | Vgl. TAZ vom 20. November 1993. |
[14] | Im Stadtmuseum Halle steht der "Stachelstuhl" - neben zahlreichen nachgebauten Ritterrüstungen - in der Abteilung "Halle im Mittelalter". Der Begleittext lautet: "Auf diesem mit 1600 Spitzen versehenen 'Sitzmöbel' mußte die der Folter unterworfene Person furchtbare Qualen erleiden." Ein Hinweis darauf, dass es sich um einen Nachbau handelt, existiert nicht. Im Katalog wird der Stuhl nicht erwähnt. Vgl. Stadtmuseum Halle, Halle o.J. (1996/96). |
[15] | Abbildung in Wolfgang Schild: Alte Gerichtsbarkeit, 172. Der Stuhl wird als originales Folterinstrument auch erwähnt in: Witold Maisel: Rechtsarchäologie Europas, Wien/Köln/Weimar 1992, 162. Sowohl bei Schild als auch bei Maisel wird darüber hinaus auf den Stuhl verwiesen, der zum Bestand der sogenannten Folterkammer in Regensburg gehörte. Vgl. C. Dransfeld: Die Folterkammer in Regensburg, Regensburg 1913, 17 und 32, wo der Stuhl als "Beichtstuhl" beziehungsweise "schlimme Liesel" bezeichnet wird. |
[16] | Vgl. die Abbildung in: Wolfgang Jahn et al. (Hg.): "Geld und Glaube". Leben in evangelischen Reichsstädten, Augsburg 1998 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur, 37/98), 197. Hinweise auf die Überlieferungsgeschichte des Stuhls, der auf Grund einer Inschrift auf das Jahr 1750 datiert wird, fehlen bislang. Für Informationen danke ich Günther Asche, Stadtmuseum Memmingen. |
[17] | Vgl. die Abbildung des Lemgoer Folterstuhls in: Matthias Götz/Bruno Haldner: Sprechende Gegenstände, Basel 1991. Als Erläuterung steht dort: "'Bedenkstuhl', Lemgo, 17. Jh.". |
[18] | Hajo Eickhoff (Hg.): Sitzen. Eine Betrachtung der bestuhlten Gesellschaft, Frankfurt 1997, 33. Im Text findet der abgebildete Folterstuhl aus dem Bayerischen Nationalmuseum München keine Erwähnung. |
[19] | Arbeitskreis Zeitgeiststudien. Sepp Depp. Prämie für Falschinformationen zur Geschichte. Preisgewinner Nr. 21. http://www.icd-webfactory.com/~harry/sepd/021.htm (Verfasser: Dietmar Nix). - Die Informationen, auf denen der Text beruht, entstammen dem Vortrag, den Elisabeth Schraut, Karlsruhe, am 25. Februar 2000 auf der Tagung "Hexenverfolgung im Museum" des Arbeitskreises Interdisziplinäre Hexenforschung und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart gehalten hat. |
[20] | Wilhelm Funk: Alte deutsche Rechtsmale. Sinnbilder und Zeugen deutscher Geschichte, Bremen/Berlin 1940, 93. |
[21] | Ders.: Deutsche Rechtsdenkmäler unter besonderer Berücksichtigung Frankens, Erlangen 1938, 72. |
[22] | Wolfgang Schild: Die Eiserne Jungfrau. Dichtung und Wahrheit, Rothenburg o.J. (= Schriftenreihe des Mittelalterlichen Kriminalmuseums Rothenburg o. d. Tauber, Nr. 3). |
[23] | Hartmut Boockmann: Das grausame Mittelalter, 323. Der Text ist zuerst erschienen in: Neue Museumskunde 34 (1991), 92-99. |
[24] | Vgl. zu dieser Thematik die kurzen Anmerkungen von Wolfgang Schild, Die Eiserne Jungfrau, 28. |
[25] | Klaus Graf: Das leckt die Kuh nicht ab. "Zufällige Gedanken" zu Schriftlichkeit und Erinnerungskultur der Strafgerichtsbarkeit, in: Andreas Blauert/ Gerd Schwerhoff (Hg.): Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne, Konstanz 2000 (= Konflikte und Kultur - Historische Perspektiven, Bd. 1), 285. Auch online unter: http://www.uni-koblenz.de/~graf/strafj.htm |
[26] | Christian Antze: Vom Hexen-Processe vor den Gerichten im Umfange der ehemaligen Grafschaft, des jetzigen Fürstenthums, Lippe. V. Von der Form des Verfahrens, in: Lippisches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl, Nr. 41 vom 9. Januar 1839, Sp. 649. |
[27] | Zur Biografie von Johann Henrich Ernst Clausen vgl. Gisela Wilbertz: Zur sozialen und geographischen Mobilität einer Scharfrichterfamilie in der Frühen Neuzeit. Die Clauss (Clausen, Claessen, Clages) aus Lemgo, in: Beiträge zur Westfälischen Familienforschung 53 (1995), 292-294. |
[28] | Ein Stuhl "mit langen spitzigen Nägeln" war in einem Verhör zur Anwendung gekommen, das Clausens Ur-Urgroßvater, der Scharfrichter David Clauss der Ältere, im Jahre 1666 durchgeführt hatte. Vgl. Gisela Wilbertz: Familie, Nachbarschaft und Obrigkeit. Soziale Integration und Loyalitätskonflikte im Leben des Lemgoer Scharfrichters David Clauss d. Ä. (1628/29-1696), in: dies./Jürgen Scheffler (Hg.): Biographieforschung und Stadtgeschichte. Lemgo in der Spätphase der Hexenverfolgung, Bielefeld 2000, 294. |
[29] | Christian Antze: Vom Hexen-Processe, in: Lippisches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl, Nr. 42 vom 16. Januar 1839, Sp. 663. |
[30] | Gisela Wilbertz: Der Nachlaß der Scharfrichterfamilie Clauss/Clausen in Lemgo, in: Silke Urbanski et al. (Hg.): Recht und Alltag im Hanseraum. Festschrift für Gerhard Theuerkauf zum 60. Geburtstag, Lüneburg 1993, 446. Möglicherweise sind die Objekte nach dem Tod von Wilhelmine Henriette Klintzing, der Witwe des letzten Clausen, im Jahre 1903 von den Erben an die Verantwortlichen der Altertümersammlung abgegeben worden. |
[31] | Lippische Post Nr. 283 vom 3. Dezember 1903. In dem Artikel über den Besuch des Bürgervereins in der Altertümersammlung wird der sogenannte Kropsche Kasten, ein Folter- und Verwahrinstrument aus dem 18. Jahrhundert erwähnt, nicht aber die Daumen- und Beinschrauben. Der Kropsche Kasten wurde allerdings seit dem frühen 19. Jahrhundert im Rathaus aufbewahrt. Er entstammte nicht dem Besitz der Scharfrichterfamilie. |
[32] | Klaus Graf: Das leckt die Kuh nicht ab, 261. |
[33] | Lippische Post Nr. 210 vom 4. Dezember 1895. |
[34] | Zum Ankauf des privaten Bürgerhauses durch die Stadt Lemgo, einem Präzedenzfall der Denkmalpflege im Fürstentum Lippe, sowie zur Einrichtung des Heimatmuseums vgl. Jürgen Scheffler: "Die alten Bauten von Lemgo" - Urbanisierung, Heimatschutz und Denkmalpflege in der Kleinstadt: Lemgo 1870 bis 1930, in: Westfalen 72 (1994), 379-405. |
[35] | Lippische Post Nr. 271 vom 13. November 1926. |
[36] | Allgemein hierzu Gottfried Korff: Zur Faszinationskraft der Dinge. Eine museumshistorische Reflexion in Bildern, in: Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien (Hg.): Volkskultur und Moderne. Europäische Ethnologie zur Jahrtausendwende. Festschrift für Konrad Köstlin zum 60. Geburtstag am 8. Mai 2000, Wien 2000 (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Ethnologie der Universität Wien, Bd. 21), 341-354. |
[37] | Blome: Im Hexenbürgermeisterhause in Lemgo, in: Reformiertes Sonntagsblatt Nr. 33 vom 16. August 1931. |
[38] | Karl Meier: Das Heimatmuseum der Stadt Lemgo, in: Die Stadt Lemgo in Lippe, Hannover 1926 (= Monographien Deutscher Städte), 26. |
[39] | Zur touristischen Popularisierung der Stadt Lemgo als "Hexennest" vgl. Jürgen Scheffler: Tourismus, Museum und Geschichtskultur in einer "alten Stadt": Das Beispiel Lemgo, in: Land-Berichte. Halbjahresschrift über ländliche Regionen, IV (2001) Nr. 6, 19-32. |
[40] | Alte Hansestadt Lemgo. Eine steinerne Chronik. Führer durch die Alte Hansestadt Lemgo, Lemgo o.J. (um 1936). |
[41] | Hexenbürgermeisterhaus. Städtisches Museum mit "Galerie des Lipperlandes". Alte Hansestadt Lemgo. Führer durch die Sammlungen, o.O., o.J. |
[42] | Günter Kleinwegener: Die Hexenprozesse von Lemgo. Dissertation, masch. Diss. Jur., Bonn 1953, 65. |
[43] | Marianne Zehnpfennig: Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland 1150-1650. Ein Kurzführer, Braunschweig 1985, 126. |
[44] | Wolfgang Schild: Folterstuhl und Maulsperre, 17. Jh., in: Cord Meckseper (Hg.): Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland 1150-1650. Ausstellungskatalog Bd. 2, Stuttgart-Bad Cannstatt 1985, 964. Schild bezieht sich bei dem Hinweis auf die Rechnung von 1632 auf die ältere Literatur, nämlich Antze und Kleinwegener. Die Quelle über die Anwendung eines Folterstuhles im Jahre 1666 war ihm offenkundig nicht bekannt. |
[45] | Ders.: Alte Lemgoer Kriminalgerichtsbarkeit, in: Peter Johanek/Herbert Stöwer (Hg.): 800 Jahre Lemgo. Aspekte der Stadtgeschichte, Lemgo 1990 (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Lemgo, Bd. 2), 157. |
[46] | Das Rechtswesen in Ostwestfalen-Lippe. Ausstellung des Nordrhein-Westfälischen Staatsarchivs Detmold, Detmold 1979 (= Veröffentlichungen der Staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, Reihe D, Heft 12), 19. |
[47] | Die Probe wurde aus der Sitzfläche des Stuhles entnommen und ergab, dass das verwendete Holz um 1788 gefällt wurde. Vgl. Dendrochronologisches Gutachten des Planungsbüros Tisje, Neu-Isenburg, 17. Juli 1996. |
[48] | Arbeitskreis Zeitgeiststudien. |
[49] | Ich danke Frau Dr. Sabine Morgen und Herrn Dr. Armin Panter, Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, für Hinweise zum Folterstuhl des Museums. |
[50] | Wolfgang Schild: "Von peinlicher Frag", 53. |
[51] | http://www.bayerisches-nationalmuseum.de/Win/d/d/htm. Vgl. künftig den Aufsatz von Ingolf Bauer, Rechtsaltertümer. |
[52] | G(isela) G(rasmück): Folterstuhl, in: Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten. Katalogband, Karlsruhe 1994 (= Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Bd. 2/1), 129 - 131. |
[53] | Wolfgang Behringer: Zur Geschichte der Hexenforschung, in: Sönke Lorenz (Hg.): Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten. Aufsatzband, Karlsruhe 1994 (= Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, Bd. 2/2), 112. Eine neuere Studie über Autoren wie Rudolf Quanter und Franz Helbing, die um 1900 kulturhistorische Arbeiten zur Folter verfasst haben, beziehungsweise Max Bauer, der die Bücher von Wilhelm Soldan und Heinrich Heppe sowie von Franz Helbing überarbeitet und neu herausgegeben hat, fehlt. |
[54] | Soldan-Heppe: Geschichte der Hexenprozesse. Neu bearbeitet und herausgegeben von Max Bauer. Bd. I, Hanau 1912, hier zitiert nach: Hanau 1968 (3. Auflage), 351. |
[55] | Franz Helbing/Max Bauer: Die Tortur. Geschichte der Folter im Kriminalverfahren aller Zeiten und Völker, Berlin 1926 (= Sammlung kulturgeschichtlicher Werke), 195. |
[56] | B(runo) Emil König: Geschichte der Hexenprozesse. Ausgeburten des Menschenwahns, Eltville 1989, 72. (Erstdruck: Rudolstadt 1893) |
[57] | J. George: Humanität und Kriminalstrafen. Eine Zusammenstellung sämtlicher Kriminalstrafen vom frühesten Mittelalter bis auf die Gegenwart unter Berücksichtigung aller Staaten Europas nebst einer Besprechung derselben unter dem Gesichtswinkel der Humanität, Jena 1898, 147. |
[58] | Staatsarchiv Detmold, L 28 Lemgo B.IX.3. Prozeß Cord Dircking, Bd. 2. Den Hinweis auf diese Quelle verdanke ich Frau Dr. Gisela Wilbertz, Stadtarchiv Lemgo. |
[59] | Den Hinweis auf den Kontext, in dem der Stuhl erwähnt wird, verdanke ich ebenfalls Frau Dr. Gisela Wilbertz. |
[60] | Thomas P. Becker: Hexenverfolgung im Erzstift Köln, in: Hexenverfolgung im Rheinland. Ergebnisse neuerer Lokal- und Regionalstudien, Bergisch Gladbach 1996 (= Bensberger Protokolle 85), 120. Dr. Thomas Becker danke ich für weitere Hinweise auf die Verwendung von Folterstühlen in rheinischen Prozessen. |
[61] | Peter Oestmann: Hexenprozesse am Reichskammergericht, Köln/Weimar/Wien 1997 (= Quellen und Forschungen zur Höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich, Bd. 31), 253. |
[62] | Helmut Schuhmann: Der Scharfrichter. Seine Gestalt - seine Funktion, Kempten 1964, 182. |
[63] | Vgl. den Kupferstich bei: Hermann Löher: Wehmütige Klage der frommen Unschuldigen, Amsterdam 1676. Eine Reproduktion bei Wolfgang Schild, "Von peinlicher Frag", 109. |
[64] | Vgl. Heide Wunder: Die Macht der Bilder und das historische Argument. Überlegungen zur Eröffnung der Ausstellung "Hexenwahn und Hexenverfolgung in und um Schwäbisch Hall", in: Württembergisch Franken. Jahrbuch 73 (1989), 156. - Vgl. auch die (leider nur) knappen Anmerkungen in: Gudrun Körner: Schönheit und Nutzen. Zur ästhetischen Rezeption der Folter, in: Peter Burschel/Götz Distelrath/Sven Lembke (Hg.): Das Quälen des Körpers. Eine historische Anthropologie der Folter, Köln/Weimar/Wien 2000, 281/282. |
[65] | Rudolf Quanter: Die Folter in der deutsche Rechtspflege sonst und jetzt. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Strafrechts, Dresden 1900 (Nachdruck: Aalen 1970), Abbildung XI. |
[66] | Hans-Peter Pracht: täntze, todt und teuffel. Die grausame Spur der Hexenverfolgung in der Eifel, Aachen 1991, 69. |
[67] | Zur Popularität und zur Rezeption sexualbezogener Internet-Inhalte vgl. Nicola Döring: Sozialpsychologie des Internet, Göttingen 1999. |
Empfohlene Zitierweise:
Jürgen Scheffler: Der Folterstuhl - Metamorphosen eines Museumsobjektes, in: zeitenblicke 1 (2002), Nr. 1 [08.07.2002], URL: <http://www.zeitenblicke.historicum.net/2002/01/scheffler/scheffler.html>
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