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Abstract:

Mit ihren Turkish Embassy Letters etablierte sich Lady Mary Wortley Montagu (1689-1762) auf verschiedenen Ebenen als Grenzgängerin und Mittlerin: Zunächst ist sie als Grenzgängerin zwischen den Gattungen – und insbesondere zwischen Fakt und Fiktionalisierung – zu betrachten. Durch ihre eigene textuelle Positionierung stellt sie sich darüber hinaus als eine Grenzgängerin zwischen den Geschlechternormen heraus, was wiederum ihre Wahrnehmung des 'Fremden' und der eigenen Kultur prägt. Während sie so ihren europäischen Lesern neue Einblicke in das Leben im Orient jenseits stereotyper Wahrnehmungen ermöglicht, erzeugen ihre Briefe jedoch auch neue Grenzziehungen, unter anderem durch eine diskursive Europäisierung des Orients. Die Überwindung kultureller Grenzen wie auch die erneuten Grenzziehungen erfolgen im Spannungsfeld zwischen der 'Kontaktzone', die die Reisende in den konkreten Wahrnehmungsraum zwischen den Kulturen versetzt, und dem 'Schreibort', an dem Wahrnehmungen diskursiv geformt und die literarischen Bedingtheiten der interkulturellen Vermittlung ausgelotet werden.

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Die Engländerin Lady Mary Wortley Montagu, die 1716-1718 Briefe von ihrer Reise in die Türkei an verschiedene Adressaten schrieb, erweist sie sich von Beginn an als sehr selbstbewusste Vermittlerin zwischen den Kulturen und ist sich über diese Rolle auch durchaus im Klaren. Zwei Zitate unterstreichen deutlich ihren neugierigen, offenen und toleranten Umgang mit dem Fremden: [1] "Thus you see, my dear, gallantry and good breeding are as different in different climates as morality and religion. Who have the rightest notions of both we shall never know till the day of judgment." [2] Unterschiedliche kulturelle Werte, Bildung, Verhaltensweisen, Moralvorstellungen und Religion ziehen keine (Ab-)Wertung nach sich, sondern es wird in der Tat deutlich gemacht, dass von Reisenden kein abschließendes Urteil über eine Kultur gefällt werden kann. Kulturelle Differenzen werden hier zwar anerkannt, jedoch nicht hierarchisch bewertet. So schrieb Montagu sogar: "Thus you see, dear sister, the manners of mankind do not differ so widely as our voyage writers would make us believe." [3] Entgegen der vorherrschenden Meinung in anderen Reiseberichten von den unüberbrückbaren kulturellen Differenzen zwischen Okzident und Orient erweist sich Montagu als grenzüberschreitende Vermittlerin, als Brückenbauerin zwischen den Kulturen.

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In einer Zeit, in der nur wenige Frauen die Welt bereisten und davon berichteten, [4] fallen Montagus Reisebriefe, die zunächst als Letters from the East bekannt wurden und nun meist als The Turkish Embassy Letters bezeichnet werden, besonders auf, und dies nicht nur hinsichtlich des Geschlechts der Reisenden, das nachdrücklich thematisiert wird. Lady Mary Wortley Montagu und ihre Briefe, so soll im Folgenden gezeigt werden, wirken als grenzgängerisch und vermittelnd auf ganz verschiedenen miteinander verbundenen Ebenen: Zunächst fungieren alle AutorInnen von Reiseliteratur zwangsläufig schon als GrenzgängerInnen zwischen den Gattungen. Ihre eigene textuelle Positionierung markiert Montagu auch als eine Grenzgängerin zwischen Geschlechterrollenvorstellungen, was wiederum ihre Wahrnehmung des 'Fremden' und der eigenen Kultur dezidiert prägt. Während sie so neue Bilder des Orients entwirft und damit kulturelle Defizite ihres Heimatlandes herausstellt, erzeugen ihre Briefe jedoch auch neue Formen von Grenzziehungen. Diese Dynamik, so möchte ich argumentieren, entfaltet sich im Spannungsfeld zwischen der 'Kontaktzone', die die Reisende in den konkreten Wahrnehmungsraum zwischen den Kulturen versetzt, und dem 'Schreibort', an dem Wahrnehmungen diskursiv und literarisch geformt werden und die kommunikativen Bedingtheiten der Vermittlung zwischen den Kulturen ausgelotet wird.

Lady Mary Wortley Montagu

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Wer war Lady Montagu, die seit einiger Zeit verstärkt als Proto-Feministin und als Reiseschriftstellerin in den wissenschaftlichen Blick rückt? Geboren in Südengland im Jahr 1689 als Mary Pierrepont, Tochter von Sir Evelyn Pierrepont, dem späteren Marquess of Dorchester und Herzog von Kingston, hatte sie eine relativ freie Kindheit und Jugend. Obwohl sie zunächst lediglich die für Mädchen übliche Bildung erhielt, eignete sie sich mithilfe der umfangreichen Bibliothek ihres Vaters selbst umfassende Kenntnisse an; die klassische und moderne Literatur, Geschichte und Sprachen, rein autodidaktisch sogar das Lateinische. [5] Ihre Unkonventionalität und relative Unabhängigkeit stellte sie auch 1712 unter Beweis, als sie heimlich Edward Wortley Montagu heiratete, was zwar einen heftigen Konflikt mit ihrem Vater provozierte, ihr jedoch gleichzeitig den Umzug nach London in die Nähe des Hofes ermöglichte, da ihr Ehemann als Mitglied des Unterhauses engste Kontakte zur kulturellen und politischen Elite Englands pflegte. [6] Während sie am Hof Georgs I. verkehrte, suchte sie auch Kontakt zu Literaten, unter anderem zu Alexander Pope, an den sie später zahlreiche ihrer Reisebriefe schrieb. Als ihr Gatte 1716 zum Gesandten in Konstantinopel ("Ambassador Extraordinary to the Court of Turkey") ernannt wurde – und außerdem die Levant Company vertreten sollte, die das Handelsmonopol für den Nahen Osten besaß [7] –, willigte Lady Montagu sofort ein, ihn auf seinen diplomatischen Reisen nach Wien über den Balkan nach Konstantinopel und 1718 auf diesem Wege wieder zurück zu begleiten. Mit ihnen reiste ihr dreijähriger Sohn. In Konstantinopel brachte Montagu außerdem eine Tochter zur Welt.

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Lady Montagus Briefe, die sie an verschiedenste Adressaten sendete, wurden jedoch erst 1763 veröffentlicht – posthum (Lady Montagu starb 1762) und damit mehr als 40 Jahre nach der Reise. [8] Ihre Briefe erfreuten sich jedoch schon vorher größter Beliebtheit in ihrem ausgedehnten Bekanntenkreis, denn Abschriften zirkulierten schon bald nach ihrer Rückkehr. Die frühe Feministin Mary Astell schrieb schon 1724 ein Vorwort zu Montagus Briefen mit dem Hinweis auf eine erwünschte spätere Veröffentlichung. [9]

Reiseliteratur als 'omnium gatherum' und hybride Textgattung

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Wie unter anderem Barbara Korte zeigte, zeichnet sich Reiseliteratur immer durch ein Grenzgängertum zwischen verschiedenen Gattungen aus, durch eine Hybridform, denn der Begriff des "omnium-gatherum, des Sammelsuriums", [10] in das alles einfließen kann, was der/die Reisende für mitteilenswert erachtet, ist zentral auch für die Gattungsfrage: Von romanähnlichen Textbestandteilen über eingefügte Lyrik, wissenschaftliche Abhandlungen, philosophische Argumentationen bis hin zu naturwissenschaftlichen Beschreibungen kann Reiseliteratur im Grunde alles umfassen und in sich vereinen, was sie zur prototypisch hybriden Gattung [11] macht. Zudem wirken Reisetexte grenzgängerisch zwischen Fakten und notwendigen Strategien der Fiktionalisierung [12] durch Selektion wie literarische Überarbeitung, die bei Montagu besonders augenfällig wird, da sie die Briefe für die Publikation redigierte und mit Tagebucheintragungen verband.

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Die Wahl der Briefgattung (der 'familiar letters') war für Montagu als Autorin mit mehreren Vorteilen [13] verbunden: Erstens wurde die Ungehörigkeit einer weiblichen Autorschaft für Frauen von hoher sozialer Stellung durch den unklaren Status der Briefgattung abgemildert; zweitens waren Briefe besonders geeignet für Frauen, da sie weder eine klassische Bildung noch literarische Kenntnisse oder ununterbrochene Zeit zum Schreiben erforderten. [14] Die Gattung der 'familiar letters' nahm außerdem eine besondere Stellung zwischen persönlichem und öffentlichem Schreiben ein: Während die häuslichen und familiären Charakteristika der Gattung es Frauen ermöglichten, Publikationspläne (die Lady Montagu definitiv hatte) glaubwürdig abzustreiten [15] und auch das Tagebuch, aus dem einige Briefe entstanden sind, natürlich ebenfalls primär als sehr persönliche Textform betrachtet wurde, ermöglichte die publikumsbezogene Subjektivität der spezifischen Gattungsform den Perspektiv- und Stilwechsel je nach Adressat. [16] Während Montagu zum Beispiel den Abbé Conti über Glaubenssysteme und religiöse Gebräuche unterrichtete, informierte sie den Schriftsteller und Intellektuellen Alexander Pope über türkische Lyrik (und lieferte ihm auch Textbeispiele in Übersetzung). Ihre Freundinnen und weiblichen Verwandten dagegen unterhielt sie mit Berichten über das Leben der Frauen in den fremden Kulturen.

Authentizitätsanspruch und Geschlecht

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Während die 'familiar letters' als Gattung auf diese Weise eine Grenzüberschreitung zwischen privat und öffentlich erlauben, wird die darin implizierte Überschreitung der Geschlechtergrenzen auch bezüglich des Berichteten zentral:

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"Your whole letter is full of mistakes from one end to the other. I see you have taken your ideas of Turkey from that worthy author Dumont, who has writ with equal ignorance and confidence […] 'Tis a particular pleasure to me here to read the voyages to the Levant, which are generally so far removed from truth and so full of absurdities I am very well diverted with them. They never fail to give you an account of the women, which 'tis certain they never saw, and talking very wisely of the genius of men, into whose company they are never admitted, and very often describe mosques which they dare not peep into." [17]

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Hier, wie in zahlreichen anderen Textstellen, unterstreicht Montagu den Vorteil ihres Geschlechts, [18] das sie überhaupt erst als Kulturtransmitter fungieren lässt: Da nur sie als Frau Zugang zu den Räumen erhält, die männlichen Reisenden verwehrt sind, so argumentiert sie, ist ausschließlich sie in der Lage, die 'Wahrheit' über das bereiste Land zu vermitteln: "Adieu, madam, I am sure I have now entertained you with an account of such a sight as you never saw in your life, and what no book of travels could inform you of, as 'tis no less than death for a man to be found out in one of those places." [19]

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Ihr Geschlecht wird so zum Garanten von Authentizität stilisiert – eine diskursive Positionierung, die gegenläufig ist zu der traditionellen Unterstellung der nicht wahrheitsgemäßen Schilderung, die häufig die Rezeption des Reiseberichts begleitet. Peter J. Brenner eruiert die verschiedenen Ursachen, warum dem Reisebericht eine Affinität zur Fiktion nachgesagt wird und betont dessen gattungsinhärente Problematik: "Die unlautere Nähe des Reiseberichts zur Fiktion wird in diesem Fall zu einem erkenntnistheoretischen Problem. Sie wirft die grundsätzliche Frage auf, welchen Möglichkeitsbedingungen die Erfahrung der Fremde überhaupt unterliegt und mit welchen Mitteln sie zu bewältigen ist." [20] Von Übertreibung und Lüge distanziert sich die Autorin mehrmals nachdrücklich in ihren Briefen: "Upon my word, madam, 'tis my regard to truth and not laziness, that I do not entertain you with as many prodigies as other travellers use to divert their readers with." [21] Montagu prangert außerdem die Sensationsgier ihrer Korrespondentinnen an und verweigert sich der Lüge, wobei sie sich ironisierend auf antike Reiseberichte bezieht, in denen andere Wahrheitsdiskurse wirkmächtig sind, wie zum Beispiel der Glaube an eine mythische Rasse von Kannibalen in Herodots Historien: [22] "She [one of the correspondents, M.W.] is angry that I won't lie like other travellers. I verily believe she expects that I should tell her of the Anthropophagi, and men whose heads grow below their shoulders." [23]

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In den Turkish Embassy Letters beansprucht die Autorin vehement die Autorität ihrer direkten Erfahrung: "Perhaps it would be more entertaining to add a few surprising customs of my own invention, but nothing seems to me so agreeable as truth, and I believe nothing so acceptable to you." [24] Ihr Authentizitätsanspruch, nur selbst Erlebtes und Gesehenes zu vermitteln, ihr daraus folgender Empirismus sowie ihre häufig thematisierte Neugierde, die sich auf das Einzelne, das Besondere richtet, was Peter Michelsen betont, [25] darüber hinaus ihre Offenheit gegenüber der fremden türkischen Kultur, die bei Montagu mit einer Relativität des Geltenden gepaart ist, [26] zeichnen sie als die ideale Mittlerin zwischen den Kulturen aus. Ihr Geschlecht spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle, wie Ingrid Kuczynski richtig bemerkt, denn: "Als Frau war sie weder mit den Vorgaben aus der Tradition klassisch-philologischer Universitätsbildung noch mit den Verpflichtungen des 'commonwealth of learning' belastet." [27] Auf vergleichsweise unbefangene Art geht sie auf die fremde Kultur zu und hält unterdessen mit ihren oft unkonventionellen Beobachtungen [28] England den Spiegel vor. Gleichzeitig vermittelt sie zwischen Geschlechterrollenerwartungen, indem sie in ihren Briefen männlich konnotierte Rationalität und Akkuratheit mit 'weiblichen' Interessen und Wertungen paart.

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Eine der Schlüsselstellen in Montagus umfangreicher Briefsammlung, in der sie die Topoi des 'Anderen' nicht nur in Frage, sondern gänzlich auf den Kopf stellt, ist ihr berühmter Besuch des 'bagnio', des türkischen Frauenbades. Sie schreibt über die Frauen, die sie alle höflich und zuvorkommend begrüßen:

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"I believe, in the whole, there were two hundred women […] all being in the state of nature, that is, in plain English, stark naked, without any beauty or defect concealed. Yet there was not the least wanton smile or immodest gesture amongst them. They walked and moved with the same majestic grace which Milton describes of our general mother. There were many amongst them as exactly proportioned as ever any goddess was drawn by the pencil of Guido or Titian and most of their skins shiningly white, only adorned by their beautiful hair divided into many tresses, hanging on their shoulders, braided either with pearl or ribbon, perfectly representing the figures of the Graces." [29]

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Anstatt die fremden Frauen und unbekannten Sitten gegenüber der eigenen Kultur und den eigenen Gebräuchen abzuwerten, versucht Montagu, das 'Fremde' auf bekannte Weise durch Vergleiche zu erklären und der Adressatin ihres Briefs nahezubringen: "In short, 'tis the women's coffee house, where all the news of the town is told, scandal invented etc." [30] Was für eine diskursive Bewegung findet in Montagus Briefen statt, wenn das 'Andere' auf diese Weise – zum Beispiel durch Vergleiche mit europäischer Kunst oder der englischen Institution des coffee house – mit dem Eigenen verglichen wird?

Neue Bilder des 'Anderen'?

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In seiner wegweisenden Studie Orientalism arbeitet Edward Said heraus, wie der stereotype Diskurs des erotisierten und feminisierten Orients die Vorstellungen und die Literatur der Zeit prägte: "The Orient was almost a European invention, and had been since antiquity a place of romance, exotic beings, haunting memories and landscapes, remarkable experiences." [31] Noch deutlicher als andere Gegenden fungiert der Orient hier als das 'Andere' für den Westen und spezifisch für Europa, wobei Orientalismus als Diskurs operiert, der kulturell und ideologisch unter anderem Institutionen, das Vokabular, die Bildsprache, Wissenschaft und koloniale Bürokratie bestimmt: "[…] in short, Orientalism as a Western style for dominating, restructuring, and having authority over the Orient." [32] Diesem diskursiven System, das laut Said geprägt ist von Machtverhältnissen, von politischer Hierarchie und kultureller Hegemonie, setzt Montagu ein innovatives Bild des 'Anderen' und somit auch einen anderen Diskurs entgegen – oder handelt es sich überhaupt noch um das 'Andere'?

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Ahmed K. Al-Rawi ist sicherlich Recht zu geben, wenn er argumentiert: "Montagu tries to break all the misconceptions prevalent at the time of picturing the East as an erotic and sensual place." [33] Andererseits schafft Montagu ein neues Stereotyp, geprägt durch ihr von antiker Mythologie, bildender Kunst und Literatur bestimmtes Wahrnehmungsmuster. Ihre Darstellung der orientalischen Frauen, in der Tat deren 'Europäisierung', bricht zwar radikal mit der stereotypen Übersexualisierung des Orients, aber die Schilderung der Frauen vor dem Hintergrund der europäischen Kunst- und Kulturtradition verschiebt auf entscheidende Weise ihre sexuellen Eigenschaften. Wie Elizabeth A. Bohls zeigt, ruft diese Präsentation die Imagination von Gemälden Guidos oder Tizians auf Seiten der Leser hervor statt ihnen eine naturalistische Beschreibung der Nacktheit 'an sich' zu liefern. Dennoch erzeugt Montagu hierdurch einen Objektstatus für die Frauen: "Presenting them as a work of art may rescue the Turkish women from their representation as exotic sex-objects, but such a comparison still casts them as objects, rather than as subjects." [34] Montagus Aneignung der Deutungshoheit – die bislang nur für männliche Reisende galt – geht auf Kosten der türkischen Frauen, deren Stimmen nicht gehört werden, sondern Montagus Deutung unterliegen und lediglich Objektstatus haben. Die eigene Stimme als Transmitter manifestiert sich hier auf Kosten der 'Anderen', ähnlich wie das auch bei Reiseliteratur aus der Feder männlicher Autoren vorrangig der Fall ist. Es findet also eine neue Grenzziehung statt zwischen dem eigenen Subjektstatus als gebildete Europäerin und dem Objektstatus der orientalischen Frau als 'Kunstgegenstand'.

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Mit Theokrit und Homer als Referenz werden die beobachteten 'Objekte', die Türkinnen und Türken, unter anderem nach dem literarischen Muster der Pastoraldichtung beschrieben:

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"I can assure you that the princesses and great Ladies pass their time at their looms embroidering veils and robes, surrounded by their maids, which are always very numerous, in the same manner as we find Andromache and Helen described. The description of the belt of Menelaus exactly resembles those that are now worn by the great men […] The snowy veil that Helen throws over her face is still fashionable […] Their manner of dancing is certainly the same as Diana is sung to have danced on the banks by Eurotas." [35]

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Hieraus wird deutlich, dass die Sitten, Gebräuche und die Kleidung, die Lady Montagu in der Türkei vorfindet, von ihr nicht nur als ähnlich der Mythologie wahrgenommen werden, sondern gar als identisch. Dadurch wird das Fremde, der Osten dem Bekannten und der Mythologie angeglichen – fremd scheint so zu bekannt zu werden, Gegenwart und Mythos fallen in eins. Dieser Blick führt allerdings zu einer Enthistorisierung, die gleichzeitig eine erneute Entfernung – ein 'Fremdmachen', eine Exotisierung – der 'Anderen' zur Folge hat. [36] Die Mythologie prägt durchgängig die Wahrnehmungs- und auch Schreibmuster der Vermittlerin zwischen den Kulturen; ihre Wahrnehmung der Sommerresidenz außerhalb Konstantinopels ist ebenfalls davon beeinflusst: "The heats of Constantinople have driven me to this place, which perfectly answers the description of the Elysian fields [...] the beauty and dress of the women exactly resembling the ideas of the ancient nymphs as they are given us by the representations of the poets and painters." [37]

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Eine andere Strategie der Aufwertung der türkischen Frauen, die gleichzeitig zur ihrer definitorischen Vereinnahmung führt, ist deren Betrachtung im Kontext der europäischen Adelskultur. Wenn Montagu schreibt "I know no European court where the ladies would have behaved themselves in so polite a manner to a stranger", [38] und wenn sie eine der Frauen des Großwesirs beschreibt mit "she [could] be suddenly transported upon the most polite throne of Europe nobody would think her other than born and bred to be a queen, though educated in a country we call barbarous", [39] wird deutlich, dass dieser Vergleich mit Vorurteilen gegen den 'unzivilisierten' Orient aufräumt.

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Die Vorprägung der Perspektive durch diesen Vergleich im Kontext des europäischen Adels und der Wahrnehmung durch europäische Kunst wird zudem begleitet von der Sicht auf Sitten und Gebräuche durch Montagus 'englische Brille'. In der Forschungsliteratur wird häufig ihre Bewertung der türkischen Frauen als Beweis für Montagus absolut objektive, tolerante und kulturrelativistische Einstellung angeführt, denn sie interpretiert das Tragen des Schleiers als Befreiung:

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'Tis very easy to see they have more liberty than we have, no woman, of what rank so ever permitted to go in the streets without two muslins, one that covers her face all but her eyes and another that hides the whole dress of her head, and hangs half way down her back and their shapes are also wholly concealed by a thing they call a ferace […] You may guess then how effectually this disguises them, that there is no distinguishing the great lady from her slave and 'tis impossible for the most jealous husband to know his wife when he meets her, and no man dare either touch or follow a woman in the street. This perpetual masquerade gives them entire liberty of following their inclinations without danger of discovery […] The great ladies seldom let their gallants know who they are […] You may easily imagine the numbers of faithful wives very small in a country where they have nothing to fear from their lovers' indiscretion. [40]

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Zwar ist Montagu hier bemüht, mit dem Stereotyp der versklavten Orientalin aufzuräumen, jedoch wird deutlich, dass auch hier die türkische Frau das Objekt von Montagus Betrachtung wird, anstatt selbst zu Wort zu kommen. Zudem zeigt Montagus Bewertung, wie sehr sie von ihrer eigenen Stellung als Frau in England geprägt ist, wo höfische Intrigen und Affären sowie die permanente Angst, als Frau ihren Ruf zu verlieren, ihr Leben prägten. "They have more liberty than we have" ist der Schlüsselsatz für eine Kulturkritik an ihrem Heimatland, doch weniger eine der Selbsteinschätzung der türkischen Frauen entsprechende Bestandsaufnahme.

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Wenn Montagu daraus schlussfolgert: "Upon the whole I look upon the Turkish women as the only free people in the empire", [41] wird diese Bewertung in Montagus eigenen Texten relativiert, da sie mehrmals betont, dass türkische Frauen dazu gezwungen sind, so viele Kinder zu gebären, wie sie nur können ohne Rücksicht auf deren eigene Wünsche oder ihre Gesundheit: "they reason that the end of the creation of woman is to increase and multiply, and she is only properly employed in the works of her calling when she is bringing children or taking care of them, which are all the virtues that God expects from Her; and indeed, their way of life, which shuts them out of all public commerce, does not permit them any other." [42]

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Diese wiederholte Beobachtung widerspricht demnach Montagus paralleler Bewertung der orientalischen Frauen als der 'freiesten' der Welt. Montagu scheint in Bezug auf den Gebärzwang, der in der Türkei für Frauen besteht, ambivalent: Einerseits scheint sie die Aufwertung der weiblichen 'Natur' durchaus zu begrüßen, aber andererseits zeigt sie sich im Klaren darüber, welch immenser Druck dadurch auf den Frauen lastet. Letztlich ist ihr Standpunkt auch hier vor allem durch ihre Positionierung zu ihrer Heimatkultur zu erklären: Für Montagu ist die "positive Überzeichnung" [43] der türkischen Verhältnisse insbesondere in Bezug auf die türkischen Frauen und die Aufwertung weiblicher Sexualität und Fruchtbarkeit auch deswegen möglich, weil sie sie mit der Aufwertung der Jungfräulichkeit im Christentum vergleicht: "This is a piece of theology very different from that which teaches nothing to be more acceptable to God than a vow of perpetual chastity. Which divinity is most rational I leave to you to determine." [44]

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Die bestehenden Widersprüche in der Beschreibung orientalischer Frauen verweisen laut Elisabeth Bohls auf die ambivalente Position der englischen Frau zu Montagus Zeit: "Her vacillation between privilege and oppression as she represents the women of Turkey projects her ambivalence about her own situation as an English woman" [45] Tatsächlich besteht ja ein enormes (Macht-)Gefälle zwischen Lady Montagu und den türkischen Frauen, zu denen sie in Kontakt tritt: Während Montagu als Reisende räumlich, körperlich und durch die neuen Eindrücke auch geistig mobil ist, sind es die türkischen Frauen im Harem nicht. Die Freiheit, die Montagu für sich reklamiert, gesteht sie den Frauen, die sie als Objekte betrachtet, nicht zu. Das Schwanken zwischen verschiedenen Diskursen (der Europäisierung des Orients, der kulturellen Relativität und der [proto-feministischen] Betrachtung der orientalischen Frau als Sklavin und Gebärmaschine) verdeutlicht die unauflösbare Spannung, die der Position der Vermittlerin inhärent ist.

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Trotz dieser Ambivalenz und der diskursiven Vereinnahmung der türkischen Frauen zeichnen sich The Turkish Embassy Letters durch eine große Toleranz bezüglich der fremden Kultur aus. Dies wird besonders dadurch augenfällig, dass Montagu der nicht-christlichen Kultur und auch der islamischen Religion nicht negativ begegnet. Tatsächlich zeigte sie sich bereit, von ihr zu lernen. Beginnend mit dem kulturellen und intellektuellen Austausch mit dem Effendi Achmed Bey schon auf ihrer Hinreise, zeigt sie sich fasziniert von der arabischen Sprache und Literatur: "He has explained to me many pieces of Arabian poetry which, I observed, are in numbers not unlike ours, generally alternate verse, and of a very musical sound. Their expressions of love are very passionate and lively. I am so much pleased with them, I really believe I should learn to read Arabic, if I was to stay here a few months." [46] Insbesondere führen die beiden jedoch einen regen Austausch über religiöse Themen, bei denen Kulturvermittlung in beide Richtungen stattfindet:

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"I was going to tell you that an intimate daily conversation with the effendi Achmed Bey gave me opportunity of knowing their religion and morals in a more particular manner than perhaps any Christian ever did […] Mohammedism is divided into as many sects as Christianity [...] He assured me that if I understood Arabic I should be very well pleased with reading the Alcoran, which is so far from the nonsense we charge it with that 'tis the purest morality delivered in the very best language." [47]

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Montagus Begeisterung für die fremde Kultur hielt auch nach ihrer Rückkehr nach England an. Da im 18. Jahrhundert in Europa eine schwärmerische Begeisterung für türkische Kunst und Mode aufkam, wundert es nicht, dass sich auch Montagu gerne in türkischer Kleidung zeigte und sie verschiedene gemalte Portraits von ihr in dieser Kleidung anfertigen ließ. Jedoch ging ihre Begeisterung über die zu dieser Zeit übliche "Turquerie" [48] hinaus; so propagierte sie auch die in der Türkei übliche Impfung gegen Pocken (an denen Montagu selbst erkrankt war, was zur Entstellung ihres Gesichts führte), ließ diese Innovation selbst an ihren Kindern durchführen und brachte sie schließlich nach England: "I am patriot enough to take pains to bring this useful invention into fashion in England and I should not fail to write to some of our doctors very particularly about it." [49] Es ist ihrer spezifischen Position als reisender Frau zu verdanken, so macht Montagu in der Mehrzahl ihrer Briefe deutlich, dass neues interkulturelles Wissen erworben und schriftlich weitergegeben werden kann: "I dare say you expect at least something very new in this letter, after I have gone on a journey not undertaken by any Christian for some hundred years." [50]

Zwischen Kontaktzone und Schreibort

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Welcher Erfahrungshorizont definiert aber Lady Montagus Perspektive auf die fremde Kultur? Bei Montagu sind Geschlechterfragen von schicht- und klassenspezifischen Fragestellungen nicht zu trennen. Als Diplomatengattin der Oberschicht spielt die soziale Klasse auf mehreren Ebenen eine zentrale Rolle für die Beobachtung und die Vertextung der Reise- und Kulturerfahrungen. Diese Kriterien sind wiederum verbunden mit der von Montagu gewählten Gattung der 'familiar letters', die auf die spezifischen Adressaten, an die sich Montagus Briefe richten, zugeschnitten sind. Hierbei handelt es sich vorwiegend um weibliche Verwandte und Bekannte aus der Oberschicht sowie um berühmte intellektuelle Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, zum Beispiel Alexander Pope. Während die Adressaten auf entscheidende Weise Montagus Themen und die Art ihrer Vertextung bestimmen, bietet Montagus spezifische Position als Botschaftergattin ihr besonders gute Möglichkeiten als Vermittlerin zwischen den Kulturen.

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In ihrem Buch Daughters of Britannia: The Lives and Times of Diplomatic Wives betont Katie Hickman, dass für Botschafter der Umgang mit der fremden Kultur streng reglementiert und genau definiert war. [51] Zu einem gewissen Teil traf das auch auf die Ehefrauen von Diplomaten zu, insbesondere wenn offizielle Auftritte orchestriert wurden. Von politischen Verhandlungen und Praktiken im engeren Sinn waren die Ehefrauen eigentlich ausgeschlossen. Ihre Anwesenheit bei den Gesandtschaften verkörperte daher den privaten Aspekt des Reisens und des Aufenthalts im fremden Land. Es war auch Montagu aus eben dieser Position heraus möglich, in Kontakt mit der politischen und kulturellen Oberschicht der bereisten Länder und insbesondere Konstantinopels zu kommen; gleichzeitig ermöglichte ihre vorwiegend private Perspektive eine genaue Beschreibung der Lebensumstände, die nicht von Text- und Gattungsvorschriften geprägt war.

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So beschreibt Montagu unter anderem sehr detailliert ihre wöchentliche Routine und ihren Alltag in der Sommerresidenz in einem Brief an Alexander Pope: "Monday setting of partridges, Tuesday reading English, Wednesday studying the Turkish language (in which, by the way, I am already very learned), Thursday classical authors, Friday spent in writing, Saturday at my needle and Sunday admitting of visits and hearing music." [52] Für Montagu bedeutete der Auslandsaufenthalt also weder einen Wegfall der gewohnten Oberschichtaktivitäten noch der gewohnten Gesellschaft. Als Frau des englischen Gesandten reiste und lebte sie natürlich in einer sozial privilegierten Stellung, was letztlich darauf zurückzuführen ist, dass sie auch als Frau an den kolonialen Machtstrukturen der Zeit teil hatte. [53] Die gesellschaftlichen Verpflichtungen, denen sie nachkommen musste, gestatteten ihr deswegen auch lediglich Einblicke in das Leben der türkischen Oberschicht. Obwohl von ihrer eigenen Klassenzugehörigkeit ebenso wie vom diplomatischen Zweck der Reise auf diese Weise eingeschränkt, nahm Montagu dennoch Eindrücke des multikulturellen Umfelds auf, was sich in ihren Briefen niederschlägt: "The great quantity of Greek, French, English and Italians that are under our protection, make their court to me from morning till night." [54] Sie betonte außerdem die mehrsprachige Umgebung der diplomatischen Mission: "I live in a place that very well represents the Tower of Babel." [55]

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Da sie über längere Zeit der fremden Atmosphäre, den diversen Kulturen und den verschiedenartigen Menschen in den von ihr bereisten Städten und Ländern ausgesetzt war, wurde sie zu neugierigen und toleranten Beobachtungen der fremden Kultur(en) wie auch zu kritischer Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Kultur veranlasst. Diese Beobachtungen und die literarische Auseinandersetzung mit ihnen werden durch den 'Schreibort' erst hergestellt, der ein Reflektieren über die Kontaktzone und die eigene Subjektivität als Beobachterin ermöglicht.

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Lady Montagus Position als Vermittlerin zwischen den Kulturen, die Überwindung kultureller Grenzen wie auch die erneut grenzziehenden Definitionen des 'Anderen', so möchte ich argumentieren, spielen sich im Spannungsfeld zwischen der 'Kontaktzone' und dem 'Schreibort' ab. In ihrem Buch Imperial Eyes: Travel Writing and Transculturation formuliert Mary Louise Pratt das Konzept der 'Kontaktzone' – ein Ort, an dem Menschen aus unterschiedlichen kulturellen und geographischen Kontexten miteinander in Kontakt treten. Sie zeigt, wie die reale Kontaktzone zwischen den Kulturen als Ort des Austauschs, der wechselnden Kräfteverhältnisse und der Verhandlung von Wahrnehmungsmustern fungiert. [56]

In dieser Kontaktzone erweist sich Montagu als offene, neugierige und flexible Mittlerin. Wenn sie über die Türkei schreibt "'Tis certain we have but very imperfect relations of the manners and religion of these people, this part of the world being seldom visited but by merchants, who mind little but their own affairs, or travellers who make too short a stay to be able to report anything exactly of their own knowledge", [57] etabliert sie damit Normen für die idealen Charakteristika eines Mittlers zwischen den Kulturen – ein Fokus auf die 'Wahrheit', ein genuines Interesse, das den Menschen entgegengebracht wird, Aufmerksamkeit, sowie eine gewisse Aufenthaltszeit in der Kontaktzone.

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Wenn Lady Montagus Rolle als Reisende in den Blickpunkt rückt, wird jedoch oft übersehen, dass die Vertextung der Reiseerlebnisse und kulturellen Gegebenheiten auf einem diskursiven und literarischen 'Schreib-Ort' basiert, der sich mit der realen Kontaktzone nicht notwendigerweise deckt. Elke Frederiksen schreibt bezüglich reisender und schreibender Frauen treffend: "Die Reise wird zum Schreib-Ort, welcher der Reisenden neue Möglichkeiten bietet: Sie hat Zeit nachzudenken, sich über wünschenswerte Veränderungen zu äußern, zu einem besseren Selbstverständnis [58] zu gelangen und vielleicht sogar sich selbst zu befreien." [59] Einerseits hängt dieser Schreibort von der diskursiven Positionierung der Autorin selbst ab, wobei ihr Erfahren von Geschlechterrollen eine zentrale Position einnimmt. Dies prägt auch Montagus Art der Beschäftigung mit der fremden Kultur sichtbar. Während in der 'realen' Kontaktzone zum Beispiel die Begegnung mit orientalischen Frauen Ambiguitäten aufweist, die Montagu selbst weder auflöst noch vollständig reflektiert, ist der Schreibort als solcher schon von der Geschlechterrollenambiguität der reisenden Frau an sich gekennzeichnet, daneben aber auch von Montagus eigenen Erfahrungen als Frau in England, die eine 'objektive' Wahrnehmung unmöglich machen. Mithilfe ihrer Reise in den Osten konnte sie den rigiden Einschränkungen – auf intellektueller und sozialer Ebene – durch ihre eigene Gesellschaft entkommen. [60] Durch das Schreiben verändert sich auch ihr Selbstverständnis, das wiederum ihren Blick auf die beobachteten Frauen [61] wie auch die eigene Kultur verändert.

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Andererseits macht das Konzept des Schreiborts auch die diskursiven und medialen Standards sichtbar, die interkulturelle Wahrnehmungen charakterisieren: Die Bedeutung der Literarisierung wird in Montagus Briefen nicht zuletzt durch den Grenzgang zwischen den Gattungen, die Perspektivenwechsel und die unterschiedlichen Themenschwerpunkte je nach AddressatIn sichtbar. Es wird deutlich, dass ihre Wahrnehmung der Kontaktzone sich durch das Schreiben ändert, da sich auch ihr Schreibort verändert. Während sie schon zu Beginn der Reise in Deutschland die Verschiedenheit der Kulturen betont – "I have now made the tour of Germany and cannot help observing a considerable difference travelling here and in England" [62] – und sich die Vergleiche mit ihrer Heimatkultur durch alle ihre Briefe ziehen, [63] wird Montagus Reise in vielerlei Hinsicht Schritt für Schritt und Etappe für Etappe ent-grenzender. Mit der wachsenden Fremdheit in Bezug auf geographische, religiöse und kulturelle Ebenen wächst auch Montagus Faszination vom Fremden. Dadurch werden ihre Beobachtungen Schritt für Schritt kritikloser. Während sie also teilweise mit Europa und der westlichen Welt und deren Menschen hart ins Gericht geht, ändert sich dies mit jedem Schritt in Richtung Orient. Montagus Wahrnehmung, so lässt sich durch die Briefe hindurch verfolgen, ist deutlich anders, positiver mit Blick auf den Orient. Je fremder desto positiver?

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Insgesamt lässt sich diese Beobachtung in Montagus Briefen durchaus bestätigen. Trotz einer deutlichen Aufwertung des Fremden gegenüber dem Vertrauten dürfen die neuen definitorischen Grenzziehungen jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Was bedeutet die Europäisierung der türkischen Frauen (und manchmal auch Männer) durch Vergleiche mit europäischen Mythen und Kunstwerken sowie durch die Gleichsetzung von Mythos und Gegenwart? Kuczynski schreibt treffend: "Lady Mary Wortley Montagu war die erste Reiseschriftstellerin, die zwischen dem Einst und Jetzt Kontinuität zu entdecken vermochte." [64] In dieser Sichtweise ist jedoch eine Enthistorisierung angelegt, die sich in der Folgezeit (besonders im 19. Jahrhundert) noch verstärken und ins Negative wenden wird. Hiermit wird eine neue Grenzziehung schon diskursiv vorbereitet. Montagus Blick ist außerdem keineswegs neutral: Die Europäisierung ist – obwohl sie der ansonsten stereotypen Orientalisierung auf den ersten Blick völlig zuwider läuft – gleichwohl nur ein anderer Versuch, das Fremde diskursiv zu zähmen und damit eine neue definitorische Grenzziehung zu etablieren, die einen fixen Orientierungsrahmen und eine zivilisatorische Ordnung herstellt. Wer oder was befindet sich also jenseits der westlichen zivilisatorischen und kulturellen Norm? Entgegen der Meinung vieler Zeitgenossen Montagus sind es nicht die Türken. Denn auf eine gewisse Weise hat Montagu die Grenzen westlicher Zivilisation um ein – zu jener Zeit bedeutendes – Stück nach Osten verschoben. Aufgehoben wurden sie dadurch nicht.

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Diese im 18. Jahrhundert dennoch revolutionäre Verschiebung der Grenzen durch Imagination und Konstruktion (Selektion, Fiktionalisierung, Projektion) eines kulturell 'anderen' Raumes, wo eine Überschreitung von Geschlechterrollen und damit einhergehenden Einschränkungen möglich erscheint, entsteht jedoch erst durch den Akt des Schreibens, den Prozess der Vertextung. Vielleicht sollte man daher den Schreibort als wirkliche und wichtigste Kontaktzone zwischen eigener und fremder Kultur, zwischen eigener Position, Vorurteilen und bereister Kultur verstehen, denn ohne Vertextung kann der erlebte interkulturelle Austausch nicht weiter vermittelt werden.

Autorin:

Dr. Miriam Wallraven
Englisches Seminar
Philosophische Fakultät
Wilhelmstr. 50
72074 Tübingen
miriam.wallraven@es.uni-tuebingen.de



[1] Wie Brenner überzeugend argumentiert, bedürfen die Begriffe des 'Eigenen' und des 'Fremden' einer Präzisierung, denn: "Die Andersartigkeit wird erst konstituiert durch Komplettierungen, durch die sich das eigentlich nur fragmentarisch Andere zu einem geschlossenen System fügt". Peter J. Brenner: Die Erfahrung der Fremde: Zur Entwicklung einer Wahrnehmungsform in der Geschichte des Reiseberichts, in: ders. (Hg.): Der Reisebericht: Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur, Frankfurt a. M. 1989, 14-49, hier: 15. Das Bild des Fremden, das in Reiseberichten entworfen wird, ist von Beginn an abhängig von den Vorstellungen, die der eigenen Kultur inhärent sind. Aus diesem Grund geben Reiseberichte zugleich Auskunft über die Kultur des Reisenden ebenso wie über die bereiste Kultur; das Fremde ist demnach ausschließlich als ein "Relationsbegriff" zu bestimmen. Ebd., 16.

[2] Lady Mary Wortley Montagu: The Turkish Embassy Letters, hg. von Anita Desai, London 1994, 23.

[3] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 72.

[4] Siehe Frederiksen: "obwohl das 18. Jahrhundert als das 'goldene Zeitalter des Reisens' bezeichnet worden ist […], blieb der Blick in die Ferne für den größten Teil der weiblichen Bevölkerung unerfüllbare Wunschprojektion". Elke Frederiksen: Der Blick in die Ferne: Zur Reiseliteratur von Frauen, in: Hiltrud Gnüg / Renate Möhrmann (Hg.): Frauen – Literatur – Geschichte: Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Stuttgart 1999, 147-165, hier: 147. Vergleiche dazu Barbara Korte: Der Englische Reisebericht: Von der Pilgerfahrt bis zur Postmoderne, Darmstadt 1993, 145-173; und Susan Bassnett: Travel Writing and Gender, in: Peter Hulme / Tim Youngs (Hg.): The Cambridge Companion to Travel Writing, Cambridge 2002, 225-241. Zur Verschiedenartigkeit der Reisebeschreibungen englischer Frauen im 18. Jahrhundert im Vergleich zu männlichen Reisenden vgl. Ingrid Kuczynski: 'The Ladies Travel to Much Better Purpose than their Lords': Reisebeschreibungen englischer Frauen des 18. Jahrhunderts, in: Hartmut Hirsch (Hg.): Gesellschaft – Literatur – Sprache, Halle an der Saale 1987, 33-63; und Katherine Turner: The Rise of the Woman Travel Writer, in: dies.: British Travel Writers in Europe 1750-1800: Authorship, Gender, and National Identity, Hants 2001, 127-180. Ein Vergleich der Reisetexte von Lady Mary Wortley Montagu, Aphra Behn und Margaret Cavendish bei Miriam Wallraven: 'Authoress of a Whole World': The Empowerment and Narrative Authority of 17th- and 18th-Century English Women Writers in Real and Fictional Travelogues, in: In-Between: Essays & Studies in Literary Criticism 13/2 (2004), 135-149. Die Dichotomie des Privaten und des Öffentlichen, die seit jeher mit Geschlechterrollen assoziiert wurde, zeigt sich insbesondere bei der Thematik des Reisens. Eine Reise ist somit immer mit einem Verstoß gegen die Geschlechterrollenvorstellungen verbunden, die der Frau den Bereich des Hauses zuwiesen. Vgl. Frederiksen: Blick (wie Anm. 4), 148, 152. Eine ausdrückliche Legitimation des Reisens in den Texten erweist sich daher als außerordentlich wichtig. Das Tragen von Männerkleidung, das viele weibliche Reisende charakterisiert, ist somit nicht nur als Schutz vor Überfällen und Gewalt zu sehen, sondern auch als symbolische Überschreitung der Geschlechtersphären ins Öffentliche und damit in die Freiheit des Reisens.

[5] Vergleiche Peter Michelsen: Die Reisen der Lady: Zu den türkischen Briefen der Lady Mary Wortley Montagu, in: Arcadia: Zeitschrift für Vergleichende Literaturwissenschaft 16 (1981), 242-265.

[6] Siehe Claudia Opitz: Kulturvergleich und Geschlechterbeziehungen in der Aufklärung: Lady Mary Wortley Montagus 'Briefe aus dem Orient', in: Christiane Eifert / Angelika Epple / Martina Kessel (Hg.): Was sind Frauen? Was sind Männer? Geschlechterkonstruktionen im historischen Wandel, Frankfurt a. M. 1996, 156-175, hier: 162.

[7] Wortley Montagu war auf einer diplomatischen Mission unterwegs: Das Osmanische Reich befand sich im Krieg mit der Republik Venedig. Österreich war durch einen Vertrag dazu verpflichtet, Venedig zur Hilfe zu kommen. England wiederum wollte Österreich davon abhalten, sich in diesen Konflikt zu verstricken, weil es seine Hilfe dazu benötigte, der spanischen Macht im Mittelmeer gegenzusteuern. Vgl. Anita Desai: Introduction, in: Lady Mary Wortley Montagu: Turkish Embassy Letters, London 1993, vii-xlii, hier: xvi.

[8] Die Umstände der Publikation weisen deutlich darauf hin, dass Montagu mit dem Inhalt ihrer Reisebriefe soziale Konventionen der Zeit überschritt: Vor ihrem Tod übergab Montagu das Manuskript an den Reverend Benjamin Sowden, den sie auf ihrer letzten Reise auf dem Schiff traf, mit dem Kommentar: "These two volumes are given to the Rev. Benjamin Sowden, minister at Rotterdam, to be disposed of as he thinks proper. This is the will and the design of M. Wortley Montagu". Zitiert in Desai: Introduction (wie Anm.7), xxiv. Ihre Tochter und ihr Schwiegersohn versuchten jedoch vehement, die Veröffentlichung zu verhindern und kauften Sowdon das Manuskript ab, jedoch mußten sie schockiert feststellen, dass der Text dennoch 1763 in The London Chronicle veröffentlicht wurde. Sowden gab zur Auskunft, dass er einem jungen Engländer an Bord des Schiffs die Briefe für eine Nacht zum Lesen gegeben habe und dieser die Briefe abgeschrieben und in den Druck gegeben habe. Ebd., xxv. Die Ausgabe der Reisebriefe von 1963 enthält im Titel nur den Versuch, die Anonymität zu bewahren; trotzdem ist Montagus Identität leicht zu erahnen: "Letters of the Right Honourable Lady M – y W – y M – e: Written, during her Travels in Europe, Asia and Africa, To Persons of Distinction, Men of Letters, &c. in different Parts of Europe. Which Contains, Among other Curious Relations, Accounts of the Policy and Manners of the Turks; Drawn from Sources that have been inaccessible to other Travellers". Zitiert in Michelsen: Reisen (wie Anm. 5), 146.

[9] "The noble author had the goodness to lend me her MS. to satisfy my curiosity in some enquiries I had made concerning her travels; and when it came into my hands, how was it possible to part with it? I once had the vanity to hope I might acquaint the public, that it owed this invaluable treasure to my importunities. But, alas! the most ingenious author has condemned it to obscurity during her life." Lord Warncliffe (Hg.): The Letters and Works of Lady Mary Wortley Montagu. In Two Volumes, Bd. 1, Paris 1837, 12.

[10] Korte: Reisebericht (wie Anm. 4), 9.

[11] Zur komplexen Gattungspoetik des Reiseberichts in historischer Sicht vergleiche Wolfgang Neuber: Zur Gattungspoetik des Reiseberichts: Skizze einer historischen Grundlegung im Horizont von Rhetorik und Topik, in: Brenner: Reisebericht (wie Anm. 1), 50-67.

[12] Barbara Korte weist zu Recht darauf hin, dass alle Reiseberichte grundsätzlich stark von Prozessen der Fiktionalisierung geprägt sind. Reisetexte sind nämlich primär "kreative Nachschöpfungen der zugrundeliegenden Reise". Korte: Reisebericht (wie Anm. 4), 14. Zum Prozess der Fiktionalisierung im Reisebericht siehe auch Bassnett: Travel (wie Anm. 4), 235-236.

[13] Clare Brant betont die zahlreichen literarischen Vorteile der Briefform für Montagus Reisetexte: "Its sequential nature provided a rhythm of anticipation and immediacy; its personalized address creates an illusion of privileged access for readers other than the addressee; its flexibility allows the episodic nature of travelling to be matched to an appropriately punctuated form". Clare Brant: Introduction, in: Montagu: Letters, New York 1992, vii-xxviii, hier: xvii.

[14] Brant: Introduction (wie Anm. 13), x-xi.

[15] Brant: Introduction (wie Anm. 13), xi.

[16] Brant: Introduction (wie Anm. 13), xi.

[17] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 104.

[18] Als reisende Frau, die sich eine dezidiert weibliche Subjektposition in ihren Reisebriefen erschreibt, fungiert Montagu als Vorbild für nachfolgende Reisende wie zum Beispiel Sophie von La Roche und im 19. Jahrhundert für Ida Hahn-Hahn, die sich explizit auf Montagus Turkish Embassy Letters beziehen. Vgl. Frederiksen: Blick (wie Anm. 4), 151.

[19] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 60.

[20] Brenner: Erfahrung (wie Anm. 1), 14.

[21] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 41, 85.

[22] In der Antike und teilweise noch im Mittelalter – vor allem in Travels of Sir John Mandeville – und der frühen Neuzeit beschrieb das Reiseschrifttum eine Welt, "in der sich empirisch Beobachtbares und Phantastisches, etwa in Form von Fabelwesen, noch problemlos mischen". Korte: Reisebericht (wie Anm. 4), 32.

[23] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 44.

[24] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 72.

[25] Michelsen: Reisen (wie Anm. 5), 250.

[26] Michelsen: Reisen (wie Anm. 5), 260.

[27] Kuczynski: Reisebeschreibungen (wie Anm. 4), 38.

[28] Katherine Turner betont das generelle Interesse der Leser und Kritiker im 18. Jahrhundert an neuen Perspektiven und Themen, das besonders von weiblichen Reisenden bedient werden konnte: "In general, women's travel writings were generally welcomed by the reviewers not for any critical insights they might provide into masculine and aristocratic modes of travel, but rather for the novel perspectives they offered on well-worn itineraries, often by virtue of their perceived interest in topics such as 'manners and customs', and in some cases because of the woman traveller's access to areas of experience (in Montagu's case, the harem) closed to their male counterparts". Kuczynski: Reisebeschreibungen (wie Anm. 4), 129.

[29] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 58-59.

[30] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 59.

[31] Edward Said: Orientalism: Western Conceptions of the Orient, London 1995 (1. Aufl. 1978), 1.

[32] Said: Orientalism (wie Anm. 31), 3.

[33] Ahmed K. Al-Rawi: The Portrayal of the East vs. the West in Lady Mary Montagu's Letters and Emily Ruete's Memoirs, in: Arab Studies Quarterly 30/1 (2008), 15-30, hier: 26.

[34] Elizabeth A. Bohls: Aesthetics and Orientalism in Mary Wortley Montagu's Letters, in: dies.: Women Travel Writers and the Language of Aesthetics, 1716-1818, Cambridge 1995, 23-45, hier: 28. Vergleiche auch ebd., 24: "Her famous description of the women's baths boldly turns the language of aesthetics as a rhetorical weapon against Orientalist stereotypes, but cannot leave aesthetics' troubling power dynamics entirely behind".

[35] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 74. Eigene Hervorhebungen.

[36] Während Montagu in den meisten Textstellen die Türkei, die sie erlebt, mit der Vorzeit des Mythos vergleicht, ja tatsächlich die Gleichzeitigkeit von Mythos und Gegenwart konstatiert, betont sie an einer Stelle aber auch, dass die von Theokrit geschilderte Idylle auch in der Türkei nicht mehr zu finden sei: "I no longer look upon Theocritus as a romantic writer; he has only given a plain image of the way of life amongst the peasants of this country, which before oppression had reduced them to want were, I suppose, all employed as the better sort of them are now". Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 74.

[37] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 102.

[38] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 58.

[39] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 89.

[40] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 71.

[41] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 72. Montagus idealistische Interpretation der "Freiheit" der verschleierten Frauen wurde schon bald von Lady Elizabeth Craven verworfen (Briefe 1789), die sie als "lebendige Mumien" beschriebt. Opitz: Kulturvergleich (wie Anm. 6), 167. Auch die Perspektive von Jemima Kindersley, die beim Besuch eines Harems die gefängnisähnlichen Zustände kommentiert, verdeutlicht wiederum, dass Montagus Idealisierung ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Frauen vorgenommen wird. Vgl. Opitz: Kulturvergleich (wie Anm. 6), 168.

[42] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 100.

[43] Opitz: Kulturvergleich (wie Anm. 6), 167.

[44] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 100. Vgl. dazu auch andere Textstellen zum selben Thema – zum Beispiel Montagus Erklärung in einem Brief an Anne Thistlewayte – in denen sie wiederum die verschiedenen Kulturen und deren Werte vergleicht, ohne zu einem abschließenden Urteil zu gelangen: "in this country it is more despicable to be married and not fruitful than it is with us to be fruitful before marriage". Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 107.

[45] Bohls: Aesthetics (wie Anm. 34), 42.

[46] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 53.

[47] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 62-63.

[48] Vgl. Maria Elisabeth Pape: Die Turquerie in der bildenden Kunst des 18. Jahrhunderts, Phill. Diss., Köln 1987.

[49] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 81-82.

[50] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 72.

[51] Katie Hickman: Daughters of Britannia: The Lives and Times of Diplomatic Wives, London 2000, xxv.

[52] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 103.

[53] Frederiksen: Blick (wie Anm. 4), 154.

[54] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 80.

[55] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 112.

[56] "A 'contact' perspective emphasizes how subjects are constituted in and by their relations to each other. It treats the relations among colonizers and colonized, or travellers and 'travelees', not in terms of separateness or apartheid, but in terms of copresence, interaction, interlocking understandings and practices, often within radically asymmetrical relations of power." Mary Louise Pratt: Imperial Eyes: Travel Writing and Transculturation, London 1992, 7.

[57] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 60.

[58] Susan Bassnett betont ebenso das Potenzial des Reisens für die Identitätsfindung der reisenden Frauen: "Travel for some women, it seems, may have offered a means of redefining themselves, assuming a different persona and becoming someone who did not exist at home". Bassnett: Travel (wie Anm. 4), 234. Vgl. Stephan Kohl: Travel Literature and the Art of Self-Invention, Anglistentag 1989 Würzburg Proceedings, Tübingen 1990, 174-183, der aufschlussreich den Zusammenhang zwischen Reisebericht und Autobiographie darlegt.

[59] Frederiksen: Blick (wie Anm. 4), 152.

[60] Vergleiche Desai: Introduction (wie Anm. 7), xxvi.

[61] Nicht nur in der Türkei ist Montagus Blick bevorzugt auf Frauen gerichtet, vergleiche zum Beispiel Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 20-22.

[62] Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 36.

[63] Vergleiche unter anderem Montagu: Embassy Letters (wie Anm. 2), 4, 5, 39, 113.

[64] Kuczinsky: Reisebeschreibungen (wie Anm. 4), 36.

Empfohlene Zitierweise:

Miriam Wallraven : Reiseliteratur als Kontaktzone und Schreibort. Lady Mary Wortley Montagu als Mittlerin zwischen den Kulturen , in: zeitenblicke 11, Nr. 1, [07.11.2012], URL: https://www.zeitenblicke.de/2012/1/Wallraven/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-34171

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