Die digitale Wissensrevolution – Netzwerkmedien, kultureller Wandel und die neue soziale Wirklichkeit
urn:nbn:de:0009-9-6419
Zusammenfassung
Ausgangspunkt des Vortrags ist die aktuell zu beobachtende digitale Wissensrevolution. Es werden sechs exemplarische Beispiele des von der Netzwerktechnologie ausgelösten sozialen und kulturellen Wandels diskutiert: (1) die neue Ordnung des Wissens, (2) die soziale Steuerung durch technische Normen, (3) die automatische Archiv-Funktion des Netzes, (4) die Ergänzung der Tausch- durch die Geschenkökonomie, (5) die Aufhebung der Leitdifferenz zwischen 'öffentlich' und 'privat' sowie (6) die Dialektik von Möglichkeit und Zwang permanenter Kommunikation. Gemeinsam ist ihnen eine sozialethische Ambivalenz, die zwar bereits im technokulturellen Wandel angelegt ist, ihre besondere lebensweltliche Brisanz aber erst durch die Unfähigkeit traditioneller normprozessierender Instanzen zur Anpassung an die neue soziale Wirklichkeit erhält.
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Im letzten Jahr habe ich zusammen mit meinem Berliner Kollegen Kai Lehmann den Sammelband "Die Google-Gesellschaft" [2] herausgegeben. Mit seinen etwa fünfzig Beiträgen ist das Buch zunächst eine Art Kaleidoskop der medieninduzierten sozialen Veränderungen, die wir bereits heute beobachten können. In der Zusammenschau liefert es aber auch ein Bild dessen, was uns in Zukunft erwarten könnte. Dieses 'futurologische Programm' nehme ich auf, wenn ich im Folgenden über die digitale Wissensrevolution und ihre (fast) sicher erwartbaren sozialen und kulturellen Folgen spreche.
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Die Idee einer durch die digitalen Wissenstechnologien ausgelösten sozialen und kulturellen Revolution könnte durchaus Skepsis auslösen. Hat nicht Wissen zu allen Zeiten einen enormen Wandel erfahren? Und war Information nicht stets von hoher Bedeutung für soziale Veränderung? [3] Worin also liegt das Revolutionäre? Ich klammere die alten und neuen Diskussionen über Epochen gesellschaftlicher Entwicklung und die dort jeweils dominierenden 'Triebkräfte' oder 'Leitkonzepte' hier ein und weise nur stichwortartig auf einige strukturelle Neuerungen hin, die sozial, politisch und kulturell einschneidende Folgen haben (werden).
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Bei der sich jetzt entwickelnden Form des menschlichen Zusammenlebens, Manuel Castells benutzt den Terminus "Netzwerkgesellschaft" [4], beherrschen via globaler Datennetze verbundene Computer den sozialen Austausch. Wir finden hier sechs Schlüsselkonzepte bzw. Schlüsseltechnologien, welche die Differenz zu vorhergehenden Gesellschaftsformen nachdrücklich markieren:
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die Fähigkeit zur verlustfreien Speicherung und Reproduktion sowie der beliebigen Aufbereitung und Manipulation aller sinnlich erfahrbaren Informationen;
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die Möglichkeit von weltweiter Kommunikation mit beliebigen Partnern ohne Zeitverzögerung unabhängig von den Aufenthaltsorten der Beteiligten;
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der Zugriff auf beliebige Datenbestände, die in einem weltweiten und scheinbar [5] allgemein zugänglichen Informationsraum enthalten sind;
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die damit verbundene fortdauernde Beschleunigung des Zugriffs und des Austausches von Informationen;
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die strukturelle Abhängigkeit der Ökonomie und der staatlichen Administration, der privaten wie der öffentlichen Kommunikation von der automatischen Datenverarbeitung und den Netzwerken;
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die Entstehung virtueller Sozialräume, die gleichermaßen von natürlichen wie von technisch erschaffenen Akteuren bevölkert werden.
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In der Gesamtschau machen es diese und weitere 'Neuerungen' sinnvoll und notwendig, von einer verwandelten gesellschaftlichen Ordnung zu sprechen. In ihr gehen die strukturell entscheidenden sozialen Veränderungen von den digitalen Netzen aus. [6] Deren Nutzung verwandelt nicht nur die Kommunikationsstrukturen, sie ordnet auch vielfältige soziale und ökonomische Prozesse neu. Dabei werden die Verhältnisse zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft, aber auch zwischen verschiedenen Sphären des Sozialen, etwa zwischen der Ökonomie und der Politik, neu bestimmt. Konkret betrifft dies etwa die Organisation des Waren- und Geldverkehrs, die soziale Bedeutung von Raum und Zeit, das Verständnis von Wissen und Nichtwissen, aber auch das Verhältnis zwischen materieller und immaterieller Kultur. [7]
Die neue soziale Wirklichkeit der 'Google-Gesellschaft' [8]
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Über einige Aspekte dieses umfassenden Wandels möchte ich ausführlicher berichten. Es wird mir dabei um sechs exemplarische Veränderungen gehen:
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die neue Ordnung des Wissens,
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die soziale Steuerung durch technische Normen,
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die automatischen Archiv-Funktionen des Netzes,
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die Ergänzung der Tausch- durch die Geschenkökonomie,
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die Aufhebung der Leitdifferenz zwischen 'öffentlich' und 'privat',
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die Dialektik von Möglichkeit und Zwang permanenter Kommunikation.
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Abschließend werde ich mich mit der Frage beschäftigen, wie diese und ähnliche Entwicklung gesellschaftspolitisch und sozialethisch zu bewerten sind – insbesondere weil dieses Thema im wissenschaftlichen, aber auch im politischen Umgang mit den zu skizzierenden Entwicklungen bislang eine viel zu geringe Aufmerksamkeit erfährt. Zunächst aber zu den beobachteten bzw. sicher zu erwartenden sozialen Veränderungen.
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Hinsichtlich der sozialen Organisation des Wissens ist schon vor Jahren konstatiert worden: Die "Gutenberg-Galaxis" (McLuhan) mit dem Leitmedium Buch wird durch die "Turing-Galaxis" (Grassmuck) mit dem Leitmedium Internet ersetzt. [9] Was die beiden Begriffe benennen sollen, sind unterschiedliche Wissensordnungen bzw. Wissensregime [10] mit jeweils spezifischen Organisationsformen und Rezeptionsweisen des Wissens. Die "Gutenberg-Galaxis" war durch Linearität, Textualität, individuelle Wissensproduktion und Autorenschaft sowie Eindeutigkeit und duale Realitätskonstruktion gekennzeichnet. In der "Turing-Galaxis" hingegen dominieren Diffusität, Intertextualität, dialogische und kollaborative Wissensproduktion, Mehrdeutigkeit und Hyperrealität. [11]
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In der Folge wird der eher passive Medienkonsum des Gutenberg-Zeitalters durch einen aktiveren Umgang mit Informationen, durch eine interaktive Aneignung und Produktion von Wissen ersetzt. Letztere folgt nicht mehr einer vorgegebenen ideellen, man könnte auch sagen ideologischen Logik, sondern erschafft individuelle, dem Bedürfnis des jeweiligen Nutzers entsprechende Zugangspunkte und Lesarten.
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Zu dieser neue Ordnung gehören auf der technischen Seite Suchmaschinen wie Google [12], die Wissen nicht hierarchisch, sondern dissoziativ indizieren: Die in riesigen Matrizen ungeordnet vorgehaltenen Begriffe werden bei jeder Suchabfrage immer wieder aufs Neue miteinander verknüpft. Diese Form der Speicherung und des Abrufs von Informationen steht ebenso institutionell-organisatorisch für die neue Wissensordnung, wie sie diese alltagspraktisch bei jedem Abruf neu hervorbringt – mit den entsprechenden Auswirkungen für Wissenserwerb und Realitätskonzepte der Subjekte. Die so mittels vernetzter Computer realisierte permanente Umordnung des Wissens wird zum Organisationsprinzip einer neuen gesellschaftlichen Wirklichkeit. [13]
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Dies führt unter anderem zur tendenziellen Aufhebung der Trennung zwischen Fakten und Fiktionen, zwischen Wirklichkeit und Simulation, wie sie für die Moderne kennzeichnend war. [14] Man kann dies bedauern und man kann sich davon ängstigen lassen; diese Entwicklung eröffnet aber auch Chance, ein letztlich wohl realistischeres Verhältnis zur Wirklichkeit zu entwickeln: Die so genannten Fakten sind, wie schon die Herkunft des Begriffs (von lat. factum: Tat, Handlung, Verrichtung) andeutet, nichts Natürliches, sondern sie sind von Menschen gemacht. Das galt schon im Vor-Google-Zeitalter, bloß haben wir es dort nicht gemerkt oder wollten es nicht wahrhaben. In der Google-Gesellschaft hingegen ist diese Tatsache unübersehbar: Wissenspraktisch gibt es keine von den Medien und deren Rezeption unabhängige gesellschaftliche Wirklichkeit. [15]
2. Soziale Steuerung durch technische Normen [16]
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Die moderne Gesellschaft wurde primär durch soziale und rechtliche Normen gesteuert. Ihre Mitglieder hatten dabei die Wahl, die jeweiligen Regeln zu befolgen oder gegen sie zu verstoßen und sich dann dem Risiko der Sanktionierung auszusetzen. Das heißt: Zur Geltung klassischer Normen gehörte immer auch die Möglichkeit, diese zu verletzen.
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Anders in der Google-Gesellschaft. Hier herrschen algorithmische Normen. Sie werden von Experten, wie etwa Programmierern, geschaffen – in der Regel für Unternehmen. Deren Kunden, also die Nutzer, müssen sich ihnen fügen, vor allem bei Anwendungen, die einen De-facto-Standard darstellen (wie etwa die Software von Microsoft). Menschen unterwerfen sich diesen Normen nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen. Im Gegensatz zu jenen traditionellen sind die technisch-algorithmischen Normen nämlich nicht hintergehbar. Sie bestimmen den strukturelle Aufbau eines jeden Programms, dessen technische Möglichkeiten und Grenzen sowie die Arten der Schnittstellen für die Nutzer. Damit eröffnen und begrenzen sie den individuellen wie den sozialen Handlungsraum bei ihrer Nutzung in absoluter Weise. Einer Sanktionierung bedürfen sie nicht, weil sie für den einfachen Nutzer vollständig festlegen, was möglich ist und was nicht.
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Verschärfend kommt hinzu: Bei implementierten algorithmischen Normen wird eine Nach- oder Gegenregulierung durch andere Typen von Normen meist versagen. Die algorithmischen Normen erhalten einen Wirklichkeitsstatus, der dem von Naturgesetzen in der traditionellen Welt nahe kommt: Diese Regeln beherrschen das Handeln der Menschen – sie haben keine Alternativen. Dies gilt allerdings nicht für die Unternehmen, denen die jeweiligen Normen (also die sie distribuierenden Anwendungen) 'gehören'. Diese Firmen erhalten eine fast göttliche Macht bei der Realitätssteuerung durch Normsetzung. Und gelegentlich gebärden sie sich auch so: wie die Götter der Google-Gesellschaft.
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Der Mitbegründer der Theorie des kulturellen Gedächtnisses, Jan Assmann, schreibt: "Alle Kultur ist Kampf gegen das Vergessen. [...] Läßt sich nicht diese ganze unablässige Arbeit an den kulturellen Formen, dieses ständige Sichtbarmachen und Artikulieren, dieses Herausstellen und Bewahren, als ein einziges mnemotechnisches Projekt verstehen, Merkzeichen zu schaffen im Kampf gegen die Furie des Verschwindens und Vergessens [...]?" [17]
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Der neueste Versuch, dieses Grundproblem aller Kultur zu lösen, ist das Netz. Fast wie Magie wirkt seine Fähigkeit, Informationen zu sammeln, bitgetreu aufzubewahren und auf (klug gestellte [18]) Anfrage herauszugeben – regelmäßig, ohne dass es dazu einer zentralen Archivorganisation oder auch nur gesonderter Anstrengungen bedarf. Nur weil das Netz noch relativ jung ist und uns – etwa über Weblogs und Newsticker – permanent mit aktuellen Ereignissen überflutet, kann der Eindruck entstehen, es hätte kein Gedächtnis, würde nur in der Jetztzeit existieren. Das Gegenteil ist der Fall: Das Netz erschafft gerade dadurch rückholbare Geschichte, indem es Unmengen täglicher Aktualitäten aufeinander schichtet.
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Diese 'Archivierung' funktioniert wie die Sedimentierungsprozesse, die die Geologie untersucht. Sie ermöglichen eine Stratigraphie der sozialen Wirklichkeit – und entsprechende Praxisformen wie die des "Data Mining". [19] Bereits Suchmaschinen wie Google erschließen eine gewisse zeitliche Tiefe des Netzes. Und gegen das 'Vergessen' aufgrund von Aktualisierungen helfen Einrichtungen wie das "internet archive" [20], wo frühere Fassungen von Websites archiviert werden. Spätestens mit dieser Implementierung gilt: tendenziell vergisst das Netz nichts. Man könnte auch sagen: Das Netz hat kein Gedächtnis, es ist ein Gedächtnis. [21]
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Im Gegensatz zu herkömmlichen Medienarchiven, die nur 'vor Ort' und mit immensem Zeitaufwand (und deshalb manchmal auch gar nicht) zu nutzen sind, realisieren die Netzwerkmedien dank Digitalisierung weitgehend automatische Archivfunktionen. Das digitale Format ermöglicht, vermittelt etwa über Suchmaschinen, den schnellen Zugriff auf riesige Datenmengen – auf Texte ebenso wie auf Bilder, Musik [22] und Videofilme, letztlich auf alle Informationen, unabhängig von ihrer Art, ihrem Format ihrer Herkunft und ihrem Entstehungszeitpunkt. Dies bezieht sich nicht nur auf digitale Kommunikate, sondern auch auf vordigitale Quellen – soweit sie erst einmal in die Netzzirkulation eingebracht sind. Und an letzterem arbeiten Google [23] und andere mit ihren Projekten zur Digitalisierung von Zeitschriften und Büchern sehr intensiv. [24]
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So einfach es ist, Informationen ins Netz zu stellen, so schwierig, wenn nicht unmöglich ist es, sie wieder daraus zu entfernen. Dies gilt individuell wie sozial. Die automatische Archiv-Funktion des Netzes widersteht zwar nicht allen, aber doch den meisten Versuchen, einzelne Informationen aus der Netzzirkulationen zu löschen. Dies gilt auch für die staatlichen Anstrengungen zur Reglementierung der Informationsverbreitung bzw. des Informationszugangs, die wir gegenwärtig in vielen Ländern beobachten können. Generell gilt: Nationalstaatliche Versuche zur Regulierung der via Netzwerkmedien verbreiteten Informationen müssen erfolglos bleiben, weil sie gegen die globale Funktionslogik des Netzes verstoßen. [25] In ihrem Scheitern machen sie aber gleichzeitig auch die Relativität kultureller Moralvorstellungen überdeutlich. Für das Netz sind Informationen weder gut noch böse; als Archiv und Erkenntnisinstrument ist es moralisch so neutral wie ein von Menschen initiiertes System es nur sein kann. Man kann dies als Gefahr für kulturspezifische Moral- und Rechtssysteme, aber auch als Chance für die Entstehung einer kulturübergreifenden, globalen Werteordnung ansehen. [26]
4. Die Ergänzung der Tausch- durch die Geschenkökonomie [27]
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Ein für wirtschaftliches Handeln essentielles Element scheint innerhalb der Netze nicht zu existieren: die Knappheit von Ressourcen. [28] Jedes Produkt, sei es Software, Musik, Text, Foto, Film, kann beliebig reproduziert und weitergegeben werden. Dieses strukturelle Merkmal ist die Ursache dafür, dass sich, quasi als Gegenpol zur klassischen Tauschökonomie, eine neue digitale Geschenk-Ökonomie, etablieren kann. Hier wird es nicht mehr möglich sein, in klassischer Weise mit dem Verkauf eines Produktes Geld zu verdienen. Deutlich wird dies heute schon bei Anwendungen, die dem Konzept "Open Source" [29] folgen. Die frei erarbeitete und kostenlos für alle zugängliche Software steht für eine wichtige Dimension der digitalen Wissensgesellschaft: Kostenlos-Ökonomie als Ergänzung der Geld-Ökonomie – vielleicht aber auch als zukünftiger Gegenpol zur fortschreitenden Ökonomisierung des Sozialen.
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Allerdings muss man hinzufügen: Auch in diesem Kontext kann und soll Geld verdient werden. Bei der Geschenkökonomie resultieren die Verdienstpotenziale allerdings nicht aus dem Verkauf eines Produkts an sich, sondern aus den Dienstleistungen, die gleichsam um es herum angesiedelt sind. (Google und andere Suchmaschinen beispielsweise handeln mit dem Aufmerksamkeitsvorteil, der entsteht, wenn Informations- und andere Angebote selektiv – zu Gunsten bestimmter Anbieter – zur Verfügung gestellt werden.)
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Es werden immer mehr Unternehmen entstehen, die nicht selbst mit Daten handeln, sondern gegen Entgelt Informationen zur Verfügung stellen, die den Zugriff auf Daten ermöglichen oder zumindest erleichtern. [30] Das Internet erzeugt damit eine 'Kostenlos-Ökonomie' für Transaktionen ersten Grades, bei denen Daten jeglicher Art die Ware sind. Sie ermöglicht aber gleichzeitig eine 'Profit-Ökonomie' für Transaktionen zweiten Grades, bei denen Meta-Informationen sowohl Transaktionsressource als auch Handelsgut sind. Im Zusammenspiel werden beide – etwa durch neuartige Kooperationsmechanismen – die Entwicklung der betroffenen Wirtschaftssektoren deutlich beschleunigen.
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Was wir aktuell beobachten ist keine Verschiebung, es ist eine Auflösung der Grenze zwischen den Sphären öffentlich und privat, die konstitutiv für die bürgerliche Moderne war. [31] Schon heute gehören Menschen zum Alltagsbild, die auf Straßen und Plätzen, in Bussen oder Bahnen ihre Telefonate abwickeln, ganz so als würden sie in ihrem Wohnzimmer bzw. im Büro sitzen: Berufliche Absprachen oder Streit mit Vorgesetzen, Einkaufsvorlieben oder Beziehungskrisen – all dies können die Umstehenden haargenau mitverfolgen, ob sie es wollen oder nicht. Das einstmals Private überflutet den einstmals öffentlichen Raum – erreicht und kontaminiert das Bewusstsein unbeteiligter Dritter.
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Neben dem alltäglichen Umgang mit dem Handy sind sog. Payback-Karten [32] ein gutes Beispiel für diese Entwicklung: Für einige Prozentpunkte Rabatt verzichtet die große Mehrheit heute beim Einkauf ganz freiwillig auf die elementarsten Rechte der informationellen Selbstbestimmung. Die Menschen offenbaren kommerziellen Informationssammlern [33] große Teile ihrer Lebensgewohnheiten. Ähnliches gilt bei elektronischen Tickets [34] für den öffentlichen Nahverkehr, wie wir sie bereits heute in verschiedenen deutschen Städten (etwa in Hanau) finden. Dort sammeln Unternehmen mit Zustimmung der Betroffenen Daten, mit deren Hilfe detaillierte individuelle Bewegungsprofile erstellt werden können.
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Ein solches Verhalten bleibt nicht ohne Folgen – weder bei den Payback-Karten noch beim Telefonieren oder beim Surfen im Internet. Bei letzterem wird es nur schneller offenbar [35]. Ich hatte vorhin bereits darauf hingewiesen, dass das Netz prinzipiell nichts vergisst – und im Zweifelsfalle, nämlich beim Einsatz elaborierter Suchstrategien, vergibt es auch nichts: So scheitern schon heute mehr Bewerbungen, als die meisten sich vorstellen können, an den Spuren, die ein Bewerber oder eine Bewerberin im Netz hinterlassen hat: radikale politische oder religiöse Parolen, die Teilnahme an einer Online-Diskussionsgruppe über Drogensucht oder abwertende Bemerkungen über Produkte der Firma, für die man nun arbeiten möchte. Das Netz als Karrierefalle. [36] Ähnliches gilt, wie wir kürzlich erfahren konnten, sogar für die Tarnung von Geheimagenten. [37]
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Wie viele Menschen sich in solchen Fußangeln verfangen, ist auf den ersten Blick verwunderlich. Schließlich ermöglicht es das Netz, an vielen seiner Aktivitäten anonym teilzunehmen, [38] etwa mittels einer Netz-Identität (die mit der Offline-Identität verknüpfbar sein kann, aber nicht muss). Dass solche Möglichkeiten heute nur noch von wenigen Nutzern und Nutzerinnen wahrgenommen werden, resultiert aus einem tief gehenden Wandel kollektiver Charakter- und Bedürfnisstrukturen. Dieser wird von der neuen Kommunikationsordnung ebenso mit hervorgebracht, wie sie ihn in vielfacher Weise zu nutzen und weiterzuentwickeln vermag.
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Der Bekenntniszwang, von dem Foucault berichtete [39], ist heute durch den Willen zum Bekenntnis ersetzt, den zwanghaften Wunsch, dass alle Welt das erfahren und zur Kenntnis nehmen möge, was das Individuum der Moderne ebenso zwanghaft vor der Öffentlichkeit zu verbergen suchte: persönliche Begebenheiten, Vorlieben, Leidenschaften. [40] Entsprechend verlieren die Normen zum Schutz der Privatsphäre (wie das informationelle Selbstbestimmungsrecht) ihre Bedeutung, weil es keine Bedürfnisse der Subjekte mehr gibt, die sie schützen könnten. Datenschützer und Netzaktivisten finden für ihre Warnungen vor dem "gläsernen Bürger" nicht etwa deshalb wenig Aufmerksamkeit, weil die Mehrheit der Menschen nicht verstehen würde, was sie da tut – sondern deshalb, weil die Datenschützer und Netzaktivisten nicht verstehen, dass die Menschen das, was sie tun, auch tun wollen.
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Der Mensch bindet sich heute selbst in ein immer lückenloseres Kommunikationsnetz ein, das ihn kontinuierlich mit anderen Menschen, aber auch mit Programmen und Maschinen verbindet. Es bilden sich Formen sozialer Erfahrung aus, wie es sie so noch nicht gegeben hat. [41] So finden wir gänzlich neue Formen kollaborativer Wissenserzeugung, in der nicht mehr der einzelne Autor zählt, sondern das Kollektiv. Wir sehen dies etwa in der Netzkunst [42] oder bei der Online-Enzyklopädie Wikipedia. [43] Bei letzterer trägt eine große Gruppe von Menschen aus freiem Willen und in der Regel ohne jede Gratifikation eine gewaltige Wissensbasis zusammen und entwickelt sie permanent weiter.
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Die neuen Möglichkeiten des Austausches und der Zusammenarbeit werden das soziale Miteinander dauerhaft verändern. Aktuell beobachten wir den Siegeszug der mobilen Kommunikatoren. [44] Sie werden innerhalb kürzester Zeit viele Funktionen der herkömmlichen, stationären PCs, aber auch von klassischen Notebooks übernehmen. Sicher scheint auch, dass Handy-, Rundfunk- und Internettechnologie innerhalb kürzester Zeit verschmelzen werden. Mit den mobilen Technologien wird der Informationsaustausch gänzlich unabhängig von Orten und sozialen Situationen.
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Die damit verbundenen neuen Möglichkeiten des Austausches führen sicherlich auch zu neuen Zwängen der Kommunikation, seien sie sozial oder individuell. Mit einer dieser neuen sozialen Normen, jener der der permanenten Erreichbarkeit, haben die meisten von uns bereits Erfahrungen gemacht: "Wieso bist Du denn nicht ans Telefon gegangen?" oder "Warum hattest Du denn Dein Handy abgeschaltet?" Mit solchen vorwurfsvollen oder verärgerten Fragen muss heute jeder rechnen, der sich eine Erreichbarkeitspause gegönnt hat. Kommunikationsabstinenz verstößt gegen soziale Regeln und wird im Zweifelsfalle von der Umwelt entsprechend sanktioniert – dies gilt im persönlichen Bereich ebenso wie im Beruf.
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Aber auch wer sich konform zu den neuen Normen verhält, riskiert (und das macht die gegenwärtige soziokulturelle Ambivalenz deutlich) im Moment noch soziale Stigmatisierung: Kommunikationssucht ist hier das Stichwort [45], das heute – nach Telefonitis und Internetsucht [46] – unter Sozialpädagogen und Psychologen die Runde macht. Ich selbst spreche lieber vom Borg [47] -Syndrom: Angst vor der kommunikativen Leere, die heute vor allem bei Heranwachsenden zu beobachten ist. Sie speist sich aus der Furcht, erstens wichtige Informationen zu verpassen und zweitens selbst von anderen nicht hinreichend wahrgenommen zu werden. Panik ist die Folge, wenn etwa das Handy verloren geht oder für einige Stunden kein Internetanschluss verfügbar ist.
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Die Möglichkeit und der Zwang zum permanenten Austausch zu jeder Zeit, von jedem Ort aus und mit jedem beliebigen Kommunikationspartner, werden das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft, ja, das dominierende Konzept von Individualität überhaupt irreversibel verändern. Ob dies zu einer Kollektiv-Zivilisation führen wird, wie wir sie aus der Science-Fiction kennen, darf jedoch bezweifelt werden. Und selbst wenn, wird sie kaum so aussehen, wie jene kollektivistische Gesellschaft der 'Borg', welche die Fernsehserie 'Star Trek' einst als negativen Gegenhorizont zur menschlichen Individualität zeichnete.
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Trotzdem bleibt die Drohung der neuen Kommunikationsordnung im Raum: Widerstand ist zwecklos! Dabei gilt die These "Man kann nicht nicht kommunizieren" [48] bisher nur sozial, nicht aber individuell. Noch ist Kommunikationsabstinenz für einen bestimmten Zeitraum durchaus möglich. Jedenfalls solange jener Satz von den Subjekten nicht als Norm, im Sinne von 'Du darfst nicht nicht kommunizieren', verstanden wird: Im Moment ist es noch unsere persönliche Entscheidung, uns von Zeit zu Zeit dem Verlangen der weltumspannenden Kommunikationskanäle zu entziehen.
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Die neuen technischen Möglichkeiten und die zunehmende soziale Relevanz der Ressource Aufmerksamkeit werden jedoch schnell ihren Widerhall in einem entsprechenden kollektiven Persönlichkeitstypus finden, dem hyperkommunikativen Subjekt, das kognitiv wie emotional vom medial vermittelten Informationsaustausch abhängig ist.
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Bevor ich mich der Frage einer sozialethischen und gesellschaftspolitischen Bewertung stelle, will ich die diskutierten soziokulturellen Veränderungen in Form kurzer Thesen zusammenfassen und prognostisch zuspitzen:
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Die nachhaltige Nutzung der Netzwerkmedien bringt eine neue Wissensordnung hervor, in der die Trennung von Fakten und Fiktion, Wirklichkeit und Simulation sozial wie individuell sinnlos ist. Durch eine interaktive Aneignung und kollektive Produktion von Wissen werden sozial dominierende (Groß-)Ideologien durch ein Wechselspiel konkurrierender Weltsichten und Weltbilder ersetzt. An die Stelle massenmedial verbürgter gesellschaftlicher Gesamtrealität treten netzwerkmedial konstruierte individuelle Wirklichkeiten.
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Soziale und rechtliche Normen werden durch technische (algorithmische) Normen ergänzt und zunehmend auch ersetzt. Diese Normen werden von Unternehmen autokratisch erzeugt und als (computer-)technische Standards verbreitet, was ihre allgemeine Geltung erzwingt. Diese Normen begrenzen den Handlungsraum des Nutzers in absoluter Weise, sind für ihn nicht hintergehbar und bedürfen deshalb keiner Absicherung durch eine Sanktionsdrohung. Die algorithmischen Normen ermöglichen und erzeugen einen neuen Typus von Macht jenseits nationalstaatlicher Kontrolle und demokratischer Legitimation.
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Das Netz wird zum kollektiven Gedächtnis der Menschheit. Es sammelt, teilweise allein durch seine Nutzung, eine täglich steigende Zahl von Informationen unsystematisch an, die aufgrund ihrer digitalen Form jedoch durch sich evolutionär entwickelnde Suchstrategien immer systematischer rückholbar sind. Durch neuartige Abfrage- und Verknüpfungstechnologien kann Vergangenes sich unmittelbar in neue Erkenntnis verwandeln. Da das Netz fast allen Versuchen widersteht, einmal digitalisierte Informationen wieder aus der Netzzirkulation zu entfernen, wird der Kampf früherer Kulturen gegen das Vergessen zu einem individuellen wie politischen Kampf um die Möglichkeit des Vergessens.
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Aufgrund der beliebigen Reproduzierbarkeit jeglicher Formen und Typen von Daten wird eine Ökonomie des Wissens dauerhaft nur bei Transaktionen zweiten Grades profitabel sein, bei denen Meta-Informationen wie Aufmerksamkeit gleichzeitig als Handelsgut und Transaktionsressource fungieren. Hier werden zahlreiche Typen (vermeintlicher) Geschenk-Ökonomie entstehen, bei denen nur die sekundären Produkte und zusätzlichen Dienstleistungen gewinnträchtig sind. Mit dem Steigen des Anteils von (frei zugänglichen) Wissensprodukten an der Wertschöpfung wird dies zunehmend auch den Bereich der Produktion und Distribution materieller Güter betreffen.
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Die Grenze zwischen den Sphären öffentlich und privat, wie sie konstitutiv für die Moderne war, wird alltagspraktisch dekonstruiert. Das informationelle Selbstbestimmungsrecht verliert seine Bedeutung, weil es keine Bedürfnisse der Subjekte mehr gibt, die es schützen könnte. Der Bekenntniszwang wird durch den Willen zum (gerade auch medialen) Bekenntnis ersetzt, das informationell transparente Subjekt wird zum medialen Ideal wie zur sozialen Pflicht. Gleichzeit wird eine kleine Elite medial Unsichtbarer entstehen, die über Ressourcen und über den Willen verfügt, ihr Leben in eine Sphäre des Geheimnisses zu hüllen.
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Die technokulturelle Entwicklung, namentlich der Siegeszug mobiler Kommunikatoren, wird den neuen Typus des hyperkommunikativen Sozialcharakters hervorbringen, der kognitiv wie emotional vom medial vermittelten Informationsaustausch abhängig ist. Mit der Änderung der sozialen Kommunikationsnormen wird an die Stelle der Ideen einer Internet- oder Kommunikationssucht bald ein 'Kommunikationsdefizit-Syndrom' treten, mit dem zukünftig diejenigen pathologisiert werden, die sich dem sozialen Zwang permanenter Erreichbarkeit zu widersetzen versuchen.
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Diese Beispiele können als Ausgangspunkte dienen, um über die Frage der Bewertung der zu beobachtenden bzw. zu erwartenden technokulturellen Veränderungen nachzudenken. Was bedeuten die geschilderten Entwicklungen für unsere Kultur, ja für die menschliche Gesellschaft insgesamt? Welches sind die mittel- und langfristigen sozialen und ökonomischen Auswirkungen? Und wie sind diese gesellschaftspolitisch und sozialethisch zu beurteilen? Die Antwort gerade auf die letzte Frage ist in vielen Fällen deutlich schwieriger als es auf den ersten Blick scheint. Dies hat primär drei Gründe:
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Viele Entwicklungen sind selbst widersprüchlich und in ihrem Folgen sozialethisch und gesellschaftspolitisch durchaus ambivalent. [49]
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Die Beurteilung aktueller und potentieller Entwicklungen hängt immer auch von den Interessen und den Wünschen der Beurteiler ab: Was für den einen erstrebenswert ist, erscheint dem anderen als zivilisatorische Katastrophe.
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Es ist schwierig, manchmal gar unmöglich, die Netzwerk- bzw. Google-Gesellschaft mit den (Wert-)Maßstäben der vorangegangenen Industriegesellschaft zu beurteilen.
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Lassen Sie mich diesen letzten Punkt fokussieren. Die Gesellschaft, die gegenwärtig entsteht, unterscheidet sich ebenso sehr von der traditionellen Industriegesellschaft, wie diese sich von der feudalen Ordnung des Mittelalters. Dies gilt nicht nur für Strukturen und Prozesse, sondern auch hinsichtlich der möglichen und der sinnvollen Beurteilungskriterien. Was wir heute bei sozialen, ökonomischen und insbesondere staatlichen Institutionen als Reaktionen auf die geschilderten Veränderungen beobachten können, folgt immer wieder demselben Muster: Die Beurteilung der Entwicklungen des 21. Jahrhunderts erfolgt auf Basis nicht nur der Maßstäbe, sondern vielfach auch der Ideen und Ideologien des 20. Jahrhunderts. Das gilt etwa für Fragen des Urheberrechts und des Jugendschutzes, für Probleme von Anonymität und Datenschatten, für das Verhältnis von Arbeit und Freizeit oder auch die Abgrenzung zwischen Öffentlichkeit und Privatheit.
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Die Google-Gesellschaft folgt jedoch einer neuen sozialen, ökonomischen und kommunikativen Logik, in ihr gelten andere Prinzipien als in der Gesellschaft, die wir bisher kannten. [50] Die Frage ist, welche Konsequenzen sich daraus für gesellschaftliche Wertmaßstäbe und konkrete Beurteilungsprozesse ergeben. Die Besinnung auf traditionelle Maßstäbe und Werturteile kann in der entwicklungsbeschleunigten Gesellschaft durchaus ihren Sinn machen, muss es aber nicht. Und macht es oft auch nicht – wie zahllose gescheiterte Versuche zur wirtschaftlichen Aneignung und zur normativen Regulierung des Sozialraums Cyberspace gezeigt haben.
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Tatsächlich sind viele gesellschaftliche Konflikte, die Netze und globale Digitalisierung zu generieren scheinen, entgegen des ersten Anscheins, weniger Sach- als tatsächlich Wert- und Bewertungskonflikte. Dies allein schon deshalb, weil vielen Akteuren [51] die für einen wirklichen Sachkonflikt notwendige Sachkenntnis fehlt. Etwa den Ministerialbeamten, die vorschlagen, bestimmte Inhalte aus Jugendschutzgründen bis 22 Uhr aus dem Netz zu verbannen. [52] Oder den Richtern, die Provider für alle auf ihren Servern verfügbaren Inhalte verantwortlich zu machen suchen. [53] Aktuell ist der Fall des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg, das im Januar dieses Jahres die Abschaltung einer viel benutzen Domain-Weiterleitung verfügte, weil es dort unter mehr als dreihunderttausend Seiten dieser Domain einen rechtlich umstrittenen Eintrag gab. [54]
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Auf der politisch-administrativen Ebene wird das Verfehlen eines sachbezogenen und sachgemäßen Umgangs immer dann überdeutlich, wenn versucht wird, Bestimmungen zur Regelung von Massenmedien oder zur Kontrolle individueller Kommunikate analog auf digitale Netzwerkmedien anzuwenden. [55] Das Internet ist kein Massenmedium und es ist kein Individualmedium. Ja, es ist sogar fraglich, ob es überhaupt ein Medium im bisherigen Verständnis ist. "Das Internet hat eine gesellschaftliche Gestalt, die sich von allen gesellschaftlichen Strukturen in Real Life so sehr unterscheidet, dass das überkommene Begriffsinstrumentarium so antiquiert erscheint, wie es nach Günther Anders der Mensch in seiner Spätzeit ohnehin ist." [56] Wenn der Austausch in den Netzen normativ analog zum Rundfunk oder analog zu den Printmedien geregelt werden soll, beweist dies stets: Die spezifische Netzwerklogik [57] ist den politischen Akteuren verborgen geblieben. Sie versuchen quasi die Betriebsregeln für Pferdefuhrwerke auf Zwanzigtonner anzuwenden – bloß weil beide Räder haben und irgendetwas transportieren.
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Solches Handeln aus Unverständnis führt nicht nur dazu, dass etliche Handlungsziele – glücklicherweise, so könnte man in vielen Fällen sagen – dank untauglicher Mittel einfach verfehlt werden. Es erzeugt gelegentlich auch zu Aktionismus treibende Panik bei politischen Entscheidungsträgern. Und anschließend Empörung bei den Betroffenen unsinniger Eingriffe, wenn sie sich als Opfer staatlicher Übergriffe erleben. Insbesondere aber erzeugt es mit einer gewissen Regelmäßigkeit nicht intendierte Handlungsfolgen, nicht selten solche, welche die Zwecke des Eingriffs geradezu konterkarieren.
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Solche schnell zu kritisierenden Missverständnisse und die aus ihnen resultierenden rechtlichen Missstände lassen uns jedoch leicht übersehen, dass hinter ihnen oftmals ganz reale Wertkonflikte mit außerordentlicher gesellschaftlicher Sprengpotenz verborgen sind. Hier geht es, abstrakt wie konkret etwa um
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die Balance zwischen individuellen und sozialen Interessen,
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die Dominanz staatlicher oder zivilgesellschaftliche Normen und Konfliktlösungen,
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das Macht(un)gleichgewicht zwischen den Sphären Ökonomie und Politik,
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die Dialektik von Selbstdarstellung und Fremdkontrolle oder auch um
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die Frage der zukünftigen Rechte und Pflichten künstlicher Akteure [58] in der neuen Sozialwelt.
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Solche Wertkonflikte resultieren nicht nur regelmäßig aus realen gesellschaftlichen Interessenkonflikten, sie erzeugen auch dauerhaft Zielkonflikte. Es geht in ihnen letztlich um die soziale, politische und rechtliche Zukunft der Google-Gesellschaft. Auffällig ist dabei, dass die Zukunft der Netze – selbst in Zeiten des Wahlkampfes – in Deutschland bislang kaum Gegenstand öffentlicher Debatten ist. Es scheint fast so, als sei die Realität des sozialen Wandels im politischen Denken noch gar nicht angekommen. Und als gäbe es deshalb bislang keine Politik der Netze – jedenfalls keine explizite. [59]
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Niemals in der Menschheitsgeschichte hat ein technisches System eine derartig dominierende Rolle für die Funktionsweise fast aller Subsysteme der Gesellschaft gespielt wie aktuell die Netzwerkmedien. Heute gilt: wer die Netze kontrolliert, kontrolliert die Vielzahl der ökonomischen, politischen und kulturellen Transferprozesse. Jeder Versuch des systematischen Eingriffs in die netzwerkbasierte Kommunikation, sei es von Seiten staatlicher oder ökonomischer Instanzen, bedarf deshalb kritischer Aufmerksamkeit. Wer über besondere Ressourcen zum Eingriff in die Netze verfügt, oder wer sich solche Eingriffe auf die Fahnen schreibt, muss sich in der demokratischen Gesellschaft befragen lassen, muss sein Handeln und seine Ziele legitimieren. Unklar scheint im Moment allerdings, wer dies im deutschsprachigen Raum nachhaltig einfordern kann. Hier wartet ein neues umfassendes Politikfeld auf durchsetzungsfähige zivilgesellschaftliche Akteure.
Priv.-Doz. Dr. Michael Schetsche
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Abteilung Empirische Kultur- und Sozialforschung
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg
schetsche@igpp.de
[1] Der Autor dankt Kirsten Krebber für das aufmerksame Lektorat.
[2] Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft. Vom digitalen Wandel des Wissens, Bielefeld 2005.
[3] Vgl. dazu die systematische Darstellung bei Vilem Flusser: Kommunikologie, 3. Aufl., Frankfurt am Main 2003.
[4] Manuel Castells: Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft (= Das Informationszeitalter Bd. 1), Wiesbaden 2001.
[5] Vgl. etwa Michael Bergmann: The Deep Web: Surfacing Hidden Value, in: The Journal of Electronic Publishing 7 (2001)/ 1, in: http://www.press.umich.edu/jep/07-01/bergman.html <25.3.2006>.
[6] Durch die fortgesetzte Nutzung der Netze entsteht nicht, wie lange geglaubt, lediglich eine Art parallele Online-Welt mit spezifischen, aber eben doch auf diesen Sektor begrenzten Regeln und Prinzipien. Vielmehr kommt es zu einer Durchdringung, man könnte auch sagen Kolonialisierung der traditionellen Lebenswelt durch die digitalen Medien. Die theoretisch-analytisch wichtige Unterscheidung zwischen Online- und Offline Welt ist wissens- und handlungspraktisch weitgehend irrelevant.
[7] Vgl. etwa Achim Bühl: Die virtuelle Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Sozialer Wandel im digitalen Zeitalter, Wiesbaden 2000 oder Manfred Faßler: Netzwerke. Einführung in Netzstrukturen, Netzkulturen und verteilte Gesellschaftlichkeit, München 2001.
[8] In der Vergangenheit haben die Soziologie, aber auch das Feuilleton immer wieder die eine oder andere Bindestrich-Gesellschaft ausgerufen: Die Risikogesellschaft, die Erlebnisgesellschaft oder auch die Wissensgesellschaft. Die 'Google-Gesellschaft' will sich hier nicht einreihen. Es geht nicht darum, die Welt anhand eines zentralen Prinzips zu erklären, 'Google-Gesellschaft' ist vielmehr eine Metapher. Sie steht für einen neuen, digitalen Typus der in der Soziologie schon lange diskutierten Wissensgesellschaft, einen Typus, der sich am Beginn dieses Jahrhunderts global realisiert.
[9] Vgl. auch Norbert Bolz: Am Ende der Gutenberg-Galaxis. Die neuen Kommunikationsverhältnisse, München 1994.
[10] Etwa Manfred Faßler: Netzwerke und/oder neue Wissensregime?, in: Peter Gendolla / Jörgen Schäfer (Hg.): Wissensprozesse in der Netzwerkgesellschaft, Bielefeld 2004, 55-81.
[11] Vgl. Michael Schetsche: Soziale und kommunikative Ordnungen, in: Michael Schetsche / Kai Lehmann (Hg.): Netzwerker Perspektiven. Bausteine einer praktischen Soziologie des Internet, Regensburg 2003, 213-223, hier: 215-217.
[13] Vgl. Michael Schetsche / Kai Lehmann / Thomas Krug: Die Google-Gesellschaft. Zehn Prinzipien der neuen Wissensordnung, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft. Vom digitalen Wandel des Wissens, Bielefeld 2005, 17-31, hier: 29-30.
[14] Vgl. dazu die aus heutiger Sicht geradezu prophetisch wirkenden Thesen bei Jean Baudrillard: Agonie des Realen, Berlin 1978, insbes. 10 und 30.
[15] Vgl. Michael Schetsche / Kai Lehmann / Thomas Krug: Die Google-Gesellschaft (wie Anm. 13), 17-31, hier: 21.
[16] Vgl. Michael Schetsche / Kai Lehmann / Thomas Krug: Die Google-Gesellschaft. (wie Anm. 13), 17-31, hier: 24.
[17] Jan Assmann: Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien, München 2004, 101.
[18] Vgl. Klaus Patzwald: Suchmaschinenlandschaften, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche / (Hg.): Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 75-82.
[19] Vgl. etwa Andreas Zeller: Technologiefrühaufklärung mit Data Mining: Informationsprozessorientierter Ansatz zur Identifikation schwacher Signale, Wiesbaden 2003.
[20] http://www.archive.org/ <02.04.2006>.
[21] Vgl. aber auch Christine Plaß: Das große Vergessen. Datenschwund im digitalen Zeitalter, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 41-46.
[22] Vgl. Jan-Mark Batke: Wie sich Melodien finden lassen, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 95-100.
[23] http://books.google.de/ <02.04.2006>.
[24] Kritisch dazu Jean-Noël Jeanneney: Googles Herausforderung. Für eine europäische Bibliothek, Berlin 2006.
[25] Vgl. Michael Schetsche: Internetkriminalität: Daten und Diskurse, Strukturen und Konsequenzen, in: Johannes Stehr / Gabi Löschper (Hg.): Zwischen Anomie und Inszenierung, Baden-Baden 2004, 307-329, hier: 323-324.
[26] Wie sie sich etwa hinsichtlich der Ächtung von Kinderpornografie ausbildet.
[27] Vgl. Michael Schetsche / Kai Lehmann / Thomas Krug: Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 13), 17-31, hier: 26-28.
[28] Mit Ausnahme vielleicht der Ressource Aufmerksamkeit, die gegenwärtig als einzig wirklich knappes Gut der Netzwerkgesellschaft zunehmende Bedeutung für die Steuerung sozialer und ökonomischer Prozesse erlangt – vgl. dazu Florian Rötzer: Digitale Weltenwürfe. Streifzüge durch die Netzkultur, München / Wien 1998, 69-100.
[29] Einen Überblick über die Entwicklung dieses Konzepts und der auf ihm beruhenden Anwendungen liefert das seit 2004 erscheinende "Open Source Jahrbuch" (herausgegeben von Bernd Lutterbeck u.a.).
[30] Vgl. Manfred Faßler (2004): Netzwerke und/oder neue Wissensregime?, (wie Anm. 10), 55-81, hier: 69.
[31] Siehe dazu die inzwischen klassische Untersuchung von Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuwied 1962.
[32] Vgl. http://www.bigbrotherawards.de/2000/.com/ <04.04.2006>.
[33] Vgl. Pär Ström: Die Überwachungsmafia - Das gute Geschäft mit unseren Daten, München 2005.
[35] Vgl. Reg Whitacker: Das Ende der Privatheit. Überwachung, Macht und soziale Kontrolle im Informationszeitalter, München 1999 sowie Manuel Castells: Die Internet-Galaxis. Internet, Wirtschaft und Gesellschaft, Wiesbaden 2005, 181-200.
[36] Vgl. Christian Arns: Fallstricke Online. Über die eigenen Worte gestolpert, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 133-138.
[37] NZZ-Online (2006): Tausende CIA-Leute durch Internet-Dienst enttarnt (Meldung vom 13.3.2006), http://www.nzz.ch/2006/03/13/al/newzzEKQGX8YK-12.html <14.03.2006>.
[38] Vgl. Christiane Schulzki-Haddouti: Bürgerrechte im Netz. Zwischen Informationsfreiheit und Datenschutz, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.) Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 141-150, hier: S. 146-148 und Michael Schetsche (2004): Internetkriminalität: Daten und Diskurse, Strukturen und Konsequenzen, in: Johannes Stehr / Gabi Löschper (Hg.): Zwischen Anomie und Inszenierung, (wie Anm. 25), 307-329, hier: 322-323.
[39] Michel Foucault: Sexualität und Wahrheit. (= Der Wille zum Wissen Bd. 1), Frankfurt am Main 1977.
[40] Vgl. Christine Plaß / Michael Schetsche: Vom Zuschauer zum Betroffenen. Mediale Opferkarrieren, in: Telepolis 2000, http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/8765/1.html <05.04.2006>.
[41] Vgl. Michael Schetsche: Eine 'neue soziale Welt'. Überlegungen zur Mikro-Soziologie des Cyberspace, in: Michael Schetsche / Kai Lehmann (Hg.): Netzwerker Perspektiven, (wie Anm. 11), 66-79, hier: 72-76.
[42] Vgl. Ingrid Kamerbeek / Michael Schetsche: Webism Movement. Die Netzkunst des neuen Jahrhunderts, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 367-372.
[43] Vgl. Christian Schlieker / Kai Lehmann: Verknüpft, verknüpfter, Wikis, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 253-262.
[44] Vgl. Nicola Döring / Christine Dietmar / Alexandra Hein: Information überall. Mobile Wissenskommunikation, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 47-51.
[45] Vgl. Wolf-Dieter Roth: Wenn das Leben nur noch am Handy und online stattfindet, in: Telepolis 2005, http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21487/1.html <05.04.2006>.
[46] Vgl. Susanne Walter / Michael Schetsche: Internetsucht – eine konstruktionistische Fallstudie, in: Soziale Probleme 14, Heft 1, (2003), 5-40.
[47] Eine fiktive Kollektiv-Zivilisation aus dem Star-Trek-Universum, dessen Mitglieder unmittelbar mit Desorientierung und Panik reagieren, wenn sie – etwa durch einen kommunikationstechnischen Unfall – auch nur kurzfristig von der medial vermittelten Kommunikation ihres Kollektivs abgeschnitten sind.
[48] Janet H. Beavin / Don D. Jackson / Paul Watzlawick: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien, Stuttgart 1967.
[49] Vgl. hierzu die grundsätzlichen Überlegungen bei Rainer Kuhlen: Macht Google autonom? Zur Ambivalenz informationeller Autonomie, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 385-394.
[50] Vgl. auch Creative Network Factory: Unsere Vision, in: http://www.c-n-f.de/vision.html <04.04.2006>.
[51] Die Rolle verschiedener Akteure der "Politik des Internet" diskutiert Manuel Castels: Die Internet-Galaxis. Internet, Wirtschaft und Gesellschaft, Wiesbaden 2005, 149-180.
[52] Vgl. Michael Schetsche: Internetkriminalität: Daten und Diskurse, Strukturen und Konsequenzen, in: Johannes Stehr / Gabi Löschper (Hg.): Zwischen Anomie und Inszenierung, (wie Anm. 25), 307-329, hier: 311.
[53] Vgl. Christiane Schulzki-Haddouti: Bürgerrechte im Netz. Zwischen Informationsfreiheit und Datenschutz, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 141-150, hier: 142.
[54] Vgl. Burkhard Schröder: Hacker leben nicht gefährlich, in: Telepolis 2006, http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21750/1.html <04.04.2006>.
[55] Siehe in Deutschland etwa die fortgesetzte und prinzipiell unauflösbare Regelungskonkurrenz zwischen Mediendienste-Staatsvertrag und Teledienstegesetz.
[56] Geodart Palm: Die Zukunft des Internet, in: Telepolis 2006, http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22209/1.html <10.03.2006>.
[57] Vgl. Michael Schetsche: Soziale und kommunikative Ordnungen, in: Michael Schetsche / Kai Lehmann (Hg.): Netzwerker Perspektiven, (wie Anm. 11), 213-223.
[58] Dieser Aspekt musste aus Zeitgründen hier ausgespart bleiben; vgl. dazu Michael Schetsche: Eine 'neue soziale Welt'. Überlegungen zur Mikro-Soziologie des Cyberspace, in: Michael Schetsche / Kai Lehmann (Hg.): Netzwerker Perspektiven, (wie Anm. 11), 66-79, hier: 75-76.
[59] Vgl. aber auch Helga Böhm: Gegenöffentlichkeit im Internet, in: Kai Lehmann / Michael Schetsche (Hg.): Die Google-Gesellschaft, (wie Anm. 2), 127-132.
Empfohlene Zitierweise:
Michael Schetsche : Die digitale Wissensrevolution - Netzwerkmedien, kultureller Wandel und die neue soziale Wirklichkeit , in: zeitenblicke 5 (2006), Nr. 3, [2006-12-03], URL: https://www.zeitenblicke.de/2006/3/Schetsche/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-6419
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