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Wirklich aus der Mode gekommen ist die Adelsforschung nie. In zu vielen Bereichen haben Aspekte adliger Geschichte stets eine bedeutsame Rolle gespielt, als dass sie je gänzlich aus dem Blickfeld der Forschung hätte verschwinden können. Seit einiger Zeit aber erfreut sich der Adel einer neuen intensiven Aufmerksamkeit der Wissenschaft.

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Dies betrifft auch und vor allem die Frühe Neuzeit, die als Epoche des Übergangs in der Geschichte des europäischen Adels schon immer eine Schlüsselrolle spielte. Mit den Stichworten „Selbstverständnis – Selbstdarstellung – Selbstbehauptung“ greifen wir aktuelle Erkenntnisinteressen und viel diskutierte Themenbereiche auf: Die Frage nach dem Selbstverständnis des Adels rückt die Analyse korporativer Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster in den Vordergrund, die aber zugleich anhand der einzelnen historischen (hier eben: adligen) Akteure exemplifiziert werden. Dass sich ein Herrschaftsstand wie der Adel über die Jahrhunderte hinweg in angemessener Weise darstellen und gesellschaftlich positionieren musste, führte in bestimmten Situation und Konstellationen geradezu zwangsläufig zu Komplikationen. Wie schwierig es ein Herrschaftsstand in Zeiten des beschleunigten Wandels hatte, braucht hier en détail gar nicht weiter ausgeführt werden – für den Adel lässt sich in der Tat anhand einer Fülle von Beispielen belegen, dass er in praktisch allen drei Jahrhunderten der Vormoderne auf besondere Herausforderungen hat reagieren müssen.

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So wenig wie es „den einen“ Adel gegeben hat, so wenig existiert freilich „die eine“ Adelsforschung. Mit Blick auf die Forschungslandschaft entfaltet sich für den historisch Interessierten vielmehr ein Panorama verschiedenster thematischer Zuschnitte und methodischer Ansätze. Mag die Vielfalt an sich faszinierend sein, birgt sie für die Konzeptionierung einer Zeitschriftenausgabe eigene Probleme. Anstelle einer rigiden Schwerpunktsetzung haben wir uns dafür entschieden, den Reichtum der Adels-Forschung aufzufächern, nur schwach gebündelt in verschiedenen Sektionen. Die Reichhaltigkeit der Forschung zeigt sich im weiteren auch darin, dass die Beiträge zur Adels-Forschung derart zahlreich vorliegen, um auch die dritte Ausgabe der zeitenblicke mit dieser Thematik zu bestreiten.

Zweifelsohne birgt diese Vielfalt für die Konzeptionierung einer Zeitschriftenausgabe eine besondere Herausforderung, der wir durch einen multiperspektivischen Zugriff auf zwei bestimmte Themenbereiche in den nächsten beiden Ausgaben der zeitenblicke gerecht werden wollen. Geht es in der vorliegenden, ersten Adels-Ausgabe zunächst um den Versuch einer breiten Annäherung an die Adelswelten der Vormoderne, wird die für den Herbst geplante Ausgabe schwerpunktmäßig konkrete regionale "Adelsgeschichten" rekonstruieren.

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Wir sind uns der Tatsache wohl bewusst, dass die beiden Adelsausgaben der zeitenblicke lediglich einen Ausschnitt aus einem ausgesprochen lebhaften Forschungsfeld darstellen können. Dennoch hoffen wir, der Adels-Forschung damit weitere Impulse und Anregungen vermitteln zu können!

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Als letztes sei an dieser Stelle auch den Autorinnen und Autoren dieser zeitenblicke-Ausgabe ein herzlicher Dank dafür gesagt, dass sie mit großem Engagement für diese Ausgabe aus aktuellen Forschungen ihre Ergebnisse zur Verfügung gestellt haben.

Das Herausgeberteam

Köln, im Juni 2005

Empfohlene Zitierweise:

Michael Kaiser : Zu dieser Ausgabe , in: zeitenblicke 4 (2005), Nr. 2, [2005-06-28], URL: https://www.zeitenblicke.de/2005/2/Editorial/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-1297

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