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Winfried Schulze |
Zur Geschichte der
Fachzeitschriften
Von der 'Historischen Zeitschrift' zu den 'zeitenblicken'
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Abstract |
Der Beitrag schlägt
einen weiten Bogen zwischen den Fachzeitschriften 'klassischen Stils'
und den neuen E-Journals. Zunächst richtet sich der Blick auf
die Anfänge der wissenschaftlichen Fachzeitschriften, die sich
von Periodika mit universalem Anspruch im späten 19. Jahrhundert
zu differenzierten Fachorganen mit einem breiten Informationsangebot
zu entwickeln begannen. Exemplarisch nachgezeichnet wird der Weg der
gedruckten Fachzeitschriften in seinen einzelnen Stationen am Beispiel
der Historischen Zeitschrift. Sind gedruckte Fachzeitschriften Vergangenheit,
liegt die Verheißung der Zukunft in den E-Journals? Der Artikel
schließt mit einem ambivalenten Fazit: Während Zeitschriftenkrise
und technische Möglichkeiten E-Journals einerseits als das geeignete
und zukunftsweisende Medium der Fachinformation erscheinen lassen,
stehen traditionelle Rezeptionsformen und Skepsis gegenüber der
'flüchtigen' Form des elektronischen Publizierens einer breiten
Nutzung solcher Periodika derzeit noch entgegen. Inwieweit diese Skepsis
überwunden werden kann, wird man in den nächsten Jahren
erst noch sehen müssen. |
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Fachzeitschriften
als relevantestes Medium der Fachinformation |
<1>
Wir alle haben es im Proseminar gelernt: Fachzeitschriften sind unverzichtbarer
Bestandteil historischen Arbeitens. Wer auf der Höhe der wissenschaftlichen
Diskussion sein will, muss sie benutzen, also gilt schon im Proseminar,
den Umgang mit möglichst vielen von ihnen zu lernen, aber auch
wichtige von unwichtigen zu unterscheiden. Fachzeitschriften sind
aber auch ein konstitutives Merkmal der Ausbildung der wissenschaftlichen
Disziplinen und gehören damit zum Material, aus dem Fachgeschichten
geschrieben werden können. [1] Es gibt kaum
ein besseres Mittel der Langzeitanalyse der thematischen Konjunkturen
in unserem Fach als den Blick in die Liste der behandelten Themen.
[2] Insofern liegt es nahe, dieses reiche Quellenmaterial
quantitativ auszuwerten, Autoren, Trends und Themen nachzuspüren.
Freilich darf darüber die interne Geschichte der einzelnen Zeitschrift
nicht vernachlässigt werden, die Zusammensetzung des Herausgebergremiums,
interne Dissense, die Regelung der Begutachtung einlaufender Manuskripte,
die Beziehungen zwischen Verlag und Redaktion, die Rolle von Fachverbänden
und Förderorganisationen. Nicht zuletzt muss auch der Wirkung
einer Zeitschrift Rechnung getragen werden, auch wenn der 'impact-factor'
einer Zeitschrift gewiss nicht alles über die Qualität der
Beiträge aussagt. [3] |
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Titelseite
der 'Acta eruditorum' |
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Die
Anfänge der Zeitschriftenentwicklung |
<2>
Beginnen wir mit den Anfängen im 17. Jahrhundert. Nennen wir
als erstes das 'Journal des Savants' und die 'Philosophical Transactions'
der Royal Society, mit denen 1665 zum ersten Mal Publikationen auf
den Markt kamen, die es sich zur Aufgabe machten, der Öffentlichkeit
zu berichten, "ce qui se passe de nouveau dans la République
des lettres"? [4] Oder sind es die 'Acta eruditorum',
die seit 1682 ähnliche Absichten in Deutschland verfolgten? [5]
Oder schauen wir zuerst auf die eher literarischen Bemühungen
der 'Nachrichten', 'Collectaneen' und 'Intelligenz-Blätter' des
späteren 18. Jahrhunderts? Sicher wird man diese Zeitschriften
als Vorläufer würdigen müssen, [6]
aber manches spricht für die Annahme, dass die wissenschaftlichen
Disziplinen erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts in ihre eigentliche
Profilierungsphase eintraten. |
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<3>
In ihr erst bildeten sie jenen Kanon an Methoden, Medien und Mechanismen
aus, der für die Ausbildung professionell betriebener Wissenschaften
bald als unverzichtbar angesehen wurden. Dazu gehörten auf der
einen Seite mit Promotion und bald folgender unverzichtbarer Habilitation
die persönlichen Qualifikationen der Teilnehmer am Wissenschaftsbetrieb,
[7] der 'Fachgenossen', auf der anderen Seite die
Ausbildung von kommunikativen Mechanismen, die es den so qualifizierten
Teilnehmern erlaubten, ihre Wissenschaft den Regeln der Kunst nach
zu betreiben und sich damit von 'Dilettanten' abzugrenzen. Dazu gehörten
die Publikation von Forschungsergebnissen in Buch- und Zeitschriftenform,
das Rezensionswesen und - zeitlich sich vor allem durch die ganze
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinziehend - schließlich
die Gründung von Fachgesellschaften. Die Reputation eines wissenschaftlichen
Faches genoss man demnach erst dann, wenn man über diese Merkmale
verfügte und damit auch staatliche Anerkennung in der Erlaubnis
zur Ausschreibung einschlägiger Professuren fand. Erst damit
stand einem Fach der Weg in die Universität offen und erwies
sich als unverzichtbar im Rahmen bestimmter akademischer Ausbildungsgänge.
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Zur
Rolle der Akademien und Historischen Vereine im Prozess der Differenzierung
des Zeitschriftenwesens |
<4>
Natürlich darf nicht übersehen werden, dass es neben der
universitären Wissenschaft und ihrer zunehmend festeren Organisierung
[8] noch zwei andere Vorläufer gab, die für
die moderne Organisation der wissenschaftlichen Disziplinen modellbildend
waren. Zum einen waren dies die Akademien, die schon im Lauf des 17.
und 18. Jahrhunderts wirkungsvolle Maßnahmen entwickelt hatten,
um die Kommunikation der wissenschaftlich Tätigen und Interessierten
zu befriedigen. [9] Wichtige Publikationen wie die
'Göttingischen Gelehrten Anzeigen' (seit 1739) zeugen noch heute
von dieser Grundfunktion, die die Akademien erfüllten. Aber durch
den Siegeszug der neu ausgerichteten Universitäten, vor allem
seit der Berliner Neugründung, verlagerten sich die kommunikativen
Bedürfnisse aus den Akademien hinaus und umfassten bald sehr
viel weitere Bereiche. |
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Website der
'Monumenta Germaniae Historica' |
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<5>
Zum anderen waren dies die zahlreichen Historischen Vereine und Gesellschaften,
die in Deutschland seit den 1820er Jahren entstanden. [10]
Dem historistischen Grundzug der nachrevolutionären Epoche verdanken
wir nicht nur die Gründung der 'Monumenta
Germaniae Historica' und ihrer Spezialzeitschrift 'Archiv der
Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde' im Jahre
1820, [11] sondern auch die Etablierung der zahlreichen
regionalen Geschichtsvereine, die nach dem Zusammenbruch des Alten
Reiches die Erinnerung an die historischen Territorien wach hielten
und dies fast immer mit der Gründung von Zeitschriften verbanden.
Diese Vereine wurden 1852 im 'Gesammtverein der deutschen Geschichts-
und Altertumsvereine' zusammengefasst und bildeten damit eine wirksame
und bedeutungsvolle Infrastruktur des wissenschaftlichen Austauschs
aus. [12] Nicht zuletzt verdanken wir dem Gesamtverein,
der seit 1853 sein 'Correspondenz-Blatt des Gesammtvereins der deutschen
Geschichts- und Alterthumsvereine' herausgab, die Etablierung der
'Blätter für deutsche Landesgeschichte', des zentralen Publikationsorgans
für Fragen der Landesgeschichte, das seit 1936 in einer den damaligen
Umständen angemessenen ideologischen Orientierung erschien und
1937 von dem verantwortlichen Parteizensor "als in ihrer politischen
Tendenz einwandfrei" beurteilt wurde. [13]
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<6>
Doch erlaubte diese erste Phase eines vertieften historischen Interesses
auch die Gründung von überregionalen fachlich spezialisierten
Zeitschriften, die freilich unterschiedliche Erfolge hatten. Während
'Raumers Historisches Taschenbuch' immerhin zwischen 1830 und 1892
erschien, brachte es Rankes 'Historisch-Politische Zeitschrift' nur
auf fünf Jahrgänge (1832-36). Freilich zielten beide Blätter
noch auf ein breites, nicht nur gelehrtes Publikum, sie suchten dezidiert
die Verbindung von Wissenschaft und bürgerlichem Publikum. Ihr
Scheitern scheint auch ein Indiz dafür zu sein, dass die Kombination
beider Zielgruppen letztlich nicht zu realisieren war. |
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Zur
Gründungsgeschichte der Historischen Zeitschrift |
<7>
Als Historiker schauen wir bei der Suche nach der ältesten Fachzeitschrift
auf dem Felde der Geschichtswissenschaft zunächst natürlich
vor allem auf die 'Historische Zeitschrift', jenes 1859 in München
von Heinrich von Sybel gegründete 'Glückskind' (so Friedrich
Meinecke) der deutschen historischen Zeitschriften, in dem wir den
Beginn des fachlich orientierten Zeitschriftenwesens im Fach der allgemeinen
Geschichtswissenschaft vermuten. [14] Wenn wir Theodor
Schieder folgen, dann war die 'HZ' in der Tat das "erste geschichtswissenschaftliche
Organ von allgemeiner Bedeutung und allgemeinem Charakter in Deutschland".
Immerhin weist aber auch Schieder auf die frühere Gründung
der 'Zeitschrift für Geschichtswissenschaft' hin, die - schon
1844 gegründet - die revolutionäre Epoche nicht überstanden
hatte. |
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<8>
Es ist allerdings gar nicht so einfach, die erste historische Fachzeitschrift
genau zu bestimmen, da die genannten landeshistorischen Zeitschriften
und das 'Archiv' der Monumenta Germaniae Historica überwiegend
schon vor den professionellen Zeitschriften der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts entstanden waren. Als erste Phase der professionellen
Zeitschriften wird man das halbe Jahrhundert zwischen 1859 und 1904
bezeichnen können, in denen die deutsche Entwicklung auch durchaus
modellbildend für die anderen europäischen Länder war.
Bekanntlich gelangen die Gründungen der führenden Fachzeitschriften
in Frankreich, Italien, Großbritannien und Amerika erst im Zeitraum
zwischen 1869 und 1895, zum Teil mit expliziten Rekursen auf das deutsche
Vorbild. [15] Mit der Gründung der 'Historischen
Zeitschrift' war zum einen die zentrale, alle Teilbereiche der
Geschichte - zumindest in ihrem Selbstverständnis - umgreifende
Zeitschrift im Fach Geschichtswissenschaft entstanden, doch schon
wenige Jahre vor der HZ war die erste Folge der 'Zeitschrift für
deutsche Kulturgeschichte' erschienen, die in drei Schüben, aber
immer nur für wenige Jahre, bis 1893 erschien. |
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<9>
Im offensichtlich günstigen Jahr 1903 entstanden mit der 'Vierteljahresschrift
für Wirtschafts- und Sozialgeschichte', [16]
dem 'Archiv
für Kulturgeschichte' und dem 'Archiv
für Reformationsgeschichte' gleich drei Zeitschriften, die
den ersten Differenzierungsprozess der Geschichtswissenschaft dokumentierten
und zugleich abschlossen. In diese Phase wäre auch noch die Leipziger
Gründung der 'Historischen Vierteljahrsschrift' (1898), der die
von Ludwig Quidde gegründete 'Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft'
vorausging, und die der 'Historischen Jahrbücher' der Görresgesellschaft
zu rechnen, die seit 1880 erschienen und als wissenschaftliches Gegengewicht
zur 'protestantisch-kleindeutschen' 'Historischen Zeitschrift' gedacht
waren. Dieser ersten Phase kann man auch noch die Gründung der
'Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven' (1898) und die
der geschichtsdidaktischen Zeitschrift 'Vergangenheit und Gegenwart.
Monatsschrift für Geschichtsunterricht und politische Erziehung'
zurechnen, die 1911 vom Verband der Geschichtslehrer ins Leben gerufen
wurde. [17] |
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Website des
'Archiv für Reformationsgeschichte' |
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Auf
dem Weg zur Etablierung - Fachzeitschriften im späten 19. Jahrhundert |
<10>
Welche Bedeutung die wissenschaftlichen Zeitschriften auf dem Feld
der Geschichtswissenschaft erhielten, mag man daran erkennen, dass
schon in den ersten Bänden der 'Historischen Zeitschrift' damit
begonnen wurde, regelmäßig, wenn auch in wechselnden Anordnungen,
über Buchpublikationen und die Veröffentlichungen der anderen
Fachzeitschriften summarisch oder räsonierend zu berichten, ein
erstes Anzeichen dafür, dass die Fülle von Informationen
aus Büchern und Zeitschriften im eigenen Fach vom einzelnen Forscher
nicht mehr problemlos zu übersehen war. Ein wesentlicher Grund
für die einsetzende Etablierung der Fachzeitschriften muss jedoch
gewiss auch in der Tatsache gesehen werden, dass gerade seit dem letzten
Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts grundlegende Methodendebatten im Fach
Geschichtswissenschaft geführt wurden. Die Reaktionen auf Karl
Lamprechts neue Deutung der deutschen Geschichte und seine methodische
Orientierung fanden überwiegend in den Fachzeitschriften statt
und stärkten damit dieses Medium. Es war deshalb durchaus folgerichtig,
wenn Lamprecht selbst den - freilich erfolglosen - Versuch unternahm,
die Herausgeberschaft der 'HZ' zu übernehmen. |
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<11>
Diese Phase der Etablierung und Differenzierung der Fachzeitschriften
war natürlich eng verbunden mit der inneren Struktur des Fachs
Geschichtswissenschaft an den Universitäten. Hier bildete sich
schon am Ende des 19. Jahrhunderts der Dreiklang der Subdisziplinen
Alte Geschichte, Mittelalterliche und Neuere Geschichte heraus und
überholte damit eine Phase, in der Historiker noch umfassend
das Gesamtgebiet der Geschichte gelehrt hatten - Ranke mag hierfür
als Beispiel genannt werden. Die Etablierung spezieller Professuren
für die genannten Teilgebiete, die Einrichtung von meist noch
übergreifenden Historischen Seminaren mit speziellen Fachbibliotheken,
die zunehmende Ordnung des Studiums für den höheren Schuldienst
führte zu einer immer intensiveren Binnendifferenzierung, die
natürlich auch ihre Auswirkungen auf die Fachzeitschriften haben
musste. |
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Fachzeitschriften
nach 1933 |
<12>
Gleichwohl änderte sich die Grundstruktur des Zeitschriftenangebots
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht wesentlich. Zwar
können wir einige Neugründungen feststellen, die sich weiteren
Differenzierungen und Konkurrenzüberlegungen verdanken, doch
behielten die Fachzeitschriften insgesamt ihre etablierten Positionen.
Die nationalsozialistische Phase der deutschen Geschichte bedeutete
für die historischen Fachzeitschriften neben der Einstellung
der 'Historischen Vierteljahrsschrift' zunächst einen Einschnitt
hinsichtlich der Erscheinungsweise seit der Mitte des Zweiten Weltkrieges,
noch wichtiger aber waren die personalen Veränderungen in Herausgebergremien
und Mitarbeiterstäben. Bekannt sind die zwangsweisen Veränderungen
in der Herausgeberschaft der Historischen Zeitschrift, wo Friedrich
Meinecke 1935 seine führende Rolle an Karl Alexander von Müller
abtreten musste, oder in der geschichtsdidaktischen Zeitschrift 'Vergangenheit
und Gegenwart', wo Wilhelm Mommsen 1936 die Herausgeberschaft niederlegen
musste. [18] Neu gegründet wurden in dieser
Phase neben einigen pseudowissenschaftlichen Zeitschriften die 'Welt
als Geschichte' (1938-1963), die sich neben universalhistorischen
Themen auch den zeitüblichen Fragen der Rassenkunde zuwandte.
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Neubeginn
nach 1945 |
<13>
Der Neubeginn der wissenschaftlichen Zeitschriften auf dem Feld der
Geschichtswissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg ließ relativ
lange auf sich warten, verglichen etwa mit der bemerkenswert schnellen
Wiedereröffnung der Universitäten. Zunächst bestimmten
die lizenzierten Kulturzeitschriften das Feld, und viele Historiker
nutzten diese erste Möglichkeit des Publizierens, ohne dass man
darin jedoch einen vollwertigen Ersatz für die tradierte binnenfachliche
Diskussion sehen könnte. Vor der späteren Neugründung
der kulturhistorischen Zeitschrift 'Saeculum' (1950), der 'Vierteljahrshefte
für Zeitgeschichte' (1953) und des 'Historisch-Politischen
Buchs' (1953) oder der 'Zeitschrift für Agrargeschichte und
Agrarsoziologie' (1953) ging es zunächst um die Wiederaufnahme
der tradierten Zeitschriften, wozu man auch den Ersatz der alten 'Vergangenheit
und Gegenwart' durch 'Geschichte in Wissenschaft und Unterricht' unter
der Herausgeberschaft von Karl Dietrich Erdmann und Felix Messerschmid
(seit 1950) rechnen muss. |
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Website
der 'Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte' |
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<14>
Dabei fanden die Zeitschriftenherausgeber in manchen Fällen -
wie auch schon nach dem Ersten Weltkrieg - die Unterstützung
der 1949 wieder erstandenen Notgemeinschaft für die deutsche
Wissenschaft, die 1951 mit dem Deutschen Forschungsrat zur Deutschen
Forschungsgemeinschaft fusionierte. Beide Institutionen hatten besondere
Ausschüsse für die Zeitschriftenfrage eingerichtet und unterstrichen
damit deren wichtige Rolle. Die DFG bemühte sich seit den frühen
50er Jahren um Zuschüsse in jenen Fällen, in denen Verlage
alleine nicht in der Lage waren, die Kosten zu tragen. Sie bestätigte
damit indirekt die Unverzichtbarkeit dieses Instruments für die
Weiterentwicklung der historischen Forschung. 1951 ließ die
DFG eine Dokumentation erstellen, die von einer "Notlage der
wissenschaftlichen Zeitschriften" sprach, die im Bereich der
Geschichtswissenschaft zahlenmäßig jedoch kaum zu bestätigen
war. Hier seien die alten Zeitschriften "fast alle wieder erstanden".
[19] |
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Website von
'Das Historisch-Politische Buch' |
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Fachzeitschriften
in der DDR |
<15>
Nicht übersehen darf man beim Blick auf die 50er Jahre die historischen
Zeitschriften, die in der DDR erschienen. Die Gründung der 'Zeitschrift
für Geschichtswissenschaft' dokumentierte 1953 die Abkehr
von einer gesamtdeutschen Geschichtswissenschaft und den Sonderweg
der DDR auch in wissenschaftspolitischer Hinsicht. [20]
Späteren Gründungen wie dem 'Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte'
(1960), dem 'Jahrbuch für Regionalgeschichte' (1965) und dem
'Jahrbuch für die Geschichte des Feudalismus' (1977) gelang es
eher als dem 'Zentralorgan' der DDR-Historiker, wissenschaftlichen
Kriterien gerecht zu werden. Ohne jeden Zweifel aber wird man davon
ausgehen müssen, dass die Publikationen des 'bürgerlichen'
und des 'sozialistischen' Lagers von den jeweiligen Gegnern intensiv
wahrgenommen und geprüft wurden. Insofern spielten diese Zeitschriften
für die Dauer ihrer DDR-Existenz eine über die normale fachliche
Kommunikation herausragende Rolle. |
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Website der
'Zeitschrift für Geschichtswissenschaft' |
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Der
'Gründungsboom' der 1970er Jahre |
<16>
Eine dritte Periode wird man mit den frühen 70er Jahren beginnen
lassen müssen, als sich die fortschreitende fachliche Differenzierung
und die methodische Neuorientierung eines Teils der deutschen und
österreichischen Geschichtswissenschaft in der Gründung
neuer Zeitschriften niederschlug. Die neuen Zeitschriften 'Geschichte
und Gesellschaft' (seit 1975), 'Zeitschrift für Historische Forschung'
(seit 1974), 'Historische Sozialforschung' (1975), später 'L’homme.
Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft' (seit
1990) und 'Historische
Anthropologie. Kultur - Gesellschaft - Alltag' (seit 1993) folgten
einem zunächst im angelsächsischen Bereich erkennbaren Trend
der Neugründung gerade auf dem Feld der vergleichenden und interdisziplinären
Geschichtsforschung. [21] In den späten 90er
Jahren folgten diesem Trend der Differenzierung die verschiedenen
neuen Zeitschriften für Europäische Geschichte, [22]
aber auch bemerkenswerte Spezialzeitschriften wie 'Zeitsprünge.
Forschungen zur Frühen Neuzeit' oder '1999. Zeitschrift für
Sozialgeschichte' (seit 1997), die sich seit 2003 'Sozial.Geschichte.
Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts'
nennt. Eine ganz eigene Sparte stellen die vielen Zeitschriftentitel
auf dem Gebiet der Holocauststudien und der Erinnerungskultur dar,
auch die Weltgeschichte fand ihre Zeitschriftentitel. [23] |
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Website von
'L’homme. Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft' |
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Fachzeitschriften
in der Frühneuzeitforschung |
<17>
Schaut man einmal auf den Bereich der frühneuzeitlichen Geschichte,
dann lässt sich dieser Trend zur Spezialisierung noch deutlicher
belegen. Hier haben sich neben den deutschsprachigen Zeitschriften
vor allem englischsprachige Pendants etablieren können (das 'Journal
of Modern History' mit starkem frühneuzeitlichen Teil seit 1929
und das 'Journal of Early Modern History' Bd. 7, 2003). Dazu haben
sich die so genannten 'Jahrhundertzeitschriften' entwickelt, also
Zeitschriften für das 16., [24] das 17. und
das 18. Jahrhundert, [25] die - wie die neuen übergreifenden
Zeitschriften - [26] interdisziplinär angelegt
sind und zu einer hohen Spezialisierung der Forschung gerade im angloamerikanischen
Bereich beitragen. |
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<18>
Diese Liste könnte noch erheblich länger fortgesetzt werden.
Dahinter steht als Grunderfahrung des späten 20. und des beginnenden
21. Jahrhunderts die sich offensichtlich immer weiter erhöhende
Zahl wissenschaftlicher Zeitschriften, deren Menge die Aufnahmekapazität
des einzelnen Wissenschaftlers deutlich überfordert. Wenn man
der Annahme Hermann Heimpels folgt, dass sich das menschliche Aufnahmevermögen
nicht entscheidend verändert hat, dann ergibt sich natürlich
die Frage nach den Konsequenzen heutiger Informationswahrnehmung und
-verarbeitung. Denn zu den eben genannten deutschen Neugründungen
kommen hinzu die vielen Titel nicht nur aus dem Bereich der angloamerikanischen
und französischen Geschichtswissenschaft, sondern aller Länder,
die am wissenschaftlichen Austausch teilnehmen. Ihre Resultate werden
heute ganz selbstverständlich in den weltweiten Kommunikationsprozess
eingespeist und müssen damit von allen Teilnehmern des wissenschaftlichen
Diskurses wahrgenommen werden. Die neueste Übersicht über
die wissenschaftlichen Periodika im Bereich der Geschichtswissenschaft
von Stefan Blaschke verzeichnet 5.250 Einträge. Davon sind inzwischen
etwa 200 als Online-Publikationen zu erkennen. [27] |
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Auf dem Weg
zum E-Journal |
<19>
Dieser Eindruck fortschreitender Spezialisierung einerseits und neuer
globaler Wahrnehmungsgewohnheiten und -zwänge bildet zugleich
den Hintergrund neuer Überlegungen zur Veränderung des Marktes
der historischen Fachzeitschriften. Angesichts dramatisch gestiegener
Abonnementskosten für Fachzeitschriften und stagnierender Bibliotheksetats
einerseits und der neuen Möglichkeiten der Online-Publikation
andererseits lag es ab einem gewissen Zeitpunkt auf der Hand, diese
Möglichkeiten auch für die Publikationsweise von Zeitschriften
zu nutzen. [28] Diese Entscheidung bot sich nicht
zuletzt auch deshalb an, weil die Wissenschaftler ohnehin seit der
Bereitstellung von Personalcomputern de facto zunehmend gehalten waren,
die von ihnen herausgegebenen Zeitschriften selbst zu produzieren,
das heißt den Verlagen satzfertige Vorlagen zur Verfügung
zu stellen. |
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<20>
Nicht zuletzt schien das Beispiel der weltweit agierenden STM-Zeitschriften
(Science, Technology, Medecine) ein gutes Beispiel auch für die
geisteswissenschaftlichen Zeitschriften abzugeben. Hier hatten die
Zeitschriften zum einen schon früh mit parallelen gedruckten
und elektronischen Angeboten experimentiert, und hier hatten sich
relativ bald alternative Austauschmedien durchgesetzt, also Server,
auf denen die Teilnehmer des weltweiten Kommunikationsprozesses ihre
Forschungsergebnisse der 'community' zur Verfügung stellten konnten.
Hinzu kamen direkte Online-Zeitschriftenpublikationen etwa der 'Deutschen
Physikalischen Gesellschaft', die damit einen Frontalangriff auf
das klassische Publikationswesen startete. |
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Website
der 'Deutschen Physikalischen Gesellschaft' |
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E-Journals
- eine Erfolgsgeschichte? |
<21>
Damit schien sich eine völlige Veränderung der tradierten
Publikationsweisen anzudeuten, und mancher Beobachter meinte schon
den Tod der klassischen, auf Papier gedruckten Fachzeitschrift voraussagen
zu können. In der Tat spricht angesichts der neuen Publikationsmöglichkeiten
kein zwingender Grund mehr für die Produktion von Zeitschriften
alter Art, denn alle Probleme der langfristigen Sicherung und der
Qualitätssicherung können elektronisch leicht gelöst
werden. Als zentrales Problem erweist sich allerdings die Schwierigkeit,
für Informationsangebote im Netz angemessene Vergütungen
erzielen zu können, die den mit erheblichen Kosten verbundenen
redaktionellen Betrieb einer Zeitschrift sicherstellen. |
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<22>
Für die etablierten Fachzeitschriften im Bereich der Natur-,
Technik und teilweise der Sozialwissenschaften ist dieses Problem
partiell durch die Bereitstellung paralleler Versionen auf Papier
und online gelöst worden. Viele Titel - keineswegs nur die älteren
Jahrgänge - werden gegen Pauschalabonnements der Bibliotheken
im Netz und in der Bibliothek angeboten, so dass hier noch die notwendigen
Erträge erwirtschaftet werden können. In den Vereinigten
Staaten und darüber hinaus ist das JSTOR-System weit verbreitet,
[29] viele Literaturhinweise in Seminarunterlagen
von US-Hochschulen verweisen auf diese Ressourcen, die in bemerkenswertem
Ausmaß genutzt werden. So wurden allein im ersten Quartal 2003
über 33,7 Mio. Artikel abgerufen. [30] |
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<23>
Noch nicht gelungen ist es demgegenüber, ein neues Zeitschriftenangebot
ohne den Umweg über die Papierversion zu etablieren. Eine bemerkenswerte
Ausnahme macht hier das 'New Journal of Physics' der Deutschen Physikalischen
Gesellschaft, das sich - hierin schon älteren amerikanischen
Vorbildern folgend - aus den Veröffentlichungsgebühren finanziert,
die für die Publikation eines Artikels entrichtet werden müssen.
Diese Preise sind gestaffelt, in vielen Fällen treten die Bibliotheken
der Autoren als Zahler auf, in anderen Fällen werden die Publikationshonorare
aus den von Förderorganisationen eingeworbenen Forschungsgeldern
finanziert. Die DFG zum Beispiel hat diesem Verfahren ebenfalls zugestimmt
und erlaubt die Ansetzung von Publikationshonoraren in ihren Förderanträgen.
[31] |
|
Probleme
und Perspektiven |
<24>
Zu bedenken ist freilich, dass sich gerade in diesem Jahr vielfache
Initiativen zur Veränderung des Systems wissenschaftlichen Publizierens
beobachten lassen. Dies hängt wesentlich zusammen mit den evidenten
Konflikten zwischen weltweit agierenden Verlagsgruppen, die große
Bündel von wichtigen Zeitschriften anbieten und diese zu hohen
Preisen den Bibliotheken anbieten. Freilich bedeutet diese Art von
Breitbandabonnement keineswegs den ungehinderten Zugang aller auf
dem Campus arbeitenden Wissenschaftler und Studenten zu den so abonnierten
Zeitschriften. |
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<25>
Durch restriktive Passwortvergabe und Zugangsbegrenzungen ergaben
sich tatsächlich Einschränkungen, die auch öffentlichen
Ärger erregten und zu politischen Initiativen führten, die
den Zusammenhang von öffentlich geförderter, aber privat
vermarkteter Wissenschaft thematisierten. Sie zogen daraus die Konsequenz
gesetzlicher Initiativen mit dem Ziel, den Zeitschriftenverlagen Auflagen
über die Zugänglichkeit des Zeitschriftenbestands zu machen,
wenn nicht gar überhaupt die private Vermarktung zu verbieten.
[32] Auch auf dem Gebiet der akademischen Selbstorganisation
sind Initiativen zur Herstellung eines öffentlich zugänglichen
Systems wissenschaftlicher Publikationen zu beobachten. Die Budapest
Open Access Initiative, die von der Soros Stiftung getragen wird,
hat im Januar 2003 eine Tagung aller Akademien durchgeführt,
die dem Ziel diente, den Gedanken einer weltweit zugänglichen
Wissenschaft zu fördern: |
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<26> „The new technology
is the internet. The public good they make possible is the world-wide
electronic distribution of the peer-reviewed journal literature and
completely free and unrestricted access to it by all scientists, scholars,
teachers, students, and other curious minds. Removing access barriers
to this literature will accelerate research, enrich education, share
the learning of the rich with the poor and the poor with the rich,
make this literature as useful as it can be, and lay the foundation
for uniting humanity in a common intellectual conversation and quest
for knowledge.” [33] |
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<27>
Man wird kaum fehlgehen in der Annahme, dass angesichts der in den
Industrieländern diskutierten Kostenfrage mitsamt ihren politischen
Implikationen (Widerspruch zwischen öffentlich geförderter,
aber privat vermarkteter Wissenschaft), aber auch der sich verschärfenden
Diskussionslage zwischen reichen und armen Ländern [34]
der Druck sowohl auf die Verlagshäuser als auch auf die Wissenschaft
selber wachsen wird, hier zu neuen Lösungen zu kommen, die vermutlich
dem 'Open-Acess'-Gedanken nutzen werden. |
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<28>
Auf der einen Seite erkennt man langfristige Trends, darf darüber
aber nicht die Widerstände unterschätzen, die kaum von heute
auf morgen zu beseitigen sein dürften. Nicht zu unterschätzen
sind angesichts der schnellen technischen Innovationen natürlich
die langfristigen Lesergewohnheiten. Wer die Papierzeitschrift einmal
kennen gelernt hat und mit ihr groß geworden ist, und wenn auch
nur in der Form der preiswerten Kopie, ist vermutlich nicht zum sofortigen
Totalumstieg auf die Online-Version zu bewegen. Hinzu kommt, dass
die Materialität des gedruckten Buches und der gedruckten Zeitschrift
einen eigentümlichen Reiz ausmacht, der nicht außer Acht
gelassen werden darf. |
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<29>
Dagegen scheinen die evidenten Vorzüge der Online-Publikationen
wie schneller Zugriff vom Schreibtisch aus, Arbeit ohne Medienbruch,
leichtere Verfügbarkeit und Speichermöglichkeit, gezielte
Suchmöglichkeiten im Augenblick noch weniger attraktiv zu sein.
Hier wird man kaum erwarten dürfen, dass sich die Lese- und Arbeitsgewohnheiten
der Historiker so schnell verändern, wie dies die technischen
Veränderungen denkbar gemacht haben. Insofern ist zu vermuten,
dass wir gerade im Bereich der Geisteswissenschaften noch eine Epoche
des doppelten Mediums werden genießen können oder ertragen
müssen. Der Weg von der 'Historischen Zeitschrift' zu den 'zeitenblicken'
wird vermutlich länger sein, als er technisch möglich wäre.
[35] |
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Anmerkungen: |
[1]
|
Umso mehr fällt auf, dass eine
fundierte vergleichende Geschichte der historischen Fachzeitschriften
für Deutschland und andere wichtige europäische Länder
im 19. und 20. Jahrhundert nicht vorliegt. Erster systematischer
Versuch zur Erfassung des Problems bei Matthias Middell: Vom
allgemeinhistorischen Journal zur spezialisierten Liste im H-Net.
Gedanken zur Geschichte der Zeitschriften als Elementen der
Institutionalisierung moderner Geschichtswissenschaft, in: ders.
(Hg.): Historische Zeitschriften im internationalen Vergleich,
Leipzig 1999, 7-31. Der Band enthält eine Reihe wichtiger
Beiträge zur Genese und Wirkung einzelner Zeitschriften,
die im Folgenden noch zitiert werden müssen. Aus der Perspektive
der Praxis entstand Nino Recupero / Giacomo Todeschini (Hg.):
Introduzione all’uso delle riviste storiche. Un corso
di lezioni, Triest 1994. Hier werden neben den italienischen
Fachzeitschriften auch Annales, AHR, MIÖG, Past and Present
und weitere Zeitschriften im Allgemeinen sehr kurz vorgestellt. |
|
Dabei ist außerordentlich hilfreich die
von Stuart Jenks begonnene Verzeichnung der Inhaltsverzeichnisse
aller wichtigen historischen Zeitschriften, die er auf der 'Erlanger
Historikerseite' anbietet. |
[3] |
Methodisch anregend sind Dwight Atkinson: Scientific
discourse in sociohistorical context. The Philosophical Transactions
of the Royal Society of London, 1675-1975, Mahwah NJ 1999 und
Lutz Raphael: Gesellschaftsgeschichte zwischen Spezialisierung
und Schulbildung. Die Zeitschrift Geschichte und Gesellschaft.
Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft in den ersten
zwanzig Jahren ihres Bestehens, in: Matthias Middell (Hg.):
Historische Zeitschriften im internationalen Vergleich, Leipzig
1999, 201-234, obwohl die Quellenlage hier noch beschränkt
war. Raphael lehnt sich methodisch an das Vorgehen von Alain
Corbin: La Revue historique. Analyse de contenu d'une publication
rivale des Annales, in: Charles-Olivier Carbonell / Georges
Livet (Hg.): Au berceau des Annales. Actes du colloque de Strasbourg
1979, Toulouse 1983, 105-137, an. |
[4] |
Dazu Harcourt Brown: History and the learned
journal, in: Journal of the History of Ideas 33 (1972), 365-378
und jetzt Jean-Pierre Vittu: La formation d'une institution
scientifique: le Journal des savants de 1665 à 1714,
in: Journal des Savants 2002, 179-203 und 350-377. |
[5] |
Vgl. Hubert Laeven: De 'Acta eruditorum' onder
redactie van Otto Mencke, Amsterdam und Maarssen 1986. |
[6] |
Für die Schweiz verfolgt die älteren
Vorläufer, die m.E. freilich zu Unrecht schon Fachzeitschriften
genannt werden: René Salathé: Die Anfänge
der historischen Fachzeitschrift in der deutschen Schweiz (1694-1813),
Basel und Stuttgart 1959. |
[7] |
Vgl. dazu Ernst Schubert: Die Geschichte der
Habilitation, in: Henning Kössler (Hg.): 250 Jahre Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg, Erlangen 1993, 115-151 und zuletzt:
Rüdiger vom Bruch: Qualifikation und Spezialisierung. Zur
Geschichte der Habilitation, in: Forschung & Lehre 2000/2,
69-70 und Steffani Engler: 'In Einsamkeit und Freiheit'? Zur
Konstruktion der wissenschaftlichen Persönlichkeit auf
dem Weg zur Professur, München 2001. |
[8] |
Dazu immer noch hochinformativ und grundlegend
Hermann Heimpel: Die Organisationsform historischer Forschung
in Deutschland, in: HZ 189 (1959), 139-222. |
[9] |
Hervorragendes Beispiel für die Analyse einer
berühmten wissenschaftlichen Zeitschrift: Atkinson: Scientific
discourse. |
[10]
|
Vgl. dazu Hermann Heimpel: Geschichtsvereine
einst und jetzt, Göttingen 1963 und Hartmut Boockmann /
Arnold Esch u.a. (Hg.): Geschichtswissenschaft und Vereinswesen
im 19. Jahrhundert. Beiträge zur Geschichte historischer
Forschung in Deutschland, Göttingen 1972. Zuletzt dazu
Georg Kunz: Verortete Geschichte. Regionales Geschichtsbewusstsein
in den deutschen Historischen Vereinen des 19. Jahrhunderts,
Göttingen 2000. |
[11]
|
Archiv der Gesellschaft für ältere
deutsche Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesamtausgabe
der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters,
hg. von J. Lambert Büchler, Frankfurt am Main 1820. |
[12]
|
Dazu die kurzen Bemerkungen bei Heimpel: Organisationsform,
213 und Willy Hoppe: Einhundert Jahre Gesamtverein, in: Bl.
f. dt. Landesgeschichte 89 (1952), 1-38. |
[13] |
Dazu jetzt die Dissertation von Karsten Jedlitschka
über den NS-Historiker Ulrich Crämer, München
2003. |
[14] |
Theodor Schieder: Die deutsche Geschichtswissenschaft
im Spiegel der Historischen Zeitschrift, in: HZ 189 (1959),
1-72. |
[15] |
Die EHR wurde 1886, die Revue Historique 1876,
die Rivista Storica Italiana 1884 und die American Historical
Review 1895 gegründet. Für England vgl. Harald Kleinschmidt:
Die Zeitschrift The English Historical Review und die Entwicklung
der Geschichtswissenschaft in England, in: BzW 10,1987, 95-104.
Zu den anderen Zeitschriften sind die informativen Beiträge
von G. Lingelbach, Inga Gerike und Edoardo Tartarolo in Middell
(Hg.): Historische Zeitschriften, heranzuziehen. |
[16] |
Der VSWG war seit 1893 die 'Zeitschrift für
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte' vorausgegangen. |
[17] |
Vgl. Michael Riekenberg: Die Zeitschrift Vergangenheit
und Gegenwart (1911 - 1944). Konservative Geschichtsdidaktik
zwischen liberaler Reform und völkischem Aufbruch, Hannover
1986. |
[18] |
Vgl. dazu Winfried Schulze: Deutsche Geschichtswissenschaft
nach 1945, München 1989, 37. |
[19] |
Vgl. dazu Schulze: Deutsche Geschichtswissenschaft,
109. Grundlage bildete eine Übersicht, die von B. Sticker
und P. Scheibert erarbeitet worden war. Danach unterstützte
die DFG damals vier Zeitschriftentitel. Bemerkenswert, dass
schon wieder 94 landeshistorische Zeitschriften zu erscheinen
begonnen hatten. |
[20] |
Vgl. jetzt Fritz Klein: Rückblick auf die
ZfG - Geschichtspolitik in der DDR, in: ZfG 51 (2003), 261-265
und ders.: Erinnerungen an die ersten Jahre der Zeitschrift
für Geschichtswissenschaft, in: Midell (Hg.): Historische
Zeitschriften, 331-350. Ebd. auch einschlägige Beiträge
von Matthias Middell und Martin Sabrow. |
[21] |
Ich denke an Zeitschriften wie 'Comparative
Studies in Society and History' (seit 1958), 'Journal of Interdisciplinary
History' (seit 1970) oder 'Continuity and Change' (seit 1985).
1952 hatte 'Past and Present' als Organ einer Gruppe marxistischer
englischer Historiker zu erscheinen begonnen. Vgl. dazu Eric
J. Hobsbawm: A Life in History, in: Past and Present 177 (2002),
3-16, aus der Sicht eines bei der Gründung direkt Beteiligten. |
[22] |
European History Quarterly (1970), Contemporary
European History (1991), Jahrbuch für Europäische
Geschichte (2001), Journal of Modern European History (2003),
Journal of Contemporary European Studies (2002), Journal of
European Economic History (1972), Zeitschrift für Geschichte
der europäischen Integration (2000), Journal of European
Studies (1997), The European Legacy (1996), European Review
of Economic History (1997), History of European Ideas (1980).
Gerade wurde in München das Journal of Modern European
History (Beck-Verlag) gegründet. |
[23] |
Journal of World History, Bd. 13, 2002 und -
hg. von Hans-Heinrich Nolte - Zeitschrift für Weltgeschichte,
Bd. 1, 2000. |
[24] |
Sixteenth Century Journal, Le seizième
siècle, Montaigne Studies (1989), Pirckheimer-Jahrhuch
(1997), Reformation and Renaissance Review (1999). |
[25] |
Le dix-septième siècle, Seventeenth
Century News, Das 18. Jahrhundert (1976), Eighteenth-Century
Studies, Dix-huitième siècle (1969), Aufklärung.
Interdisziplinäre Halbjahresschrift zur Erforschung des
18. Jahrhunderts und seiner Wirkungsgeschichte (1986), Eighteenth-Century
Studies (1967), weitere Titel unter http://www.c18.org/so/revues18.html#1650. |
[26] |
Etwa Early Modern Culture (2001), The Early
Modern Journal (2000), Frühneuzeit-Info (1990), Journal
for Early Modern Cultural Studies (2001), Journal of Early Modern
History. Contacts, Comparisions, Contrasts (1997), The Journal
of Medieval and Early Modern Studies (1996), 1650-1850: Ideas,
Aesthetics, and Inquiries in the Early Modern Era (1994). |
[27] |
Vgl. www.history-journals.de/index.html |
[28] |
Für unsere Zwecke wenig hilfreich, aber
gut informierend über die allgemeinen Probleme ist Gerhard
Rank: Entwicklung und Akzeptanz multimedialer Zeitschriften,
München 1999. |
[29] |
Teilnehmer in 71 Ländern im ersten Quartal
2003. |
[30] |
Vgl. http://www.jstor.org/news/2003.06/linking.html |
[31] |
Vgl. dazu: www.dpg-physik.de
mit den Hinweisen auf das Verfahren. |
[32] |
Vgl. den Bericht in: Scientific American vom
September 08, 2003: Public Not Welcome. Libraries cut off access
to the scientific literature. |
[33] |
Zitiert nach: http://www.soros.org/openaccess/read.shtml |
[34] |
Ausgangspunkt des Budapester Hintergrundpapiers
von Jean-Claude Guédon ist die Beobachtung: "The
recent evolution of scientific publishing has led to a world
of have and of have-not..." |
[35] |
Vgl. http://www.zeitenblicke.historicum.net/ |
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Prof. Dr. Winfried Schulze
Historisches Seminar
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München
Winfried.Schulze@lrz.uni-muenchen.de
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Anmerkung
der Redaktion:
Wenn nicht anders vermerkt, gilt als Referenz-Datum für Inhalt und
Funktionalität aller im Text genannter Links der 17.10.2003.
Empfohlene Zitierweise:
Winfried Schulze: Zur Geschichte der Fachzeitschriften. Von der
'Historischen Zeitschrift' zu den 'zeitenblicken', in: zeitenblicke
2 (2003), Nr. 2 [22.10.2003], URL: <http://www.zeitenblicke.historicum.net/2003/02/schulze.html>
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