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2 (2003), Nr. 1: Inhalt
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Dorothea Merkel

Memories of Slavery - Trauma and Representation in European and African art and visual culture 17th - 21st century

  
Die Datenbank untersucht die bildliche Aufarbeitung der Geschichte und Nachgeschichte des transatlantischen Sklavenhandels in der europäischen und westafrikanischen Kunst und die auffällige Aktualität des Themas in der internationalen Gegenwartskunst.

Bilder der Sklaverei in der europäischen Kunstgeschichte vom 17. zum 19. Jahrhundert

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Hautfarbe und Inkarnat
Der malereigeschichtliche Terminus Inkarnat definiert seit der Renaissance Haut als farbige Oberfläche, Hülle und Grenze des Körpers.[1] Koloristisch orientierte Maler (wie Tizian, Veronese, Rubens oder Reynolds) drücken mittels der Hautfarbe sexuelle und ethnische Differenz aus. Stellvertretend sind hier die Figuren des infantilen Mohrenpagen in der Bildnis- und der schwarzen Dienerin in der Historienmalerei zu nennen. Untersucht werden soll, wie Hautfarbe im Kontext eines expandierenden Sklavenhandels gedeutet wird und welche Rolle dabei die medizinisch-ästhetischen Diskussionen um den "Rassebegriff" spielen.



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Abolition und Emanzipation

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Die Bildpublizistik gegen die Sklaverei zwischen 1760 und 1848 stellt im Emblem der Abolitionisten ("Am I not a man and brother?") den Schwarzen als Objekt der patriarchalen Fürsorge dar. Untersucht werden soll weiterhin die quantitativ kleine, aber bedeutende Gruppe von Gemälden und Graphiken der Bildnisse emanzipierter SklavInnen. Diese changieren zwischen den Extremen einer totalen Anpassung an Europa und der Projektion europäischer Phantasmen über Afrikanität auf den porträtierten Körper.[2]



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Nach der Abolition: verleugnete Erinnerung in der Kunst/ Visuellen Kultur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

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Denkmäler, Gedenk-Medaillen, Schmuckblätter, Historien- und Genregemälde feiern das Verbot der Sklaverei als Triumph der westlichen Zivilisationen und als nationale Kulturleistung, ohne die Leiden der SklavInnen und die Grausamkeit der Sklavenhalter darzustellen. Dies weist darauf hin, dass die soziale Praxis der Sklaverei nicht in ein positives, historisches Selbstverständnis integriert werden konnte. Diese Leerstelle soll verdeutlicht und Ausnahmen wie William Turners Gemälde "Slaveship" aus dem Jahr 1840 auf die "Undarstellbarkeit des Phänomens Sklaverei" hin untersucht werden.[3]



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Orte, Objekte und Subjekte der Erinnerung an die Sklaverei in Westafrika

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Orte der Erinnerung
Das Projekt greift hier Theorien über das kulturelle Gedächtnis auf, das durch "lieu de memoires" gebildet wird. Zunächst soll ein Katalog der Orte aufgestellt werden, an denen auf unterschiedlichen lokalen, nationalen und internationalen Ebenen Erinnerung praktiziert wird. In einem zweiten Schritt soll die Inszenierung dieser Erinnerung (durch Architektur, Denkmäler, Skulpturen oder museale Präsentation) untersucht werden. Erinnerung an die Sklaverei ist in Westafrika an die berühmten "Sklavenburgen" und Hafenstädte der "Sklavenküste" gebunden, die seit den siebziger Jahren sukzessive in das world heritage-Programm der UNESCO aufgenommen werden.

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SklavInnen als Künstler
Der Grundgedanke dieses Schwerpunktes ist es, SklavInnen als Produzenten ihrer eigenen Kunst zu dokumentierten. Künstlerische Kreativität und Autorschaft galt seit Vasaris Viten als männliches, europäisches Privileg und Ausdruck von Autonomie und Freiheit. Die Forschungen von Adandé zur Hofkunst von Dahomey haben jedoch gezeigt, dass die hoch entwickelte Textilkunst, Lehmreliefs und Metallskulpturen von Sklaven hergestellt wurden.[4]

Postmoderne und Postkolonialismus: Erinnerung an die Sklaverei in der Gegenwartskunst seit 1985

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Internationale Gegenwartskunst und lokale Produktion
Seit Mitte der achtziger Jahre setzen sich afroamerikanische, afrobritische und afrikanische KünstlerInnen (beispielsweise Georges Adéagbo, Romuald Hazoumé, Kara Walker...) auf dem internationalen Kunstmarkt mit der Erinnerung an die Geschichte der Sklaverei auseinander. Die Arbeiten stellen Fragen wie: Wer kontrolliert das kollektive Bildgedächtnis? Wie kann die von Sexismus, Rassismus und Kolonialismus geprägte Ikonographie der Sklaverei postkolonial gedeutet werden? Welche Rollen spielen die Institutionen des Museums und des Kunstbetriebes?

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Ebenso sollen auch KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen, die keinen Zugang zum internationalen Markt haben, sich jedoch in Benin dem Tabu-Thema Sklaverei widmen, untersucht werden. Diese Arbeiten richten sich an ein lokales Publikum und an Touristen (Airportart). Es geht darum, einen Bereich zu skizzieren, der den globalen Anspruch der West-Kunst in Frage stellt und die fließenden Übergänge zwischen Populär- und Galeriekunst thematisiert.

WIRE: Beschreibung des Datenbanksystems

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Die Datenbank Memories of Slavery arbeitet mit dem Programm WIRE (Word & Image Retrieval Environment), das in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließung und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften der Universität Trier von Dr. Martin Raspe (Fachbereich Kunstgeschichte) entwickelt wurde. Es handelt sich um ein Datenbanksystem zur wissenschaftlichen Materialsammlung in den Bildwissenschaften. WIRE dient der integrierten Erfassung, Erschließung und Bearbeitung. Einfache Bedienung, eine mehrsprachige Benutzeroberfläche sowie Standard- und Open-Source-Software (Microsoft Word, MySQL, Perl, Netscape) waren die Leitlinien für die Konzeption des Systems. Die Eingabe des Materials erfolgt über eine spezielle Dokumentvorlage mit Makros in Microsoft Word; die Erschließung über beschreibende und analysierende Texte sowie über hierarchisch strukturierte Schlagwörter-Tabellen (Thesauri). Für die nähere Zukunft ist eine neue, stabilere Version auf Basis des integrierten Internet-Informationssystems ZOPE geplant.
Mittlerweile wird WIRE an mehreren Lehrstühlen im Fach Kunstgeschichte der Universität Trier verwendet (siehe http://ntskg01.uni-trier.de).

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Die Datenbanken sind via Internet zugänglich und eignen sich daher gut zur Präsentation auch außerhalb der Universität Trier. WIRE bietet gegenüber der herkömmlichen Bild- und Textsammlung durch Zettelkästen und ähnliche Aufbewahrungs- und Verwaltungssysteme mehrere Vorteile: über die unterschiedlichen Schlagwortkategorien ist nicht nur eine gezielte Ordnung möglich, es lassen sich zudem durch die Verlinkung mit gleichen Schlagwörtern inhaltliche oder formale Zusammenhänge optisch deutlich machen. Eine gezielte Suche innerhalb des Materials ist dadurch nicht nur nach Basisdaten wie Künstlerzuschreibungen oder ikonographischen Motiven, sondern auch nach interpretatorischen Gesichtspunkten möglich.

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Speziell für unser interdisziplinär und interkulturell angelegtes Projekt ist der Einsatz einer Datenbank von großem Vorteil: über das Medium Internet ist die Vernetzung lokal sehr weit auseinander liegender Forschungsinstitutionen und Länder wie Deutschland-Afrika-Canada leichter möglich. Die Datenbank soll als Kommunikationsmedium dienen, das allen Beteiligten Einblick in das durch die Projektpartner gesammelte Material bieten kann. Die Interpretation der besprochenen Kunstwerke kann dann in einem Forum direkt kommentiert, kritisiert oder erweitert werden. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass ansonsten schwer zugängliches Material einem breiteren Interessentenkreis einsehbar wird: ein solches Beispiel stellen die Kunstobjekte des Hofes von Dahomey/Benin dar, die in Europa kaum bekannt sind. Die mehrsprachige Benutzeroberfläche trägt der Internationalität des Projektes Rechnung: eine gezielte Suche ist bis jetzt auf Deutsch und Englisch möglich, aber auf beliebige andere Sprachen erweiterbar.
Im jetzigen Stadium ist die Datenbank zwar via Netz erreichbar, wird jedoch primär universitätsintern benutzt. Mit zunehmender Ausweitung sind statistische Erhebungen über das Benutzerprofil vorgesehen.

Anmerkungen

1Claudia Benthien: Haut. Literaturgeschichte, Körperbilder, Grenzdiskurse, Reinbeck bei Hamburg 1999.
2Helen Weston: Representing the right to represent. The portrait of citizen Belley, ex-representative of the colonies by A.L. Girodet, in: Res. Anthropology and Aesthetics, 1994, 83-99.
3Tobias Döring: Turning the colonial gaze. Re-Visions of terror in Dabydeens Turner, in: Third Text, 38 (1997), 3.
4Joseph Adandé: Court arts in West Africa, finished forms of expression of urban life in precolonial cities. In: Alexis B. A. Adandé / Emmanuel N. Arinze (Hg.): Museum of urban culture in West Africa, Oxford 2002, 47-53.

Autor

Dorothea Merkel
Universität Trier
E-Mail: dodome@gmx.de
Web: http://ntskg01.uni-trier.de

Empfohlene Zitierweise:

Dorothea Merkel: Memories of Slavery – Trauma and Representation in European and African art and visual culture 17th –21st century,
in: zeitenblicke 2 (2003), Nr. 1 [08.05.2003],
URL: <http://www.zeitenblicke.historicum.net/2003/01/merkel/index.html>

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