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2 (2003), Nr. 1: Inhalt
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Elisabeth Kieven

Lineamenta - Eine Forschungsdatenbank für Architekturzeichnungen

"Tota res aedificatoria
Lineamentis et structura constituta est.
"

(Leon Battista Alberti, De Re Aedificatoria, I, 1)

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Die wissenschaftliche Betrachtung von Architekturzeichnungen ist in jüngerer Zeit um neue Facetten und Perspektiven ergänzt und erweitert worden: Eine Architekturzeichnung wird nicht mehr nur als Informationsquelle im Zusammenhang mit einem bestimmten Bauwerk oder Planungsprozess gesehen, sondern immer mehr auch als eigenständiges künstlerisches Objekt und als Mittel der Kommunikation zwischen Architekten und Auftraggeber. Um italienische Architekturzeichnungen des 17. und 18. Jahrhunderts wissenschaftlich zu erfassen, entsteht an der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom) unter Leitung von Prof. Dr. Elisabeth Kieven eine voll webfähige Forschungsdatenbank, die über herkömmliche digitale und nicht-digitale Sammlungskataloge oder Werkverzeichnisse hinausgeht, da Informationen zu Personen und Institutionen, zu Bauten, Projekten, Archivquellen und der Sekundärliteratur mit den Zeichnungsdaten verknüpft werden. Hochaufgelöste Scans der Zeichnungen und spezifische Studienwerkzeuge für den Bildschirm ermöglichen es, in der Zeichnungsforschung neue Wege zu beschreiten.



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Die Bilddatenbank soll heute in aller Welt verstreute Zeichnungen virtuell wieder zusammenführen; darüber hinaus wird ihre Struktur mit der Möglichkeit komplexer Suchabfragen vielfältige und neue Einblicke in das erhaltene Quellenmaterial ermöglichen. Architektur- und kulturgeschichtliche Phänomene wie der Aufbau von Zeichnungssammlungen im 18. Jahrhundert, die Verbreitung einzelner Zeichnungen und Bauten als Vorbilder in der akademischen Lehre und der Baupraxis in Europa, der künstlerische und persönliche Austausch zwischen Architekten und Bauherren oder die Entwicklung formaler und technischer Traditionen stehen dabei im Vordergrund. Die Verknüpfung der Zeichnungsdatensätze mit dem ebenfalls an der Bibliotheca Hertziana im Aufbau befindlichen interaktiven Katalog der römischen Stadtpläne soll die Perspektive auf das gesamte Stadtbild erweitern. Der Ertrag wird nicht zuletzt darin liegen, dass sich aus der somit entstandenen Übersicht neue Fragestellungen ergeben werden.



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Der Aufbau der Datenbank, der in internationaler Kooperation erfolgt, hat mit ersten Aufnahmen aus der Sammlung der Accademia di San Luca in Rom und dem Archiv des Barnabitenordens in Mailand begonnen. Im Rahmen des EU-finanzierten, interdisziplinären Projektes ECHO (European Cultural Heritage Online - http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de) erfolgt die Erfassung und Auswertung des umfangreich erhaltenen Materials zur Fontana di Trevi in Rom. Weitere Kontakte mit wichtigen Zeichnungssammlungen sind bereits angebahnt.



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Datenbanktechnisch wird Lineamenta auf einem XML-Schema (ZUCCARO, "ZOPEbased Universally Configurable Classes for Academic Research Online") beruhen und PostgreSQL zur Speicherung der Daten und für komplexe Abfragen benutzen. Ein wesentliches Ziel der Arbeit an ZUCCARO und damit auch an Lineamenta soll die Mehrsprachigkeit von Benutzeroberflächen und Thesauri sein. Dieses frei verfügbare Gesamtsystem ist dank des modularen Aufbaus und der Konfigurationsmöglichkeiten leicht an die Bedürfnisse anderer Datenbank-Projekte anzupassen, wobei die Fähigkeit zum Austausch von Daten zwischen unterschiedlichen Installationen über XML erhalten bleiben soll. ZUCCARO bildet die Grundlage für die Kooperation der beiden Datenbank-Projekte der Bibliotheca Hertziana, Lineamenta und ArsRoma (Malerei in Rom 1580-1630).

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Der spezielle, über Password zugängliche Grafik-Server DIGILIB macht die hochaufgelösten Scans der Zeichnungen (400 MB) ohne technischen Aufwand von Seiten des Nutzers via Internet zugänglich und ermöglicht die Arbeit mit den Zeichnungen auf dem Bildschirm. Man kann mit historischen Maßeinheiten messen (Programm-Modul ARCHIMEDES), Vergleiche führen, Zeichnungen oder Details davon per Fußnote kommentieren und diese Bemerkungen als Links verschicken. Darstellung in Originalgröße und vergleichbare Tools werden es auch am Bildschirm erlauben, Detaillierungsgrad und darstellerische Präzision einer Zeichnung richtig einzuschätzen. Die Bibliotheca Hertziana ist als eines der ersten Kunstgeschichtsinstitute in der Lage, Architekturzeichnungen bis zu einer Größe von A0 in so hoher Auflösung zu digitalisieren, dass die ganze Informationsdichte der Zeichnungen bis in die Papierstruktur hinein transportiert wird. Damit erleichtert Lineamenta den Zugang zu den wertvollen Zeichnungen bei gleichzeitiger größter Schonung des empfindlichen Materials.

Autor

Elisabeth Kieven
Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom
E-Mail: kieven@biblhertz.it
Web: http://www.biblhertz.it/deutsch/forschung/Dateien/lineamenta.htm

Wissenschaftliche Mitarbeiter:
Costanza Caraffa, Bibliotheca Hertziana
Bernd Kulawik, Bibliotheca Hertziana
Martin Raspe, Universität Trier/Bibliotheca Hertziana
Hermann Schlimme, Bibliotheca Hertziana

Erweiterter Arbeitskreis:
Michael Eichberg, Bibliotheca Hertziana
Christoph Glorius, Bibliotheca Hertziana
Johannes Röll, Bibliotheca Hertziana
Georg Schelbert, Bibliotheca Hertziana

Empfohlene Zitierweise:

Elisabeth Kieven: Lineamenta - Eine Forschungsdatenbank für Architekturzeichnungen,
in: zeitenblicke 2 (2003), Nr. 1 [08.05.2003],
URL: <http://www.zeitenblicke.historicum.net/2003/01/kieven/index.html>

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ZEITENBLICKE ISSN: 1619-0459
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