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Frank Renken
Der Kampf um den 19. März:
Zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung um das Totengedenken der Algerienkriegsveteranen in Frankreich
Abstract
Der Beitrag behandelt die Entwicklung der geschichtspolitischen Auseinandersetzungen um den 19. März, den die 'Fédération Nationale des Anciens Combattants en Algérie, Maroc, Tunisie' (FNACA) als führender Verband der französischen Algerienkriegsveteranen zum Totengedenktag für ihre zwischen 1954 und 1962 gefallenen Kameraden erklärt hat. Der 19. März 1962 steht als Tag des Waffenstillstandes zwischen der französischen Kolonialarmee und der algerischen Nationalen Befreiungsbewegung FLN ('Front de Libération Nationale') für den Frieden in Algerien. Ihm haftet zugleich der Geruch der Kapitulation vor den 'Rebellen' an, da er den Prozess einleitete, der zur Unabhängigkeit Algeriens führte. Die verschiedenen Regierungen der Fünften Republik weigerten sich beharrlich, den 19. März als Feiertag anzuerkennen, da er als Datum zur Aussöhnung der im Algerienkrieg zerrissenen Nation nicht geeignet sei. Stattdessen wurden die von der FNACA organisierten Gedenkaktivitäten seit den 1970er Jahren regelmäßig zur Zielscheibe polemischer Angriffe aus dem Lager jener rechten politischen Kräfte, die weiterhin das Erbe des französischen Kolonialismus in Algerien verteidigten.
Einleitung
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Jahrzehntelang galt der Algerienkrieg (1954-1962) als offiziell nicht existent in Frankreich. Erst nach einem einstimmigen Votum in der Nationalversammlung im Juni 1999 wurden die – wie es bis dahin hieß – 'Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung' durch den Begriff vom 'Algerienkrieg' ersetzt. Während des Krieges diente die amtliche Sprachregelung der Beschönigung des Krieges. Nach der algerischen Unabhängigkeit begleitete sie die jahrzehntelange Verleugnung der historischen Realitäten durch den Staat. Dabei handelte es sich um eine Strategie, die den geschichtspolitischen Sprengstoff, die der Algerienkrieg in sich trägt, aus der öffentlichen Diskussion fernhalten sollte. Sie war zugleich auf die Vorbeugung finanzieller Forderungen gerichtet, die insbesondere von den ehemaligen, rund zwei Millionen Soldaten zu erwarten waren.
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Doch diese ließen sich nicht einfach 'wegschweigen'. Im Verlauf der Nachkriegsjahre bildete sich ein spezifischer Kriegsveteranenverband der Algeriensoldaten heraus, die 'Fédération Nationale des Anciens Combattants en Algérie, Maroc, Tunisie' (FNACA). Er kann heute auf über 360.000 Mitglieder verweisen. Die Forderung nach einem Gedenktag für die getöteten Kameraden des Algerienkrieges am 19. März bildet seit 40 Jahren die zentrale geschichtspolitische Achse des Verbandes, um die er seine Anhänger gesammelt und mobilisiert hat. Der folgende Beitrag soll die Entwicklung der Auseinandersetzungen um diesen Gedenktag beleuchten. [1]
Der Tod und die Kriegsveteranen
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Als am 1. November 1954 die neugegründete 'Front de Libération Nationale' (FLN) in Algerien den bewaffneten Kampf gegen die französische Kolonialmacht aufnahm, schloss die französische Regierung jede Verhandlung mit den 'Rebellen' aus. Die militärischen Anstrengungen zur Unterdrückung der Erhebung wurden immer weiter ausgedehnt. 1955 wurde der Ausnahmezustand über das Land verhängt, die zivile Justiz durch Militärtribunale ersetzt und die ersten Reservisten eingezogen; 1956 wurde schließlich praktisch das gesamte verfügbare 'contingent', das heißt die Masse der wehrpflichtigen Soldaten nach Algerien mobilisiert. Insgesamt kämpften in Algerien über zwei Millionen französischer Soldaten. Dennoch hielten die sich in Paris ablösenden Regierungen bis zum französischen Rückzug aus Algerien im Juli 1962 allesamt an der Fiktion fest, dass es sich dabei nicht um den Ausdruck eines eskalierenden Krieges handelte, sondern um die bloße Unterstützung polizeilicher Maßnahmen.
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Der französische Staat mochte den Krieg nicht anerkennen, weil er den kolonialen Status Algeriens nicht anerkennen wollte. Eine Kolonie wie Indochina konnte man in einem Unabhängigkeitskrieg verlieren. Im Falle Algeriens handelte es sich der Staatsdoktrin gemäß hingegen um die bloße Verlängerung des französischen Staatsgebietes auf der anderen Seite des Mittelmeeres. Staatsrechtlich war das Gebiet in drei Departements aufgeteilt und der Metropole gleichgestellt. Die nationale Unterdrückung der algerisch-moslemischen Bevölkerung wurde verleugnet. Der zuständige Innenminister François Mitterrand erklärte auf einer Reise durch die Aufstandsgebiete am 1. Dezember 1954:
"Es scheint ganz so, dass man in ganz Algerien […] das Volk hat aufstacheln wollen gegen den, den man als Fremden, als Besatzer, als Franzosen bezeichnet. Die Bevölkerung hat diese Sprache nicht verstanden, weil sie französisch ist. Ohne die Mitwirkung der Bevölkerungen ist gar nichts möglich, ohne jeden Zweifel… Wir versetzen darum keine Schläge in kollektiver Weise. Wir vermeiden alles, was als eine Art Kriegszustand erscheinen könnte." [2]
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Während der Terminus 'Algerienkrieg' frühzeitig Eingang in die Umgangssprache fand, umging die Presse diesen Begriff. Häufig war schlichtweg von den 'Ereignissen' die Rede. Die Armee führte, gemäß ihren eigenen Stellungnahmen, keinen 'Krieg'. Algerien wurde lediglich 'befriedet'. Die praktischen Erfahrungen, die die Soldaten im Kampf gegen die FLN machten, insbesondere die Konfrontation mit dem Tod, widersprachen den offiziellen Beschönigungen. Jean-Pierre Brésillon, stationiert auf einem verlorenen Berggipfel, beschrieb die Wirkung dieses Widerspruchs in folgenden Worten: "Der Gendarmebrigadier war in seiner Art ein Komiker. Er besuchte die Kompanie jedes Mal, wenn es einen Toten gab – auf der einen oder anderen Seite – und er musste ein Unfallprotokoll erstellen. Sie haben recht gelesen, ein 'Unfall'-Protokoll, als wenn es sich um einen unglücklichen Zusammenstoß zweier Autos handelte. Man führt keinen Krieg in Algerien, das ist bekannt, man befriedet. Die Tatsache, dass es auf beiden Seiten irgendwelche Leichen geben könnte, erscheint vollkommen außerhalb der Logik der Dinge und versetzt die Behörden in höchstes Erstaunen." [3]
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Die Todeserfahrung überlagerte alle ideologischen Muster, mit denen die Soldaten in den Krieg hineingegangen waren. Sie gefährdete auch die Unterstützung des militärischen Einsatzes in der Metropole. Die Beisetzung eines in die Heimat überführten Soldaten wurde von der Armee als eine brisante PR-Angelegenheit behandelt, denn sie schürte Emotionen, die sich sehr schnell gegen diesen Krieg richten konnten. Die Trauerreden reflektierten, meist subtil und nicht immer bewusst, die widerstreitenden Interpretationen des Krieges. Trauer war Teil des Krieges und wurde zum Gegenstand der Abteilung für psychologische Kriegsführung: "Das 'Bureau psychologique' hat versucht, auf die öffentliche Meinung Einfluss zu nehmen, und die Berichte von Bestattungen in der Presse überwacht. Es stellte die Artikel fest, die als nachteilig für die Moral bewertet werden müssen und hat in den Quartieren die betroffenen Zeitungen zensiert. Es hat auch dafür gesorgt, dass von Offizieren geführte Ehrenwachen an den Beisetzungen teilnahmen. Die Gegenwart des Militärs zielte offiziell darauf ab, dem toten Soldaten die Ehre zu erweisen, aber sie hatte zugleich die Funktion, die Beteiligten zur Beachtung der patriotischen Konventionen zu veranlassen und ihren Schmerz in die Bahnen der militärischen Rituale zu lenken." [4]
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Je länger der Krieg dauerte, je häufiger das Versprechen des baldigen Endes der 'Ereignisse' wiederholt wurde, desto mehr stumpften die Waffen der psychologischen Kriegsführung ab. So stand das militärische Geleit seit 1958 in einem Kontrast zur Bürokratisierung der Todesmitteilung, da nur noch in den Dörfern der Bürgermeister persönlich die traurige Botschaft überbrachte. In den größeren Orten und Städten erhielten die betroffenen Eltern ein Telegramm oder einen blauen Brief. [5] Die zunehmende Kriegsmüdigkeit ließ sich an der tendenziellen Abkehr von patriotischen Beschwörungsformeln während der Beisetzungsfeierlichkeiten der Soldaten ablesen. Während in den wichtigen großen Presseorganen der Tod französischer Soldaten ein Tabu blieb, waren in den Regionalzeitungen zwischen 1957 und 1959 immer mehr Berichte von Trauerreden zu finden, in denen sich in den Kummer eine implizite Kritik am Krieg mischte. Selbst die diesbezügliche Fotoberichterstattung rückte im Verlaufe des Krieges zunehmend von der Darstellung der offiziellen Insignien des Staates ab und tendierte stattdessen zur vermehrten Abbildung des Schmerzes der Trauernden. [6]
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Der Tod, das war der Krieg. Diese Erkenntnis geriet nicht in Vergessenheit. Auch Jahrzehnte nach dem Krieg blieb für die breite Masse der ehemaligen Soldaten die Erinnerung an den ersten toten Kameraden ein einschneidendes Erlebnis. Dies spiegelte sich auch in den Forderungen der FNACA wider.
Dieser Verband setzt sich ausschließlich aus Kriegsveteranen der Kämpfe in den französischen Kolonien Nordafrikas zusammen. Gegründet im September 1958 als ein Bündnis verschiedener linker Strömungen unter den demobilisierten Soldaten des Algerienkrieges, vertrat die FNACA nach 1962 die Interessen vor allem der ehemaligen Wehrpflichtigen und niedrigen Dienstgrade. Die vom Verband erhobenen materiellen Forderungen stießen auf keinerlei Entgegenkommen durch die gaullistische Regierung. Insbesondere wurde den ehemaligen Soldaten der Status als 'anciens combattants' ("Kriegsveteranen") verweigert, da es sich bei den Operationen in Algerien eben gar nicht um einen Krieg gehandelt habe. Eine der Hauptforderungen der FNACA bildete mithin die Anerkennung als 'troisième génération du feu' ("dritte Kriegsgeneration"), die gleichberechtigt neben den Weltkriegsgenerationen einen Anspruch auf den Kriegsveteranenausweis und die damit verbundenen materiellen wie ideellen Leistungen durch den Staat haben sollte.
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Der Massentod bildete das wichtigste Argument der FNACA, um diese Forderung zu begründen. Über Jahrzehnte hinweg haben seine Vertreter beharrlich bei jeder passenden Gelegenheit die Zahl von 30.000 französischen Soldaten ins Feld geführt, die zwischen 1952 und 1962 im Algerienkrieg oder bei den Kämpfen in Marokko und Tunesien gefallen sind. Der heutige Präsident des Verbandes, Wladislas Marek, formulierte es so: "Ein Kamerad von 100 hat in Nordafrika den Tod gefunden. Einer von 10 kam verletzt oder krank zurück. Handelte es sich also nicht, trotz allem, um einen Krieg?" [7] In der Nichtanerkennung des Krieges schwang für die FNACA stets die Entehrung der gefallenen Kameraden mit und einhergehend die Missachtung der selbst durchlebten Entbehrungen. Die Suche nach einem Totengedenktag des Algerienkrieges war die logische Konsequenz aus dem Bestreben, sich als 'troisième génération du feu' zu behaupten.
Die 1960er Jahre: Die FNACA erklärt den 19. März zum Totengedenktag
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So wie die Soldaten der Weltkriege mit dem 8. Mai und dem 11. November ihren offiziell anerkannten Feiertag in Frankreich haben, so sollte nach dem Willen der FNACA auch den Algerienveteranen ein Datum im Jahreskalender vorbehalten sein. Nach dem ersehnten Frieden in Algerien bestimmte sie 1963 deshalb den 19. März zum eigenen Gedenktag für die Gefallenen des Algerienkrieges. Eine bescheidene Notiz in der Verbandszeitung der FNACA, 'L'Ancien d'Algérie', erklärte, dass der "19. März [1962] mit der Verkündung des Waffenstillstandes das Ende von acht Jahren Krieg markierte". Der Verband "fordert den Präsident der Republik feierlich auf, den 19. März jeden Jahres der Erinnerung und der Festigung des Friedens zu weihen." [8]
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Die FNACA betrachtete dies als eine unpolitische Forderung. Sie folgte der Logik der Weltkriegsgedenktage und erklärte ein mit dem Ende des Krieges verbundenes Datum zum Tag der nationalen Sammlung. Der Verband ignorierte, dass Frankreich aus dem Krieg in Algerien, anders als aus den Weltkriegen, nicht als Sieger hervorging. Doch Präsident de Gaulle konnte dies nicht. Die Ehrung des 19. März musste als die Zeremonie des erzwungenen Rückzug Frankreichs aus seiner letzten großen Kolonie aufgefasst werden. Dies erklärt, warum de Gaulle als aktiver Staatschef nach 1962 nicht ein einziges Mal öffentlichen Bezug auf den 19. März 1962 nahm, obgleich er in Frankreich als Architekt des am Vortag in Evian vereinbarten Waffenstillstandes angesehen wurde. De Gaulle verzichtete darauf, sich öffentlich damit zu rühmen, dem Land nach 25 Jahren endlich Frieden gebracht zu haben.
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Im Laufe der 1960er Jahre entwickelten sich die Gedenkveranstaltungen am 19. März zum zentralen Sammlungsort der FNACA, unter den Bedingungen des vollkommenen staatlichen und medialen Desinteresses. In den ersten Jahren war die Bedeutung des Totengedenkens für den Aufbau des Veteranenverbandes noch nicht abzusehen. 1964 berichtete 'L'Ancien d'Algérie' lediglich aus den Departements in Eure-et-Loire und Saône-et-Loire von Gedenkzeremonien zum 2. Jahrestag des Waffenstillstandes, und dort auch nur neben zahlreichen anderen Aktivitäten. [9] Der erste Aufruf zu einem zentralen Gedenkumzug am 19. März erfolgte zum dritten Jahrestag 1965, als 500 Algerienveteranen unter dem Triumphbogen in Paris zusammenkamen. Dort entzündete Generalsekretär Maurice Sicart zum ersten Mal für die FNACA die Flamme zu Ehren des Unbekannten Soldaten. Die Zahl der Trikoloren war noch bescheiden.
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Das gleiche galt für die Provinz. In einer Reihe von Städten fanden kleine Versammlungen an den 'Monuments aux morts' statt, jenen Denkmälern, die nach dem Krieg von 1870/71 im Zentrum praktisch jeder Ortschaft errichtet wurden, und seitdem den Weltkriegsverbänden zur Sammlung dienten. Die Verbandszeitung der FNACA berichtete in großer Aufmachung von den verschiedenen Feierlichkeiten am 19. März 1965, die zumeist aber noch einen recht familiären Charakter aufwiesen. Auf den Fotos sind zwischen 13 und 50 Teilnehmer zu erkennen. [10]
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Bereits zwei Jahre später kamen die Berichte über das Gedenken auf einen umfassenden Lokalteil von sechs Seiten. Auf den Fotos sind jeweils Gruppen von rund 50 Menschen abgebildet, in Zivil, ohne militärischen Aufmarsch. Reden wurden verlesen, auch Festivitäten angekündigt, Kränze niedergelegt. [11] 1970 haben die jährlichen Feiern zum 19. März neben der zentralen Zeremonie am Triumphbogen in Paris schließlich Hunderte von Ortschaften im ganzen Land erreicht. Die Teilnehmerzahl lag weit über der vergleichsweise bescheidenen Mobilisation des Jahres 1965. [12] Die wachsende Bedeutung des 19. März als Totengedenktag der Algerienveteranen ging einher mit der unübersehbaren Entwicklung der FNACA zu einer Massenorganisation. 1970 zählte sie rund 90.000 Mitglieder. Das heißt, die unabhängig von den staatlichen Organen ins Leben gerufene Gedenktätigkeit war wesentlich eine Frage organisatorischer Kräfte und nicht ein spontaner Akt des Trauerns.
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Die FNACA machte im Tod keinen Unterschied. Ob Offizier oder Wehrpflichtiger, ob Anhänger des 'französischen Algeriens' oder Kommunist: Allen gefallenen Soldaten sollte unabhängig von Dienstgrad oder politischer Auffassung am 19. März gedacht werden. Die im Algerienkrieg zerrissene Nation sollte sich im Gedenken an die Toten wiederfinden und die in den letzten Kriegsjahren zunehmend auch innerhalb der französischen Armee ausgetragenen Konflikte vergessen lassen. [13] Das Gedenken zum 19. März verband die Mahnung zum Frieden mit einer Demonstration des Patriotismus. Parallel zur Zahl der Teilnehmer wuchs im Laufe der Jahre die Zahl der mitgeführten Nationalfahnen sprunghaft an.
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Im Geist der nationalen Versöhnung schrieb die FNACA rückblickend auch die eigene Geschichte des Gedenktages. In einem Sonderheft von 1993 zum 30. Jahrestag des Gedenkbeschlusses ignorierte der Verband schlichtweg die Tatsache, dass der Staat den 19. März zu keinem Zeitpunkt anerkennen mochte. In dem Heft wurde eine direkte Linie von der Verkündung des Waffenstillstandes durch de Gaulle am Abend des 18. März 1962 zu den umfangreichen Feierlichkeiten der FNACA am 19. März 1992 gezogen, als sei der erste Präsident der Fünften Republik selbst geistiger Urheber der Gedenkmärsche gewesen. [14] Die Totenfeiern des 19. März erscheinen nicht als ein gegen den Staat durchgesetztes Faktum, sondern als ein im Einklang mit den Behörden inszeniertes Gedenken.
Die 1970er Jahre: Der 19. März als Datum der politischen Polarisierung
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Doch der 19. März 1962 war nicht 'neutral'. Er beinhaltete nicht weniger historische Brisanz als alle anderen Eckdaten des Algerienkrieges. Für die politische Rechte war das am Tag zuvor in Evian beschlossene Ende der Kampfhandlungen und die Einleitung einer Volksabstimmung über die algerische Unabhängigkeit gleichbedeutend mit dem 'abandon', der 'Preisgabe' des französischen Algerien. Der Waffenstillstand fachte insofern neue Fronten des Krieges an, dessen Achsen sich von diesem Moment allerdings zunehmend in die großen Städte verschoben. Neben dem Konflikt zwischen der 1961 entstandenen faschistischen 'Geheimen Armeeorganisation' ('Organisation de l'Armée secrète', OAS) und der FLN eskalierte der innerfranzösische Konflikt zwischen OAS und der Staatsgewalt, zwischen OAS und den Wehrpflichtigen der Armee, dem 'contingent'. Die Vereinbarungen von Evian und der Waffenstillstand des 19. März bedeuteten Frieden mit der FLN – und zugleich Bürgerkrieg mit den Vertretern des 'französischen Algerien', des 'Algérie française'. Letztere angeführt durch Offiziere der regulären Kolonialarmee. Die von der OAS nach dem 19. März 1962 angeheizte Eskalation des Krieges führte schließlich dazu, dass die große Mehrheit der knapp eine Million zählenden Algerienfranzosen aus Angst vor Vergeltung das Land fluchtartig verließ.
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Diese Konfliktlinien setzten sich in dem Streit um den 19. März fort, wie er Anfang der 1970er Jahre ausbrach. Solange de Gaulle Präsident der Republik war, hielt der rechte Flügel des Gaullismus, der im Gegensatz zum Staatschef nie mit dem 'Algérie française' gebrochen hatte, still. Niemand hätte gewagt, dessen Autorität über die heikle Frage des Rückzuges aus Algerien in Frage zu stellen. Ergebnis war das weithin festgestellte offizielle 'Schweigen' um die algerische Vergangenheit. Nach de Gaulles Rücktritt 1969, schließlich nach dessen Tod 1970, lockerte sich die Disziplin. Das Gedenken zum 19. März wurde nicht mehr von allen Gaullisten ignoriert.
Anlass zu konzertierten politischen Attacken bot die 1971 von der FNACA getroffene Entscheidung, eine Kampagne bei den Stadt- und Gemeindeverwaltungen für die Umbenennung von Straßen und Plätzen ins Leben zu rufen. Jede Kommune sollte mindestens eine 'Straße des 19. März 1962, Ende des Algerienkrieges' haben.
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Der rechtsgaullistische Abgeordnete und spätere Innenminister Charles Pasqua richtete mit Bezug auf die Straßenumbenennungskampagne der FNACA am 6. Februar des Jahres eine parlamentarische Anfrage an den für die Kriegsveteranen zuständigen Minister Henri Duvillard. Er unterstrich, "dass es schockierend ist, wie diese Vereinigung so die Erinnerung an dieses schmerzhafte und tragische Ereignis auszunutzen versucht, das die Franzosen zu jener Zeit gespalten hat." [15] Auch der Abgeordnete der Unabhängigen Republikaner, Alain Griotteray, intervenierte in demselben Geist beim Minister. [16] Die Gegner des 19. März wollten das Verbot erwirken, dass der Triumphbogen als Ort des Aufmarsches genutzt werden durfte. Die FNACA, ansonsten stets um politische Mäßigung bemüht, antwortete ungewöhnlich scharf: "Der 19. März naht, die Hunde kläffen." [17] 'L'Ancien d'Algérie' konnte indes "trotz der Pressionen durch die Regierung, durch die Präfekten, die Presseerklärungen von Splittervereinigungen, unzulässigen Interventionen bei den Politikern" eine "Teilnahme ohnegleichen im ganzen Land" vermelden. [18]
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Motor des Konflikts war der konkurrierende Veteranenverband 'Union nationale des combattants d'Afrique du Nord' (UNC-AFN). Dieser erkor den 19. März zum zentralen Angriffspunkt in einer seit 1970 gegen die FNACA entfachten Kampagne. Ihr wesentlicher Inhalt war der Vorwurf, bei der FNACA handelte es sich gar nicht um einen unparteilichen und unpolitischen Verband, sondern lediglich um eine verkappte Vorfrontorganisation der Kommunistischen Partei. Und, ganz in diesem Geiste, wurde die Zeremonie des 19. März als ein Akt des Defätismus gebrandmarkt. So heißt es in einer Note der Leitung an die Funktionäre der UNC-AFN: "Man feiert nicht den Jahrestag eines Scheiterns und Betruges." Der 19. März bedeute "den Ausschluss all dessen, was die französische Präsenz in Algerien ausgemacht hat." [19]
Die aufflammende Kontroverse um den 19. März stellte die Neuauflage eines Konfliktes dar, der in der Gründung der beiden Verbände während des Algerienkrieges wurzelte. Während die Vorläuferorganisation der FNACA sich in den Jahren 1960 bis 1962 aktiv an der Friedensbewegung beteiligte, stand die UNC-AFN stets den Kreisen nahe, die das 'Algérie française' verteidigten.
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Die UNC-AFN wurde als Ableger der aus dem Ersten Weltkrieg hervorgegangenen, äußerst konservativen UNC am 19. Dezember 1957 gegründet. Ihre Nähe zur gaullistischen Regierung nach 1958 war unübersehbar. Ihre Rekrutierungsarbeit unter den Demobilisierten wurde während des Krieges von der Armee aktiv gefördert, um diese an den Staat zu binden.
Die UNC-AFN verbreitete unter den ehemaligen Soldaten des Algerienkrieges die Ideen, die der militärischen Hierarchie entsprangen. Als ein am Offizierskorps orientierter Verband verhielt sich die UNC-AFN auch an der Nachkriegsfront loyal gegenüber der Staatsräson. Sie schlug im Konflikt um den Kriegsveteranenausweis, den die FNACA gegen den Widerstand der gaullistischen Regierung forderte, zunächst die Beibehaltung eines abgesonderten Status für die Algerienveteranen vor. [20] Sie kritisierte im Herbst 1970 eine angekündigte Protestdemonstration der verschiedenen Veteranenverbände zur Durchsetzung ihrer besonderen materiellen Forderungen anlässlich der jährlichen parlamentarischen Haushaltsdebatte, da sie "diese Demonstrationen als exzessiv einschätzt". [21]
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Minister Duvillard zeigte sich dankbar und verlieh dem Vorsitzenden der UNC-AFN, François Porteu de la Morandière, persönlich das 'Croix de chevalier de l'ordre National de Mérite' – das 'Ritterkreuz des Nationalen Verdienstordens'. [22] Er äußerte sich im Dezember 1971 anerkennend im Senat: "Es ist wahr, dass ich gegenüber der UNC-AFN eine gewisse Hochachtung empfinde, denn ich fühle mich ihren Optionen in zahlreichen Punkten nahe [...] [M]anch andere Vereinigung sollte sich mehr den staatsbürgerlichen Aktivitäten und dem gegenseitigen sozialem Beistand als der systematischen Aufstellung von Forderungen widmen." [23]
Der Minister gab verschiedenen rechten Veteranenverbänden die Möglichkeit, in der hauseigenen Zeitschrift 'Dialogues' ihre Auffassungen zum 19. März darzustellen. Auch Porteu de la Morandière kam zu Wort. Er verurteilte die Gedenkaktivitäten am 19. März als den Versuch, "die Evianvereinbarungen mit einem Sieg gleichzusetzen, vergleichbar mit jenen von 1918 und 1945 […]." [24]
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Obgleich er sich mit der Kampagne gegen den 19. März solidarisierte, sah sich Minister Duvillard unmittelbar nach dem Verscheiden de Gaulles noch zu folgendem Hinweis veranlasst: "[...] Schließlich hat Charles de Gaulle uns den Frieden mit allen Völkern der Erde vererbt, seit 1962 einen Frieden eingeführt, erhalten und garantiert, von dem unsere ungestüme Jugend niemals vergessen darf, dass sie dessen glücklicher Nutznießer ist [...]." [25]
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Duvillards in sich widersprüchliche Positionierung offenbart das algerische Dilemma des Gaullismus: Zerrissen zwischen dem Nachtrauern des 'Algérie française' und der Verehrung desjenigen, der auf französischer Seite die politische Verantwortung für das Ende des 'Algérie française' übernahm, kann sich der Minister selbst nicht entscheiden, ob Evian die schmachvolle nationale Kapitulation oder den langersehnten ehrenhaften Frieden bedeutete. Evian war untrennbar mit de Gaulle identifiziert, nicht etwa mit den Kommunisten. Solange de Gaulle lebte, existierte die ungeliebte Erinnerung an Evian einfach nicht. Der Chef höchstpersönlich hielt den Deckel auf dem inneren Widerspruch des Gaullismus. Nun, fast schlagartig mit seinem Ableben, durfte ein Veteranenverband wie die UNC-AFN, dessen Funktionäre nicht selten für die gaullistische UDR kandidierten, mit Unterstützung eines gaullistischen Ministers offen das Evianabkommen als einen Verrat an der nationalen Sache geißeln.
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Beharrlich hielt die FNACA dagegen an der postulierten Neutralität des eigenen Anliegens fest. Sie drehte einfach den Spieß um und behauptete, auch das Gedenken an die Weltkriege habe nichts mit dem für Frankreich siegreichen Ausgang zu tun: "Der 19. März ist ein Datum, das nicht 'politischer' ist als der 8. Mai oder der 11. November. Er kennzeichnet das Ende eines Albtraums, das Ende eine Periode von 25 Jahren Krieg." [26] Die Ideologie von der nationalen Aussöhnung, wie sie erfolgreich über das Gedenken an die beiden Weltkriege verbreitet werden konnte, sollte endlich auch den Algerienkrieg erreichen.
<26>
Der 19. März war aber kein Bezugsdatum, das diesem Zweck entsprochen hätte. Um den Gedenkstreit zu lösen, stand Präsident Giscard d'Estaing einer Prozession am 16. Oktober 1977 an der Nekropole von Notre-Dame de Lorette (Pas-de-Calais) vor, in dessen Verlauf ein in Oran gefallener, unbekannter Soldat des Algerienkrieges beigesetzt wurde. Auf einem Hügel bei Lorette spielte sich zwischen 1914 bis 1915 eine der großen blutigen Schlachten des Ersten Weltkrieges ab. Auf dem hier errichteten nationalen Gedenkfriedhof mit Kapelle und einem als Beinhaus dienendem Lichterturm ruhen auf insgesamt 13 Hektar die Überreste von insgesamt rund 43.000 Soldaten.
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Diese Prozession war ein bewusst vorgenommener Versuch, den 19. März als nationalen Gedenktag "auszuhebeln". Ein weiterer Verband, die 'Fédération Nationale des Combattants et Prisonniers de Guerre' (FNCPG), der die Interessen der ehemaligen Kriegsgefangenen zu repräsentieren sucht und Ende der 1960er Jahre ebenfalls eine Sektion für Algerienveteranen gründete, die FNCPG-CATM ('Combattants d'Algérie, Tunisie, Maroc'), nahm für sich in Anspruch, den 16. Oktober als alternativen Tag des Gedenkens ins Leben gerufen zu haben, "[a]ngesichts der Unmöglichkeit, ein Datum zu finden, das auf die einhellige Zustimmung der betroffenen Parteien in diesem Nordafrikakrieg stößt". Denn "das Wachrufen dieses schmerzhaften und herzzerreißenden Konflikts muss zur Vernarbung der Wunden beitragen, anstatt sie durch Entscheidungen erneut aufzureißen, die immer noch zutiefst die Gemüter scheiden." [27]
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Doch dieser Versuch, der wohl die Unterstützung der UNC-AFN und anderer, kleiner rechter Veteranenverbände fand, hatte keinen besonderen Erfolg. Der 16. Oktober konnte nicht als nationaler Algeriengedenktag durchgesetzt werden. Zu gewollt war der Versuch, an einem Tag, der in keinerlei Verbindung zu irgendeinem historisch bedeutsamen Moment des Algerienkrieges stand, die nationale Einheit zu beschwören. Das geschichtspolitische Ausweichmanöver auf den – gewonnenen – Ersten Weltkrieg musste an der Masse der Algerienveteranen bereits deshalb vorbeigehen, da hier erneut nicht weniger als die Diskriminierung gegenüber den Weltkriegsveteranen bekräftigt wurde, in deren Kielwasser die Zeremonie erfolgte.
Die 1980er Jahre: Die Erben des 'Algérie française' machen auf der Straße gegen den 19. März mobil
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Zu Beginn der 1980er Jahre spitzte sich der Konflikt um den 19. März zu. 1981 wurde das erste Mal das zentrale Defilee am Triumphbogen durch verbale und physische Attacken gestört, die von einem 'Comité pour le respect de la mémoire des morts pour l'Algérie française' koordiniert wurden, an dessen Spitze Pierre Descaves stand, ein späterer Abgeordneter der 'Front National' (FN). Kern des Mobilisierungspotenzials stellte die als Vertriebenen-Nachwuchsorganisation posierenden 'Jeunes pieds-noirs' (JPN). [28] Ebenfalls zugegen war in diesem ersten Jahr Jean-Marie Le Pen höchstpersönlich. [29]
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Derartige Störungen setzten sich über den gesamten Zeitraum der 1980er Jahre fort. Diesen Angriffen auf den 19. März lag kein abstrakter Konflikt um unterschiedliche Erinnerungen zugrunde. Sie waren Teil einer Strategie der FN, die in den 1970er Jahren versprengten faschistischen Organisationselemente innerhalb größerer sozialer Milieus neu aufzubauen. Das heißt, insbesondere unter den ehemaligen Algerienfranzosen zu rekrutieren, aber auch in die Organisationen der 'Algerie française'-treuen, rechten Algerienkriegsveteranen einzudringen. Dies gelang. Der langjährige Vorsitzende der UNC-AFN, Porteu de la Morandière, trat zur FN über und zog für diese zeitweilig in die Nationalversammlung ein; bis heute ist er auf parlamentarischer Ebene für Le Pens Partei in Nordfrankreich aktiv. Das Eindringen der FN bis in die Führungsspitze der UNC-AFN führte dort zu internen politischen Reibungen. Porteu de la Morandière musste sein Amt an der Spitze der UNC-AFN abgeben.
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Die Hoffnung der FNACA, dass unter dem neuen sozialistischen Präsidenten François Mitterrand der 19. März endlich Anerkennung finden würde, erwies sich als trügerisch. Der ließ zwar im September 1981 einen Runden Tisch mit den rivalisierenden Verbänden einrichten, doch lediglich, um die Politik des 'nationalen Ausgleichs' fortzusetzen. Dies schloss den 19. März als Gedenktag aus, heizte damit die Konflikte aber nur noch weiter an.
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Die Vorfälle am 19. März 1982 stellten die Vorjahresereignisse in den Schatten. In Cannes und Montpellier seien Freunde der FNACA "von einer allseits bekannten Filiale" – eine Anspielung auf die UNC-AFN – angegriffen worden, "bevor auf den Kränzen herumgetrampelt wurde, die sie unseren Verstorbenen gewidmet hatten". [30] Aus Paris, wo 4.000 Anhänger der FNACA zusammenkamen, zeigen Fotos im 'Ancien d'Algérie' neben der Kranzniederlegung eine gezündete Rauchbombe und Handgreiflichkeiten bei einer Festnahme. Rund 50 "Hitzköpfe" hätten daneben mit Mehl geworfen und einen Kranz zu Ehren der Toten übel zugerichtet. [31] Diese Aktionen führten zu einem ungeahnten Medienecho des 19. März. Die FNACA, geschockt von der Sensationsgier der Massenmedien, musste feststellen, dass die Boulevardpresse und selbst das Fernsehen das erste Mal von der Zeremonie berichtete. 'France-Soir' fragte sich bereits in der Ausgabe des 18. März, "ob man sich auf den Champs-Elysées … wie vor zwanzig Jahren [in Algerien] bekämpfen würde".
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In den Folgejahren führten die Gegner des 19. März in Paris stets das gleiche Programm vor: Rauchbomben, Kracher, Beschimpfungen, physische Auseinandersetzungen. Die 1987 vollzogene Bildung einer 'Einheitsfront', die die konkurrierenden Verbände der Algerienveteranen um praktische Fragen, wie etwa die Forderung nach dem Recht auf einen Vorruhestand für die ehemaligen Soldaten vereinte, brachte keine Entspannung an der Gedenkfront. Der 19. März erzeugte eine Anziehungskraft auch auf Kräfte, die sich selbst noch aggressiver als die FN präsentierten und die sich auf diesem Feld als die Speerspitze der Erben des 'Algérie française' zu profilieren suchten. So mobilisierte die offen nazistische Splittergruppe GUD neben den JPN zum 19. März in Paris und verteilte 1988 Flugblätter unter dem Titel "Stoppt die Feiern zum 19. März; die jungen Nationalisten vergessen nicht". [32] Ein Faschist störte in diesem Jahr in einer gewagten Attacke sogar den ökumenischen Gottesdienst, in dessen Verlauf er auf den Altar zustürzte und die Zeremonie beschimpfte. Parolen wie "Kommunisten – Mörder!", "Algérie française!" und "FNACA – fellaghas!" [33] begleiteten den folgenden Gedenkumzug; aber auch "Heute: Anarchie – morgen: Neue Ordnung!" Die alte OAS-Diktion wurde ungebrochen auf den neuen Gegner auf dem geschichtspolitischen Terrain projiziert.
Die 1990er Jahre und das Vordringen des 19. März
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Die der FNACA aufgezwungene Polarisierung hat eine mobilisierende Wirkung auf die eigenen Reihen ausgeübt und so zum relativen Erfolg des 19. März in den 1990er Jahren beigetragen. Dieser Erfolg ließ sich an einigen Indikatoren messen, etwa der rasch wachsenden Zahl der Teilnehmer an den Umzügen: 1982 defilierten nach eigenen Angaben 4.000 Anhänger der FNACA zum Triumphbogen, 1983 bereits 8.000, 1992 waren es 20.000, 2002 sogar 30.000. [34] Am 19. März 2003 fanden Zeremonien in 99 Departementshauptstädten und 5.089 weiteren Gemeinden statt, mit insgesamt gezählten 246.256 Teilnehmern. [35]
Ebenso ließ sich der Erfolg in der Gesamtbevölkerung statistisch nachweisen. Nach einer IFOP-Umfrage, die die FNACA 1991 in Auftrag gab, haben 77% der Franzosen einer Offizialisierung des Gedenkens an die Opfer Nordafrikas zugestimmt, wovon 23% den 16. Oktober bevorzugten, 71% hingegen den 19. März. [36] Im Januar 2003 haben zwei weitere Umfragen durch die Institute IFOP und SOFRES Zustimmungswerte zum 19. März ergeben, die mit 75% und 77% unter jenen, die einen gesonderten Gedenktag für berechtigt halten, nochmals eine Steigerung gegenüber den frühen 1990er Jahren aufwiesen. [37]
<35>
Auch die Entwicklung bei den Straßenumbenennungen war beachtlich. 1980 lag die Zahl der Gemeinden und Städte, die mindestens eine Straße oder einen Platz auf den Namen '19 mars 1962, fin de la guerre en Algérie' getauft hatten, bei 924. [38] Bis zum Sommer 1983 stieg die Zahl auf rund 1.300. [39] Unter dem Druck der geschichtspolitischen Polarisierung und dem Rechtstrend der 1980er Jahre fanden zwar einige Rückbenennungen statt, doch letztendlich war die Tendenz ungebrochen. Ende 1994 lag die Zahl bei insgesamt 2.250 Straßen und Plätzen in 1.600 Kommunen, [40] am 1. September 2002 schließlich bei insgesamt 3.360. [41] Heute existiert in mehr als einem von zehn Orten eine entsprechende Straßenbezeichnung zum 19. März. [42]
<36>
Auffällig ist dabei das erhebliche regionale Gefälle. Ganze Departements wiesen noch im Jahr 2002 nicht eine einzige Straße des 19. März auf, so jene in Korsika oder Alpes-Maritimes, viele andere verfügten hingegen über 100. An der Spitze liegt das Departement Isère mit 152. [43] Auch innerhalb der Departements gibt es auffällige Unterschiede. Im Jahr 2000 existierte in 38 Departementhauptstädten mindestens eine Straße des 19. März. [44] Es handelte sich aber durchweg um die kleineren Städte. Es fehlten etwa Bordeaux, Marseille und Lyon. Es fehlte auch die Hauptstadt des Spitzendepartements Isère, Grenoble. Und schließlich fehlt Paris, bis heute. Lediglich die Städte des roten Gürtels um Paris sind vertreten, wie Bobigny, Nanterre oder Evry. Hier zeigt sich, wie sehr die Straßenumbenennungskampagne von den lokalen Bedingungen abhängig war und ist. Eine linke Ratsmehrheit erleichterte der FNACA die Durchsetzung ihrer Anliegen, auch wenn diese Tatsache vom Verband bewusst ignoriert wurde. Ein hoher Anteil an ehemaligen Algerienfranzosen in der Bevölkerung erschwerte sie. Generell gilt: Je kleiner der Ort, desto pragmatischer sehen offenkundig die Gemeindevertreter das Problem. Erst in den großen Städten, dort wo auch große Politik gemacht wird, ist man wesentlich sensibler für die geschichtspolitische Dimension dieses Anliegens. Ein sozialistischer Bürgermeister zeigt sich umgänglicher als ein sozialistischer Präsident.
<37>
Der 19. März ist in den 1990er Jahren parallel zum Prozess der schrittweisen Enttabuisierung des Algerienkrieges in der öffentlichen Debatte als Gedenktag in der Gesellschaft vorgedrungen. Er stellt in seinem Ursprung ein veritables 'Gedenken von unten' dar. Es wurde gegen den Willen zahlreicher Regierungen und Präsidenten, gegen den Widerstand der rechten Veteranenverbände, Parteien und Vertriebenenverbände und angesichts weitgehender Ignorierung in den Medien von der FNACA mit großer Hartnäckigkeit durchgesetzt.
Dieses 'radikaldemokratische' Element stand dabei stets in einem scharfen Kontrast zu dem patriotischen Anstrich, mit dem die FNACA den 19. März schmückte. Zum 30. Jahrestag 1992 wurden 3.000 Nationalbanner getragen, bei 20.000 anwesenden Personen. Die Ausdehnung des Fahnenkultes auf den Zeremonien manifestierte den Wunsch nach staatlicher Anerkennung. Nichts wäre der FNACA lieber, als wenn ihr Gedenktag endlich durch den Repräsentationsapparat der Staatsmaschine 'geschluckt' würde.
<38>
Der Vorsitzende des Bildungs- und Jugendausschuss (GAJE) der FNACA, Serge Drouot, beschreibt das Verhältnis zum Staat als vertrauensvoll:
"Die 'Monuments aux morts' sind Ausdruck der Fusion der Interessen des Staates mit den Bedürfnissen der Soldaten. Zum November 2002 soll am Quai Branly [in Paris] das Denkmal zum Algerienkrieg enthüllt werden. Die FNACA nahm an der vorbereitenden Kommission teil und hat eine Liste von Verbesserungen vorgeschlagen. … Das Vertrauen geht so weit, das er [der Staat] die Listen der Gefallenen durch uns für das 'Mémorial' am Quai Branly überprüfen lässt." [45] Auch die von der GAJE entworfene Ausstellung zum 40. Jahrestag des Waffenstillstandes im Algerienkrieg wurde vom Verteidigungsministerium mit 300.000 F, umgerechnet ca. 45.000 €, unterstützt. So stehen die staatlichen Organe in einem widersprüchlichen Verhältnis zur Gedenkarbeit der FNACA. Die Kernforderung nach der Anerkennung des 19. März als nationalem Gedenktag wird zurückgewiesen. Gleichzeitig findet die Organisation als solche heute volle Anerkennung durch das zuständige Staatssekretariat und ist als gewissermaßen stärkste Nichtregierungsorganisation innerhalb des Veteranenmilieus zu einer unumgänglichen, tief in die offiziellen Gremien eingegrabenen Institution geworden.
<39>
Auch die von der FNACA so lange geforderte symbolische Anerkennung des Algerienkrieges als eines Krieges ist erreicht worden. Sie fand nach der Anpassung der amtlichen Sprachregelung an die historische Realität ihren Höhepunkt am 5. Dezember 2002, als Staatspräsident Chirac jenes von Drouot zitierte, zentrale nationale Denkmal, das 'Mémorial de la guerre d'Algérie', tatsächlich einweihte. [46]
Chirac suchte dort in einer historisch weitgehend entkernten Rede die Toten zu Vorkämpfern der französischen Sache zu erklären und beschwor die Einheit der Armee bei der Erfüllung der ihnen einst vermeintlich gestellten Aufgabe: "Berufssoldaten, freiwillige Kämpfer, moslemische Franzosen in den Hilfstruppen, Wehrpflichtige und Reservisten des 'contingent': Alle haben dieselben Prüfungen durchstehen müssen. Alle haben für dasselbe Ideal im Dienste der Republik und Frankreichs gekämpft. … Ihr dringlichster Auftrag bestand in dem Schutz der Bevölkerungsgruppen, die Frankreich vertrauten. … Alle sind vereint in unserer Erinnerung. Alle haben ihren Platz im glorreichen Gefolge der Söhne Frankreichs, die sich auf allen Kontinenten ausgezeichnet haben und unserem Land in den tragischsten Stunden seiner Geschichte gedient haben." [47]
<40>
Hinter den Floskeln von der Einheit im Krieg verschwand die Tatsache, dass das Denkmal bewusst an irgendeinem Datum eingeweiht wurde. Nicht der 19. März, sondern ein historisches "Undatum" wurde erneut, wie schon von Giscard, auserwählt. Zu Beginn des Jahres, unter den Bedingungen einer linken parlamentarischen Mehrheit, war bereits die Initiative gescheitert, den 19. März zum 40. Jahrestag des Waffenstillstandes 2002 zum nationalen Gedenktag zu erklären. Ein heftiger öffentlicher Streit um die Anwendung der Folter durch die französische Armee, der sich in den Jahren 2000 und 2001 entspann, zerstörte die Illusion von der nationalen Leidensgemeinschaft im Algerienkrieg, wie sie nach der Anerkennungsdebatte von 1999 entstanden war. Mochte der sozialistische Vorsitzende des Rechtsausschusses Le Garrec auch beteuert haben, "der 19. März ist nicht dazu bestimmt, einen Sieg oder eine Niederlage zu feiern, sondern lediglich eine Zeit des Gedenkens festzulegen," [48] so haftete dem Tag immer noch der Geruch der Kapitulation vor der FLN an. Dies einte die Reihen der Rechten. Das Gedenken des 19. März sei "eine Zelebrierung der Schande", so Alain Madelin, Präsident der 'Démocratie libérale'. [49] Sein Parteifreund Claude Goasguen, heute Mitglied in der neogaullistischen UMP, merkte in der Parlamentsdebatte an: "Es ist normal, dass die Algerier das feiern, was sie für einen Sieg halten. ... Umgekehrt kann man den Deutschen nicht vorwerfen, dass sie nicht den 8. Mai feiern, der Tag, an dem Deutschland geschlagen wurde, auch wenn es sich dabei um einen Sieg über die Nazis handelte." [50]
<41>
In der Abstimmung vom 22. Januar 2002 stimmten schließlich 279 gegen 204 Abgeordnete für die Annahme der Gesetzesvorlage. Das Ziel, einen möglichst breiten Konsens über die Parteigrenzen hinweg zu erreichen, wurde klar verfehlt. [51] Die Antragssteller verzichteten in der Folge darauf, die Gesetzesvorlage dem Senat zuzuleiten. Das Projekt, den 19. März zum offiziellen Tag des Gedenkens der Opfer des Algerienkrieges zu machen, wurde damit auf Eis gelegt.
<42>
Mit der Neubildung einer konservativen Regierung nach den Wahlen des Jahres 2002 hat sich der Konflikt eher noch verschärft, trotz des neu eingeweihten Denkmals am Quai Branly. Genauer: Die Regierung, die nun endlich eine glaubwürdige Initiative vorweisen kann, nutzt dieses Denkmal, um den 19. März nach dem Vorbild des 16. Oktobers Giscard d'Estaings zurückzudrängen. Während 1992 noch drei bürgerliche Minister an der Zeremonie am Triumphbogen teilnahmen, entzog sich der zuständige Staatssekretär für die Kriegsveteranen, Hamlaoui Mékachéra, den Feierlichkeiten zum 19. März 2003. Er ließ nicht einmal einen Kranz der Regierung niederlegen.
Stattdessen setzte er eine nach dem Vorsitzenden benannte 'Commission Favier' ein, die eine "einvernehmliche" Lösung des Gedenkstreites ausloten sollte. Diese Kommission, in der mehrheitlich die Vertreter der kleineren, rechten Veteranenverbände saßen, welche zusammengenommen nicht die organisatorische Stärke der FNACA aufweisen können, empfahl bei "einer Gegenstimme", den 5. Dezember zum nationalen Gedenktag zu erheben. Das heißt den Tag, an dem Chirac 2002 das Denkmal am Quai Branly einweihte. [52] Am 17. September 2003 vermeldeten Rundfunk und Fernsehen, dass diese Empfehlung von Staatssekretär Mékachéra nun dem Kabinett vorgelegt worden sei und der 5. Dezember per Dekret zum nationalen Gedenktag erhoben werde.
<43>
Im Zentrum des breiten Medienechos stand interessanterweise nicht der Ministerratsbeschluss, sondern der Widerstand der FNACA als repräsentativster Vereinigung der Algerienveteranen. Ihre Vertreter identifizierten den 19. März dabei nicht nur mit dem Frieden, sondern erklärten ihn darüberhinaus zum symbolischen Traditionsbestand der Fünften Republik. FNACA-Vizepräsident Jean-Louis Cerceau bezeichnete auf dem ersten Fernsehkanal TF1 die Entscheidung als eine "Beleidigung gegenüber der Geschichte und dem Andenken General de Gaulles." Der Vorsitzende Marek rüffelte Chirac in einem persönlichen Brief: "Es ist unverständlich, dass Politiker, die den Gaullismus für sich reklamieren, die Geschichte verleugnen und sich für ein Datum wie den 5. Dezember aussprechen, das keine historische Bedeutung hat und von jenen vorgeschlagen wurde, die sich General de Gaulle entgegenstellten…" [53]
<44>
Während die 'gauche plurielle' im Januar 2002 die 58%ige parlamentarische Mehrheit für den 19. März als Gedenktag für nicht breit genug hielt, erklärte die konservative Regierung nun den Hinterzimmerbeschluss der 'Commission Favier' als "quasi einstimmig". [54] Die Sprecher einer Gruppe von Abgeordneten innerhalb der Regierungsfraktion, die tags zuvor die Entscheidung der Regierung durch eine eigene Gesetzesinitiative für den 5. Dezember maßgeblich beschleunigt hatte, ignorierte kurzerhand die Existenz der stärksten der Veteranenorganisationen. Jacques Myard (UMP) zeigte sich erfreut, dass "ein Datum des Konsenses und der Besänftigung" gefunden wurde, auf das "die Vereinigungen der Kriegsveteranen so sehnlichst gewartet" haben. [55]
Eine echte Kapriole staatlicher Geschichtspolitik: Die nationale Einheit kann nicht aus dem Ereignis des Algerienkrieges selbst abgeleitet werden, also weicht man als Referenzpunkt des Gedenkens aus – auf einen vorhergegangenen Gedenkakt! Anschaulicher kann der konstruierte Charakter staatlich betriebener Vergangenheitsbewältigung nicht mehr dargestellt werden.
Fazit
<45>
Auch im Totengedenken kann der Algerienkrieg geschichtspolitisch nicht neutralisiert werden. Die bloße Tatsache, dass sich offiziell erinnert wird, sagt noch gar nichts darüber aus, wessen gedacht wird. Wofür steht das Denkmal am Quai Branly – für die Opfer der Folter, gegen den Kolonialismus? Nein. Es mahnt noch nicht einmal in abstrakter Weise für den Frieden. Chirac hat in seiner Einweihungsrede wohl die Pflicht hervorgehoben, an diesen 'Krieg' zu erinnern. Das Wort 'Frieden' fiel indes nicht ein einziges Mal. Der Präsident nahm auch in keiner Weise Bezug auf die Beziehung zum unabhängigen Algerien.
<46>
Am Quai Branly wird die vage Idee transportiert, dass der einzelne Kriegsveteran sein Opfer doch nicht umsonst, sondern für die gemeinsame Nation erbracht habe. Insofern hat die FNACA entgegen der selbst imaginierten Überzeugung am Quai Branly ihre einst formulierten Ziele nur in gebrochener Form erreichen können. Die in sich antagonistische Verknüpfung, wie sie der Verband durchsetzen will, die Verknüpfung von Patriotismus und Pazifismus, bleibt für die Repräsentanten des Staates und alles, was rechts ist in der Gesellschaft, inakzeptabel. Chirac sprach am Quai Branly davon, die Soldaten hätten für ein Ideal, für die Nation, mithin für etwas Sinnvolles gekämpft. Das Leitbanner der FNACA zum 40. Jahrestag des 19. März zeigt hingegen die Zeichnung eines in der Wüste liegenden, blutenden Soldatenkopf, über dem eine weiße Taube mit einem Ölzweig im Schnabel kreist.
<47>
Um die Anerkennung des Krieges und der eigenen Kriegsveteranengeneration durchzusetzen, reklamierte die FNACA für die Gefallenen erfolgreich den Titel 'morts pour la France' – 'gestorben für Frankreich' – die offizielle Bezeichnung für die in einem Krieg gefallenen Soldaten der Armee. Doch der 19. März impliziert als Datum keine andere Botschaft als die des Friedens, des Friedens um jeden Preis, eben auch um jenen der Aufgabe des französischen Algeriens. Ihn zu feiern heißt, dem vorhergehenden Krieg jeden Sinn abzusprechen. Denn ein Krieg, dessen einziger Sinn in seiner Beendung liegt, ist ein ein Krieg ohne Sinn. Soldaten, die in einem Krieg "für Frankreich" und zugleich "sinnlos" gefallen sind, sprechen der Nation selbst den Sinn ab, so die Überlegung der Gegner des 19. März.
<48>
Diese Formel bildet die widersprüchliche Realität des französischen Soldaten im Algerienkrieg selbst ab, den die FNACA repräsentiert. Als machtloses Rädchen in der Maschine der Kolonialarmee war der durchschnittliche Soldat unschuldig am Kolonialkrieg und wurde doch gegen seinen Willen zu dessen Werkzeug degradiert. Die Auflösung dieses Widerspruchs ließe sich nur durch die bewusste Einnahme einer der beiden Grundpositionen lösen, durch die Annäherung an die kolonialistischen Erben des 'Algérie française' oder durch Annäherung an das Erbe des radikalen Antikolonialismus. Beides ist undenkbar für die FNACA. Alles was bleibt, ist die Hoffnung auf die Verwischung dieses Konfliktes in dem endlosen Strom der verfließenden Zeit. Paradoxes Resultat: Erst wenn die sozialen und politischen Zerreißproben des Algerienkrieges vergessen sein werden, wird der 19. März jene Schärfe verlieren, die ihn als national anerkannter Gedenktag verunmöglicht. Das erfolgreiche Gedenken des Algerienkrieges setzt dessen Bedeutungsverlust voraus.
Anmerkungen
[1] Die Auseinandersetzungen um den 19. März wurden das erste Mal zusammenfassend dargestellt von: Fréderic Rouyard: La bataille du 19 Mars, in: Jean-Pierre Rioux (Hg.): La guerre d'Algérie et les Français. Colloque de l'Institut d'histoire du temps présent, Paris: Fayard, 1990. Dabei handelt es sich um einen verarbeiteten Teil aus Rouyards Examensarbeit, vgl.: ders.: Les commémorations de la guerre d'Algérie, Maîtrise d'histoire. Mémoire dirigée par M. Philippe Levillain, Université Paris-X (Nanterre), 1989.
[2] François Mitterrand in einer Rundfunkansprache am 1.12.1954; in: François Mitterrand ou le roman du pouvoir. I.: Les Années d'apprentissage 1916-1958, Fernsehdokumentation von Patrick Rotman und Jean Lacouture, 1999.
[3] Jean-Pierre Brésillon: Crapahut, Macon: FNACA, Comité départemental de Saône-et-Loire, 1969, 42.
[4] Claire Mauss-Copeaux: Appelés en Algérie. La parole confisquée, Paris 1999, 29.
[5] Jean-Charles Jauffret: Soldats en Algérie 1954 – 1962. Expériences contrastées des hommes de contingent, Paris 2000, 307.
[6] Mauss-Copeaux kam in ihrer Untersuchung zu diesem Ergebnis auf Grundlage des Studiums der Traueranzeigen und Berichte von den Begräbnissen französischer Soldaten in der ostfranzösischen Liberté de l'Est; siehe: Mauss-Copeaux: Appelés en Algérie, 29 ff.
[7] Wladislas Marek auf dem auf dem neunten Kongress der FNACA im Jahr 1970. 'Rapport d'activité (extraits)'; in: L'Ancien d'Algérie 77 (1970)/ 11.
[8] 'Pour honorer la mémoire de nos camarades tombés en Algérie'; in: L'Ancien d'Algérie17 (1963)/ 4.
[9] L'Ancien d'Algérie 23 (1964)/ 5-6.
[10] L'Ancien d'Algérie 29 (1965)/ 7-8.
[11] L'Ancien d'Algérie 43 (1967)/ 5-6.
[12] Vgl. dazu die Fotoreportage in L'Ancien d'Algérie 71 (1970)/ 4.
[13] Insbesondere der Putsch des April 1961, der von vier Generälen mit dem Ziel der ungehemmten Fortsetzung des Krieges gegen die FLN in Algier inszeniert wurde, scheiterte am Widerstand des 'contingent', das heißt der Masse der Wehrpflichtigen.
[14] FNACA (Hg.), '19 mars. Journée nationale du souvenir. A la mémoire des 30.000 jeunes soldats français morts en Algérie, Maroc et Tunisie et des victimes civiles de ces conflits', Paris 1993.
[15] Zitiert in: 'Glané dans la presse'; in: L'Ancien d'Algérie 80 (1971)/ 2.
[16] In einer parlamentarischen Anfrage vom 25.1.1971.
[17] 'Glané dans la presse'; in: L'Ancien d'Algérie 80 (1971)/ 2.
[18] 'Dans tout le pays, participation sans précédent'; in: L'Ancien d'Algérie 82 (1971)/ 4.
[19] Zitiert in: 'Mémorial day. L'U.N.C.-A.F.N. et le 19 mars'; in: L'Ancien d'Algérie 73 (1970)/ 6.
[20] Presserklärung der UNC-AFN im Anschluss an die Senatsdebatte vom 4. Mai 1971, wiedergegeben in: Journal des combattants 1267, 15.5.1971.
[21] Voix du Combattant, (1970)/ 11.
[22] Foto von der Verleihung: in Voix du combattant, (1970)/ 11.
[23] Henri Duvillard am 4.12.1971 im Senat; Zitiert in: L'Ancien d'Algérie 89 (1971)/ 12.
[24] Dialogues (1971)/ 6; zitiert in: 'Glané dans la presse', L'Ancien d'Algérie 86 (1971)/ 9.
[25] 'Mot du ministre', Dialogues, (1971)/ 2; zitiert in: 'Glané dans la presse', L'Ancien d'Algérie 82 (1972)/ 4.
[26] 'Glané dans la presse'; in: L'Ancien d'Algérie 80 (1971)/ 2.
[27] Stellungnahme der [FNCPG-]CATM; zitiert in L'Ancien d'Algérie 216 (1983)/ 7-8.
[28] 'Pieds-noirs' ('Schwarzfüße'): Selbstbezeichnung der Algerienfranzosen.
[29] Rouyard, in: Rioux: La guerre d'Algérie, 551.
[30] '4000 personnes sur les Champs-Elysées'; in: L'Ancien d'Algérie 202 (1982)/ 4 .
[31] Ebd.
[32] Rouyard, in: Rioux: La guerre d'Algérie, 551.
[33] 'Fellaghas': Schimpfwort für die Guerillas der FLN. Leitet sich von dem arabischen Wort für 'Wegelagerer' ab.
[34] Siehe: FNACA (Hg.): '19 mars. Journée nationale du souvenir', 1993, Rückseite; L'Ancien d'Algérie 406, (2002)/ 4. Nach Polizeiangaben waren 2002 20.000 Teilnehmer anwesend (Meldung AFP, 19.3.2002).
[35] 'Le Comité National de la FNACA s'est réuni à Paris, les 2 et 3 mai 2003'; in: L'Ancien d'Algérie 417 (2003)/ 5.
[36] Daniel Wojkowiak: 'Nos morts n'ont jamais été oubliés par la FNACA', in: L'Ancien d'Algérie, Hors Série, Septembre 1995.
[37] Vgl.: L'Ancien d'Algérie 414 (2003)/ 2.
[38] Siehe: L'Ancien d'Algérie 210 (1983)/ 1.
[39] Siehe: L'Ancien d'Algérie 216 (1983)/ 7-8.
[40] Wojkowiak: 'Nos morts'.
[41] Interne Aufstellung zum 25. Kongress der FNACA in Lille vom 18. – 20.10.2002, verfasst von Daniel Poirrier für die Commission GAJE.
[42] Interview mit Serge Drouot, Vorsitzender der Commission GAJE bei der FNACA, 9.9.2002, in Paris.
[43] Interne Aufstellung zum 25. Kongress.
[44] Interne Aufstellung zum 24. Kongress der FNACA in Strasbourg vom 29.9. – 1.10.2000, verfasst von der Commission GAJE.
[45] Interview mit Serge Drouot, 2002. GAJE: 'Guerre d’Algérie-Jeunesse-Éducation' ('Algerienkrieg-Jugend-Erziehung')
[46] Das Denkmal befindet sich am Quai Branly in der Nähe des Eiffelturms. Seine offizielle Bezeichnung lautet 'Mémorial National de la guerre d'Algérie et des combats du Maroc et de la Tunisie, 1952 – 1962'. Es besteht aus drei 5,85 m hohen, eckigen Säulen, in denen jeweils ein elektronisches Band entlangläuft. Im ersten wird eine eingestandenermaßen unvollständige Liste der Namen von 22.959 gefallenen Soldaten wiedergegeben; im zweiten Band erscheint die Widmung des Denkmals und die Daten zu den jeweiligen Konflikten in Nordafrika; im dritten Band kann der Betrachter durch interaktive Nutzung einen bestimmten Namen seiner Wahl erscheinen lassen. Die drei elektronischen Bänder sind jeweils in den Nationalfarben blau, weiß und rot gehalten.
[47] Jacques Chirac zur Einweihung des Nationaldenkmals für die Gefallenen des Algerienkrieges in Paris am 5.12.2002, wiedergegeben in: 'Le discours du président de la République'; in: L'Ancien d'Algérie 413 (2003)/ 1.
[48] Le Monde, 16.1.02.
[49] Madelin in Le Figaro, 16.1.02.
[50] JORF, Débats parlementaires (Assemblée nationale), 1ère séance du mardi, 15 Janvier 2002.
[51] Der sozialistische Fraktionsvorsitzende Ayrault kündigte im Vorfeld der Abstimmung an: "Wir wünschen uns an diesem Tag mindestens eine Zweidrittelmehrheit der Wahlberechtigten. Sollte dem nicht so sein, hieße dies, die Debatte ist nicht reif und wir halten an diesem Punkt inne." (Reuters, 15.1.2002)
[52] 'Rapport de la Commission Favier', beschlossen am 22.1.2003; vgl. L'Ancien d'Algérie 414 (2003)/ 2.
[53] L'Ancien d'Algérie 420, (2003)/ 10.
[54] Presseerklärung, Conseil des ministres, 17.9.2002.
[55] Jacques Myard am 17.9.2003, zitiert in: '5 décembre: l'UMP et le 'Parti Pied-Noir' satisfaits…'; in: L'Ancien d'Algérie 420, (2003)/ 10. Weitere Berichte über den Kabinettsbeschluss und die Reaktionen: 'La FNACA n'en veut pas'; in: France-Soir, 18.9.2003; Georges Fleury, 'La guerre (des dates) d’Algérie fait rage…'; in: France-Soir, 20.9.2003.

Autor:
Frank Renken
Centre Marc Bloch
Deutsch-Französisches Forschungszentrum für Sozialwissenschaften
Schiffbauerdamm 19
10117 Berlin
rf@cmb.hu-berlin.de
http://www.cmb.hu-berlin.de

Empfohlene Zitierweise:

Frank Renken: Der Kampf um den 19. März: Zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung um das Totengedenken der Algerienkriegsveteranen in Frankreich, in: zeitenblicke 3 (2004), Nr. 1 [09.06.2004], URL: <http://zeitenblicke.historicum.net/2004/01/renken/index.html>

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