Zwischen revolutionärer Herausforderung, unternehmerischem Interesse und Loyalität zu Preußen:
Annäherungen an den Adel in der Grafschaft Mark um 1800 am Beispiel der Familie von Elverfeldt [1]
urn:nbn:de:0009-9-21008
Der Adel der Grafschaft Mark um 1800 stellt einen bemerkenswerten "weißen Fleck" innerhalb der südwestfälischen Landesgeschichte dar. Übergreifende Studien sind noch nicht vorgelegt worden, die stark wirtschaftsgeschichtlich orientierte Landesgeschichtsschreibung hat sich zumeist auf das metallverarbeitende Gewerbe des märkischen Sauerlandes und die Gruppen der Reidemeister und Kaufleute konzentriert. Studien zur Geschichte des westfälischen Adels legten den Schwerpunkt oft auf das Münsterland, so dass bisher fast ausschließlich der katholische Adel in den Blick geraten ist. Charakteristika, die wie das adelige Unternehmertum in Bergbau und protoindustriellem Metallgewerbe für die Grafschaft Mark typisch sind und gleichsam quer zum in Deutschland weit verbreiteten Bild vom Adeligen als Großgrundbesitzer und Agrarunternehmer liegen, bedürfen ebenfalls weiterer Forschungen, insbesondere im Hinblick auf die Ziele und Motive des unternehmerischen Handelns. Das Archiv der regional bedeutsamen Adelsfamilie von Elverfeldt ist angesichts seines Umfangs und der Vielfalt der in ihm enthaltenen Quellen dazu prädestiniert, eine Grundlage für diese Forschungsfelder und die Entwicklung neuer Perspektiven für zukünftige Untersuchungen zu bilden.
I. Ein Desiderat der Forschung: der Adel in der Grafschaft Mark um 1800 [2]
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Auch wenn die Geschichte des Adels der Grafschaft Mark um 1800 noch geschrieben werden muss, liegen bereits einige Abhandlungen vor, die wichtige Impulse geliefert haben. [3] Durchbrochen wurde das lange Zeit vorherrschende weitgehende Desinteresse am märkischen Adel von Helmut Richtering, der Aufsätze zu Giesbert von Romberg (1773-1859) und Friedrich Alexander von Hövel (1766-1826) vorgelegt hat, sowie von Wilfried Reininghaus und Horst Conrad, die mit ihren Beiträgen zur Geschichte der Familien Romberg und Elverfeldt wichtige Anstöße für die Erforschung des Adels in der Grafschaft Mark und insbesondere seiner Rolle als Unternehmer in Bergbau und Industrie in der Region gegeben haben. [4]
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Da die Sozialgeschichte der Grafschaft Mark in vielerlei Hinsicht noch in den Anfängen steckt, ist der Adel keineswegs die einzige bedeutende gesellschaftliche Gruppe der Grafschaft Mark, die als dringendes Desiderat der Forschung anzusehen ist. Seine Vernachlässigung erscheint umso erstaunlicher, ruft man sich seinen Status als Herrschaftsstand in Erinnerung. [5] Ein Blick auf die historische Entwicklung der Grafschaft Mark über das Jahr 1800 hinaus gibt allerdings auch erste Hinweise darauf, warum die Geschichte dieses Territoriums im Allgemeinen innerhalb der westfälischen Landesgeschichtsschreibung einen schweren Stand hat. Im Zuge der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts und der Entstehung des Ruhrgebiets löste sich die alte territoriale und räumliche Einheit der Mark auf. Die Heterogenität des Territoriums hatte bereits in der Frühen Neuzeit die Ausbildung einer gemeinsamen märkischen Identität gehemmt; Landesherr und staatliche Institutionen hatten die Verschiedenartigkeit der einzelnen Teillandschaften lediglich überwölben können. Dies bewirkte, dass sich eine Identifikation mit der Grafschaft Mark später nicht im gesamten Gebiet erhalten konnte. [6]
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Neben der Soester Börde, wo die Mark durchaus noch als Bezugspunkt existiert, hat sich die Selbstidentifikation als "Märker" vor allem im Gebiet des heutigen Märkischen Kreises erhalten. Diese Region, die das märkische Sauerland mit seiner langen protoindustriellen Tradition umfasst, stellt eine adelsarme Teillandschaft der alten Grafschaft Mark dar, und die Fokussierung auf wirtschaftsgeschichtliche Themen hat dort sogar dazu geführt, dass die im Metallgewerbe südlich der Ruhr tätigen Reidemeister gleichsam zum "Ersatzadel" stilisiert worden sind. [7] Als weitgehend unerforscht darf weiterhin die "Franzosenzeit" in der Grafschaft Mark gelten, ein Befund, der sich in die weitgehende Vernachlässigung der Geschichte des Großherzogtums Berg insgesamt einfügt. Die napoleonische Herrschaft im märkischen Raum fand bisher keine Behandlung in eigenen Studien, sondern tauchte bislang nur in Form von einzelnen Kapiteln in Überblicksdarstellungen bzw. als Thema kleinerer lokalgeschichtlicher Arbeiten auf, die häufig ein undifferenziertes Bild von französischer Unterdrückung und preußischem Heldenmut während der Befreiungskriege zeichnen. [8] Französische Archive, die zu dieser Thematik reiches Quellenmaterial bereithalten, sind im Hinblick auf diese Fragestellungen noch nicht systematisch benutzt worden, über die Motive und Ziele der französischen Behörden, die sich einen Überblick über die als "Ruhrdepartement" neu organisierte Grafschaft Mark verschaffen mussten, besteht noch weitgehend Unklarheit. [9]
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Die Verknüpfung zweier Forschungsdesiderate – märkischer Adel in der "Sattelzeit" und die Geschichte der Grafschaft Mark in der napoleonischen Zeit – bietet sich daher geradezu an. Aufgrund der skizzierten Lückenhaftigkeit des Forschungsstandes kann hier allerdings zunächst nur ein erster Problemaufriss geliefert und eine Annäherung an den Forschungsgegenstand vorgenommen werden. Im Mittelpunkt des Interesses wird das typische Erwerbsprofil der Adeligen in der Übergangszone zwischen Ruhrtal, niederbergisch-märkischem Grenzraum und dem sich hieran anschließenden märkischen Sauerland stehen. [10] Es sind besondere, sich eben nicht in das landläufige Bild der adeligen Gutswirtschaft fügende Merkmale, allen voran ein frühzeitiges Engagement in Bergbau und Industrie, die den Fokus der Betrachtungen auf das adelige Unternehmertum in dieser Region in seiner Bedeutung für die Strategien des Adels zum "Obenbleiben" in einer Zeit grundlegenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels lenken. Die in Schloss Steinhausen bei Witten an der Ruhr ansässige Familie von Elverfeldt fungiert dabei als besonders aussagekräftiges Beispiel mit einer zudem exzellenten Überlieferungslage. [11]
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Angesichts der Heterogenität der Grafschaft Mark und ihrer "arbeitsteilige[n] Wirtschaft mit in sich wiederum kleinräumig organisierten Strukturen" besteht eine zentrale Frage für zukünftige Forschungen zum märkischen Adel darin, die "gemischte Struktur" des Territoriums in ihren Auswirkungen auf die Binnendifferenzierung dieser sozialen Gruppe herauszuarbeiten. [12] Kleinräumigkeit und interne Disparitäten bedingen für die Grafschaft Mark eine außerordentliche Komplexität, die ein weiterer Hinweis darauf sein mag, warum eine übergreifende Studie zum regionalen Adel bisher unterblieben ist. Neben einer disparaten Erwerbsstruktur zwischen agrarisch ausgerichtetem Adel am Hellweg in der nördlichen Mark einerseits und den Adeligen im Ruhrtal sowie im märkischen Sauerland andererseits, die sich als Unternehmer in Bergbau und Industrie betätigten, ist auch die konfessionelle Differenzierung im Blick zu behalten. Auch wenn der Adel dieses altpreußischen Territoriums einerseits stark protestantisch geprägt war, so gab es dennoch einen zahlenmäßig nicht zu vernachlässigenden katholischen Anteil, der zum Teil sogar ursprünglich aus der Mark stammte bzw. länger hier ansässig war: Zu diesen Familien zählten neben den Familien von Wenge in Haus Wenge oder von Hövel mit verschiedenen Linien in Sölde, Herbeck und Haus Ruhr auch die Elverfeldts.
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Ein erhebliches methodisches Problem stellt außerdem die quantitativ-statistische Erfassung der Familien und ihrer Besitzungen und damit die Ermittlung einer empirischen Grundlage für die Untersuchung dar. Trotz aller Ungenauigkeiten bei der statistischen Erhebung im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert soll im Folgenden der Versuch unternommen werden, zu ersten Aussagen über den märkischen Adel, seine räumliche Verteilung innerhalb des Territoriums und seine konfessionelle Struktur zu gelangen. [13] Hierfür stehen Quellen zur Verfügung, die eine grobe Tendenz für die Zeit um 1800 angeben können. Verschiedene Quellen und Untersuchungen zeigen, dass bereits zum 19. Jahrhundert hin ein ganz erheblicher Schwund beim märkischen Adel festzustellen war. Nachdem beispielsweise Johann Diedrich von Steinen Mitte des 18. Jahrhunderts noch etwa 100 einheimische Adelsfamilien in Dortmund, Mark und Limburg zählte, sind es 1840 nur noch 37 Familien im Stand der Ritterschaft des Gebiets (ohne Soest) gewesen, von denen 11 der Region entstammten, 18 sonstigem rheinischen und westfälischen Adel und 8 sonstigem Adel. [14] Eine Auflistung im "Taschenbuch Romberg" aus dem Jahr 1804 gibt Auskünfte über die Besitzstruktur der einzelnen Familien und zur Größe ihrer Güter. [15] Im Wetterschen Kreis, wo die Besitzgröße im Schnitt bereits niedriger als in der Hellwegzone war, gehörten die Güter der Familie von Elverfeldt (Schloss Steinhausen, Dahlhausen und Horst) zu den größeren Besitzungen adeliger Familien.
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Die Differenzierung des märkischen Adels zeigte sich sogar innerhalb der Familie von Elverfeldt, die in eine katholische Linie (in Steinhausen) und eine protestantische Linie (in Herbede) zerfiel, und in den hieraus folgenden Heiratsstrategien. Die Konfessionsschranke spielte eine wichtige Rolle als Trennlinie. Die Spaltung in eine protestantische und eine katholische Linie war bei den Elverfeldts im 17. Jahrhundert unter den Söhnen Heinrichs von Elverfeldt (1567-1651) erfolgt. In der Folge wurden die männlichen Nachkommen der Herbeder Linie mit Töchtern aus protestantischen Familien der Mark verheiratet, etwa Johann Robert von Elverfeldt (1656-1680) mit Sybilla von Syberg zu Kemnade oder Friedrich Sigismund Caspar von Elverfeldt (1753-1817) mit Sophie Louise von Syberg zum Busch (1758-1822). [16] Innerhalb der katholischen Linie in Steinhausen, die in diesem Aufsatz im Mittelpunkt des Interesses steht, findet man analog die Namen großer Familien aus der katholischen rheinisch-westfälischen Adelslandschaft. So nahm Friedrich Christian von Elverfeldt (1699-1781) Maria Victoria Reichsfreiin von Wolff-Metternich aus Haus Wehrden an der Weser zur Frau, und Clemens August von Elverfeldt (1732-1783) heiratete Maria Theresia von Etzbach aus der Grafschaft Bentheim, deren Mutter aus der bedeutenden katholischen Familie von Brabeck stammte. Franz Sigismund von Elverfeldt (1640-1712) wiederum hat in zweiter Ehe Sybilla Adolfa Freiin von Wolff-Metternich zur Gracht (1650-1693) und in dritter Ehe Regina Theresia Freiin von Galen geehelicht. [17]
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Stammten die Ehefrauen in diesen Beispielen nicht aus der Grafschaft Mark, so lassen sich weitere Fälle anführen, die zeigen, dass die katholischen Familien auch innerhalb des Territoriums unter sich blieben. So wurde eine Tochter Friedrich Christians von Elverfeldt, Antoinette Maria Franziska von Elverfeldt (1733-1801), im Jahr 1762 Christoph Levin Johann von Hövel zu Herbeck, Junkernthal und Dudenroth (1732-1784) zur Gattin gegeben. Zuvor hatte bereits Dietrich Friedrich Wilhelm von Hövel (1679-1757) Johanna Robertina Odilia Maria von Wenge geehelicht, die aus einer märkischen Familie mit Nähe zum Münsterschen Domkapitel stammte, aus der außerdem einige hohe Offiziere hervorgingen. Durch diese Heiratspolitik entstanden große Familienverbände, die für die Karriere- und Versorgungsstrategien der einzelnen Familien eine wichtige Rolle spielten. [18]
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Darüber hinaus spielen sozioökonomische und konfessionelle Aspekte eine wichtige Rolle, da sie Rückschlüsse auf die Haltung der märkischen Adeligen zur preußischen und napoleonischen Herrschaft sowie zu den Befreiungskriegen aufzeigen können. So ist es keineswegs überraschend, dass der aus protestantischem märkischem Uradel stammende frühere preußische Rittmeister Ferdinand von der Recke zu Uentrop im November 1813 begeistert von den einrückenden preußischen Truppen als "unsere[n] Befreier[n] und Beschützer[n]" sprach. Bei den katholischen Elverfeldts in Schloss Steinhausen bei Witten lagen die Dinge komplizierter, sahen sich die Mitglieder dieser Familie doch einerseits als Stütze der katholischen Diaspora in der protestantischen Mark, andererseits aber auch als ausgesprochene "preußische Patrioten". [19] Diese Spezifika müssen berücksichtigt werden, wenn die Frage nach der Reaktion auf die revolutionären Umwälzungen vor der Folie einer vermeintlichen preußischen Identität um 1800 gestellt wird, die die Historiographie späterer Generationen postuliert hat. Wie verhielten sich die Adeligen tatsächlich, als die Grafschaft Mark dem Großherzogtum Berg angegliedert wurde und sie somit unter napoleonische Herrschaft gerieten? Zeigten sie Widerstand, kooperierten sie mit den französischen Behörden oder äußerten sie sich in dieser Zeit bewusst pro-preußisch? Wenn ja, wann taten sie das? Es macht einen erheblichen Unterschied, ob man sich 1809 zu Preußen bekannte oder aber erst 1813, als sich das Ende der französischen Herrschaft ankündigte und von den Zeitgenossen auch so wahrgenommen wurde. [20]
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Die Erwerbsstruktur der adeligen Familie ist ebenfalls von Bedeutung, wenn nach der Haltung adeliger Grundherren und Agrarunternehmer einerseits und adeliger Unternehmer in Bergbau und Metallgewerbe andererseits zur preußischen und napoleonischen Herrschaft gefragt wird. Wie wirkte sich die Politik der französischen Behörden mit ihren Maßnahmen zur Ablösung der Bauern von den Bindungen an und den Pflichten gegenüber dem Grundherren sowie die Verhängung der Kontinentalsperre und die Einführung von exportfeindlichen Zöllen aus? Kann man von Formen des "Widerstands" märkischer Adeliger sprechen, oder suchten diese vielmehr die Kooperation mit den neuen Herren, die den eigenen wirtschaftlichen Interessen dienlich sein sollte? In diesem Zusammenhang muss auch das Verhältnis zwischen dem Adel und dem aufstrebenden Bürgertum gesehen werden. [21] Die Konkurrenzsituation, die in der Grafschaft Mark bereits zuvor in aller Deutlichkeit bestanden hatte und sich zwischen Bürgern und Adeligen zuweilen heftig entladen hatte, kann unter anderem aus zeitgenössischen Diskussionsbeiträgen in Zeitungen und hier in erster Linie aus dem in Dortmund herausgegebenen "Westfälischen Anzeiger" erschlossen werden. [22] Ein repräsentatives Beispiel für diese Form von Adelskritik in der Mark ist die Flugschrift "Die Westfälische Mark", die Johann Friedrich Möller im Auftrag Hagener Kaufleute verfasste und in der er den Gewerbefleiß der Region mit dem vermeintlich verschwenderischen Lebensstil des Adels kontrastierte. [23]
III. Die Familie von Elverfeldt in Schloss Steinhausen: prototypische Vertreter des Adels der Grafschaft Mark um 1800
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Die zum märkischen Uradel zählende Familie von Elverfeldt wies in vielerlei Hinsicht ein für die Adelsfamilien der Grafschaft Mark typisches Erwerbsprofil auf, das zwar einerseits auf Landwirtschaft und Grundbesitz basierte, aber andererseits eben nicht hierauf beschränkt war. Bei dieser katholischen Familie mit verwandtschaftlichen Beziehungen zu den großen katholischen Adelsfamilien des Rheinlands und Westfalens bestand traditionell ein starkes Interesse daran, die eigenen Nachkommen mit Präbenden und Stellen in der Kirche und auch im Militär zu versorgen. Vor diesem Hintergrund ist von einem "nichtkommerziellen" Interesse der Familie gesprochen worden, die vielmehr daran interessiert gewesen sei, ihre Nachkommen mit möglichst einträglichen Posten auszustatten. [24] Markante Beispiele hierfür waren Christian Friedrich von Elverfeldt (1699-1781), der als Offizier im münsterschen Militär diente und es bis zum Rang des Generalleutnants brachte, sowie Werner August (1740-1818) und Maximilian Friedrich von Elverfeldt (1753-1805) als Kapitulare in nordwestdeutschen Bistümern, die weitere Ämter, wie im Falle von Werner August von Elverfeldt das des Domkellners in Paderborn, innehatten. [25]
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Die wirtschaftliche Grundlage der Familie bestand in der Landwirtschaft. Neben Schloss Steinhausen, das 1732 in den Besitz der Familie überging, besaß die Familie Güter in Dahlhausen und Horst sowie in der Grafschaft Bentheim Haus Langen, das zeitweise von Levin von Elverfeldt als Wohnsitz genutzt wurde. [26] Betätigte man sich neben der Landwirtschaft traditionell stets auch im Steinkohlenbergbau als zusätzlicher Einnahmequelle für die Familie, so kam es vor allem unter Clemens August von Elverfeldt (1732-1783) zu einer Diversifizierung der Einnahmequellen und zu einer Steigerung der Bergbauaktivitäten der Familie. [27] Er pflegte enge Freundschaften zu einigen Großbauern der Umgebung wie etwa zu Johann Henrich Oberste Frielinghaus (1728-1801). Dieser trat als bäuerlicher Gewerke in Erscheinung, und zumindest in geschäftlicher Hinsicht spielten Standesunterschiede offensichtlich keine Rolle. Im Zuge der aufkommenden Ruhrschifffahrt und des damit einhergehenden Baus von Schleusen wurden zahlreiche neue Stollen – möglichst in Ruhrnähe – angelegt, von denen aus die Steinkohle problemlos auf dem Wasserweg abtransportiert werden konnte. Ebenso wurde 1800 die Kohlenstraße gebaut, die von Dortmund über Witten und Bommerholz ins Bergische Land führte. Es bestand eine Wechselbeziehung zwischen der Verbesserung der Verkehrswege und dem Bedarf an Steinkohle. Schließlich wurden Erbstollen angelegt, so etwa ab 1790 im Raum Herbede, deren wichtigster der St.-Johannes-Erbstollen bei der Ruine Hardenstein war. Clemens August von Elverfeldt, der als Mühlenbesitzer zunächst um die Einnahmen der Steinhausener Mühle infolge der Schiffbarmachung der Ruhr fürchtete, engagierte sich schließlich im Schleusenbau. Diese Initiative, die als gewinnträchtige Maßnahme zum Ausbau und zur Diversifizierung seiner Einnahmequellen gedacht war, erwies sich als finanzielles Fiasko und trug zur weiteren Verschuldung sowie den chronischen finanziellen Problemen der Familie bei, mit denen Levin von Elverfeldt bei Antritt seines Erbes konfrontiert wurde. Als möglichen Ausweg sah er eine Intensivierung der Bergbauaktivitäten. [28]
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Es waren vor allem die "Verlustängste seines Standes", die ein wichtiges Motiv für die Ausweitung der unternehmerischen Aktivitäten seines Sohnes Levin von Elverfeldt (1762-1830) darstellten. [29] Er wird in der Forschung als zwar begabter und initiativreicher, aber auch leichtsinniger Charakter dargestellt. [30] Er konnte nicht zuletzt wegen der finanziellen Probleme seiner Familie keine standesgemäße Kavalierstour machen, die seinem Vater noch möglich gewesen war. Seinen ersten Unterricht erhielt er durch einen Hausgeistlichen, bevor er 1778 mit seinem Bruder Maximilian zur weiteren Ausbildung nach Münster geschickt wurde. Dort erhielt er Fecht- und Tanzunterricht und sollte als Militärkadett montiert werden. Er zeigte eine Neigung für das Militär und hegte den Wunsch, Offizier zu werden, was sich jedoch nicht erfüllen ließ. Aufgrund des Todes des Vaters und der hohen Verschuldung seiner Familie konnte er auch das Studium nicht fortführen, und so nahm er aus der Not heraus eine Beamtenstelle in der bentheimischen Verwaltung an. 1783/84 wurde er zum Hofgerichtsassessor in Bentheim und zum kurkölnischen Kammerherrn ernannt; 1786 übertrug man ihm schließlich die Stelle des Landdrosten in Bentheim. Zudem übte er in der Grafschaft Bentheim noch das Amt des Markenrichters und des ständischen Landschaftsdirektors aus, der für die Landeskasse zuständig war. [31]
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Aufgrund seiner nichtstandesgemäßen Heirat mit der Bauernmagd Maria Anna Sils aus der Grafschaft Bentheim war er in der Familie isoliert und erhielt unter anderem keinen Zugriff auf die Nachlässe der Brüder seines Vaters, die als Domherren über ein erhebliches Vermögen verfügten. Levin lebte zunächst allein und dann mit seiner Familie in Haus Langen. Hier betrieb er zusätzlich zur Landwirtschaft ein Ziegelwerk. Mit zwei weiteren Geschäftspartnern nahm er bei den bentheimischen Ständen einen Kredit auf, um eine Baumwollbleicherei und -färberei zu gründen. Ihr Betrieb umfasste auch Handelsgeschäfte zwischen dem westfälischen Raum und den Niederlanden mit Baumwolle, Garn, Holz und Eisen. Die Hoffnungen Levins erfüllten sich indes nicht. Er zog nach Steinhausen, arbeitete sich in die Grundlagen des Steinkohlenbergbaus ein und wurde zu einem der angesehensten Bergwerksunternehmer. Da Steinkohle teilweise die knapper werdende Holzkohle ersetzte und zudem gute Exportmöglichkeiten in die Niederlande bestanden, lag es nahe, dass Levin die Bergbauaktivitäten der Familie ausweiten wollte. Er widmete sich darüber hinaus auch dem Transportwesen, indem er eine Pferdebahn im Muttental neben Schloss Steinhausen anlegen ließ, die die Zechen mit der Ruhr verband. In Ruhrort, wo die märkische Steinkohle für den Export in die Niederlande auf Rheinschiffe verladen wurde, gründete er das Kohlenhandelsgeschäft Elverfeldt & Bölling und unterhielt daneben Geschäftsbeziehungen zur Firma Haniel. [32]
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Der ökonomische Druck, der im späten 18. Jahrhundert auf der Familie von Elverfeldt lastete, zeigt sich unter anderem an dem Vorhaben Levins, Teile seines Gutes Horst an Nichtadelige zu veräußern. [33] Unter diesen Bedingungen musste die napoleonische Herrschaft als zusätzlicher Einschnitt wirken, denn die Aufhebung der Feudallasten per kaiserlichem Dekret berührte nicht nur die wirtschaftlichen Interessen landwirtschaftlich ausgerichteter Familien in erheblichem Maße, auch die mit den jeweiligen Adelshäusern verbundenen Rechte und Privilegien wurden aufgehoben. [34] Gewerbefreiheit und Kontinentalsperre bedeuteten auch für Industrie und Bergbau in der Grafschaft Mark eine tiefgehende Zäsur, ferner wurde die Bergbauverwaltung dem französischen Ingenieur Antoine-Marie Héron de Villefosse direkt unterstellt. [35] Anhand von Bergbau und Industrie der Region offenbart sich das Interesse, das die französischen Behörden an der Grafschaft Mark hatten. Folgerichtig forderte der französische Generalintendant Daru Pläne des preußischen Bergwerks- und Hüttendepartements, welches zuvor mit der Verwaltung Aufsicht betraut war, über die Grafschaft Mark an. [36]
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Insbesondere die Absatzschwierigkeiten infolge der Kontinentalsperre und der Zollgrenze am Rhein sorgten dafür, dass sich die Unternehmer an die französischen Behörden wandten, um die Rahmenbedingungen für das eigene wirtschaftliche Handeln möglichst günstig zu gestalten. Dies ging sogar so weit, den Anschluss des Großherzogtums Berg an Frankreich zu fordern, um von den Absatzmöglichkeiten des französischen Binnenmarktes profitieren zu können. Mit einem solchen Anliegen bzw. dem Wunsch nach keinen weiteren Exportbeschränkungen wandten sich im Frühjahr 1811 die Mairien Volmarstein, Blankenstein, Hattingen und Sprockhövel an den französischen Kaiser. Für die Mairie Volmarstein unterzeichnete neben dem Deputierten Berger auch der Maire Levin von Elverfeldt. Diese Petition ist einerseits Ausdruck einer wirtschaftspolitisch opportunistischen Haltung der adeligen Unternehmer, die auch vor der Angliederung des Territoriums an Frankreich nicht zurückschreckten, um eigene wirtschaftliche Interessen zu bedienen. Andererseits verweist dieses Dokument gerade für den märkischen Bergbau, der zuvor häufig unter der Bevormundung durch das preußische Direktionsprinzip hatte leiden müssen, auf die vielfältigen neuen Geschäftsperspektiven, die sich unter der französischen Herrschaft und der von ihr begründeten Gewerbefreiheit boten.
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Der Wunsch nach Angliederung an Frankreich wurde übrigens zeitweise auch von Friedrich Alexander von Hövel vertreten, der damit der Wirtschaft im märkischen Sauerland mit verbesserten Absatzmöglichkeiten helfen wollte. [37] Zum Teil versuchten jene Adeligen auch, durch persönliches Vorsprechen bei den französischen Behörden etwas zu erreichen, wie Levin von Elverfeldt, der 1809 nach Paris reiste. [38] Er hatte bereits zuvor die anstehenden Deputationen anlässlich der Eingliederung der Grafschaft Mark in das Großherzogtum Berg nutzen wollen, um seine Partikularinteressen bei dem neuen Landesherrn voranzubringen. In einem Schreiben kritisierte er in einer für die märkischen Bergbauunternehmer typischen Weise die bisherige preußische Bergverwaltung als "Despotie" und wünschte, dass bis zur Ernennung einer neuen Bergbauverwaltung durch die französischen Behörden die ausstehenden Beschwerden und Petitionen Berücksichtigung finden würden. Er versuchte außerdem darauf hinzuwirken, dass den Bergwerksbesitzern mehr Handlungsspielräume gegenüber der staatlichen Bergverwaltung eingeräumt würden. [39] Überdies verfolgte man 1811 den Plan, in Düsseldorf eine Industrieausstellung während des Besuchs Napoleon Bonapartes zu organisieren, um dem französischen Kaiser die Produkte aus dem Großherzogtum Berg zu präsentieren und ihn auf diesem Wege zu einer wirtschaftsfördernden Politik anzuregen. [40] Schließlich strebten Adelige wie Giesbert von Romberg, der seine unternehmerischen Interessen gut mit seinem öffentlichen Amt verknüpfen konnte, danach, als Schnittstelle zwischen Unternehmern und Behörden zu dienen. So setzte er sich als Präfekt maßgeblich dafür ein, dass märkische Steinkohle wenigstens in das Königreich Holland exportiert werden konnte und somit nicht alle Absatzmärkte für die Bergbauunternehmer wegbrachen. [41] Auch nach Ende der napoleonischen Herrschaft versuchten märkische Adelige, zugunsten der eigenen Geschäftsinteressen zu intervenieren bzw. sich wenigstens Gehör zu verschaffen. So beklagte sich Levin von Elverfeldt über die Grenzziehung im nachnapoleonischen Europa und insbesondere über die Schaffung des Königreiches der Niederlande, das er als Hindernis für die Absatzmöglichkeiten märkischer Steinkohle ansah. [42]
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Die Äußerungen Levins von Elverfeldt während der napoleonischen Herrschaft, sein Amt als Maire von Volmarstein und die Tatsache, dass er seinen Sohn Alexander früh in die großherzoglich-bergische Armee eintreten ließ, zeigen, dass die "preußische" Gesinnung, die er sich nach den Befreiungskriegen gleichsam zulegte, zur Zeit des Großherzogtums Berg nicht vorhanden war. [43] Auch wenn märkische Adelige wie Levin von Elverfeldt bei der Aufstellung von Landwehr und Landsturm während der Befreiungskriege eine wichtige Rolle spielten, war ihre Haltung während der napoleonischen Herrschaft mehr als ambivalent, und es überrascht nicht, dass der Adel in dem zunehmend national aufgeladenen Klima der Befreiungskriege als Parteigänger der Franzosen kritisiert wurde. Vor dem Hintergrund frankophober Tendenzen in der Gesellschaft geriet der deutsche und mit ihm der regionale märkische Adel in die Kritik, da er als zu pro-französisch und zu wenig national angesehen wurde:
"Wenn also behauptet wird, daß der Adel der Verwahrer der eigentlichen Nationalität sei, so hat dieses die Geschichte bisher nicht bestätigt, denn der Regel nach hat sich der deutsche Adel aufs äusserste bestrebt, die deutsche Nationalität bei sich völlig auszurotten, und die französische Nationalität dagegen sich einzuimpfen. Er hat sich keine Mühe und Kosten verdrießen lassen, französische Sitten, Lebensart, Kleidung, Sprache u.s.w. bei sich, als zum adlichen Ton gehörig, allgemein einzuführen, und deshalb seine Söhne, wo möglich, französischen Hofmeistern, und die Töchter Gouvernantinen, von welchen manche in Paris Dienstmädchen oder in öffentlichen Häusern angediente Geschöpfe gewesen seyn mögen, zur Einprägung der franz[ösischen]. Nationalität übergeben." [44]
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Diese Einschätzung, ausgesprochen in der in Hagen erschienenen Zeitschrift "Hermann", war zeittypisch, wie auch ein Schreiben des Schwerter Pfarrers Johann Christoph Friedrich Bährens an Ludwig von Vincke verdeutlicht. Bährens legte seinem Brief eine Liste mit "braven deutschen Patrioten" und "französischen Anhängern" bei. In der Liste der "Antipatrioten" befanden sich unter anderem Romberg, der als "treuer Anhänger und unermüdeter Beförderer der französischen Einrichtung" und "großer Hasenfuß" bezeichnet wird, und Levin von Elverfeldt zu Steinhausen in seiner Eigenschaft als vormaliger Maire von Volmarstein. [45]
IV. Ausblick: der märkische Adel zwischen preußischer Herrschaft, revolutionärer Herausforderung und unternehmerischen Interessen
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Die Skizzierung der wirtschaftlich motivierten Stellungnahmen Levins von Elverfeldt zur napoleonischen Herrschaft und die Leichtigkeit, mit der er und andere Mitglieder der Eliten zwischen 1806/7 und 1814/15 die Seiten wechselten, haben nicht zuletzt gezeigt, wie problematisch der Begriff der "Fremdherrschaft" als Bezeichnung für die napoleonische Zeit in Deutschland ist, der vor allem die ältere Historiographie beherrschte. [46]
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Künftige Forschungen, die die Rolle Adeliger als Unternehmer in der Umbruchszeit um 1800 und ihr unternehmerisches Handeln als Komponente des "Obenbleibens" in den Blick nehmen, sollten vergleichend vorgehen. Neben Untersuchungen des frühindustriell geprägten rechtsrheinischen Raums zwischen dem Herzogtum Berg, der Grafschaft Mark, dem Herzogtum Westfalen, den Territorien des Westerwalds und des nördlichen Hessens bietet sich neben dem Vergleich preußischer Gewerberegionen mit adeligem Unternehmertum wie der Grafschaft Mark und Oberschlesien vor allem der europäische Vergleich an. Denkbar wäre etwa die vergleichende Untersuchung der Steinkohlenreviere im entstehenden östlichen Ruhrgebiet und im nordfranzösisch-belgischen Raum Valenciennes-Mons-Charleroi. [47]
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Hierbei können in methodischer Hinsicht die klassischen wirtschaftsgeschichtlichen Zugänge erweitert werden, indem die Kulturgeschichte mit neueren Theorieangeboten aus den Wirtschaftswissenschaften verknüpft wird, um nicht mehr ausschließlich vom Markt und seinen Mechanismen als Triebfeder für unternehmerisches Handeln auszugehen, sondern etwa nach "Bürgerlichkeit" als Kategorie des Unternehmertums zu fragen und diese in einen Zusammenhang mit Erfolg bzw. Misserfolg beim Übergang der adeligen Unternehmer in die Industrialisierungsphase des 19. Jahrhunderts zu stellen. Behält man Aussagen wie die Levins von Elverfeldt im Blick, er betreibe den Steinkohlenbergbau, "um da durch allen meinen Kindern ein standesmässiges Auskommen zu sichern", wird deutlich, dass die unternehmerische Aktivität der Elverfeldts nicht kapitalistischem Erwerbsstreben, sondern vielmehr dem Erhalt von Familie und Stand dienen sollte. Auch die Kritik an Levin von Elverfeldt, er habe seine unternehmerischen Aktivitäten und Erfolge überschätzt, da viel mehr Zechen gemutet als betrieben wurden, und zudem mit seinem adeligen Lebensstil über seine Verhältnisse gelebt sowie den Schuldenstand der Familie nicht verringert, zeigt, dass die adeligen Vorstellungen und Entwürfe vom Wirtschaften als handlungsmächtige Größen ebenso wie das "immaterielle Kapital" in Form von Bildung und Sozialisation als Wettbewerbsvorteile adeliger Unternehmer in der Frühindustrialisierung eingehend untersucht werden sollten. [48] Hierin muss auch eine Ursache dafür gesehen werden, warum den märkischen Adeligen trotz ihrer Pionierrolle im Steinkohlenbergbau später der Sprung in das Industriezeitalter mit seinen Tiefbauzechen und Aktiengesellschaften nicht gelang und es vielmehr sogar zur Aufgabe des Zechenbesitzes und letztlich zu einer "Reagrarisierung" dieser adeligen Familien kam. [49]
[1] Dieser Beitrag stützt sich vor allem auf Ergebnisse meiner Forschungen für die Ausstellung "Preußen – Aufbruch in den Westen", die vom 1. Februar bis zum 21. Juni 2009 in den Städtischen Museen Lüdenscheid gezeigt wird. Siehe Oliver Schulz: "über 50 Jahr wird nichts von dem Adel und dessen Freyheiten seyn": Annäherungen an den Adel der Grafschaft Mark in der Auseinandersetzung mit der napoleonischen Herrschaft, in: Eckhard Trox / Ralf Meindl (Hg.): Preußen – Aufbruch in den Westen. … und Erinnerung im südlichen Westfalen, Lüdenscheid 2009, 55-85.
[2] Zum Forschungsstand der Sozialgeschichte zur Grafschaft Mark vgl. Wilfried Reininghaus: Wirtschaft, Staat und Gesellschaft in der alten Grafschaft Mark, in: Eckhard Trox (Hg.): Preußen im südlichen Westfalen. Wirtschaft, Gesellschaft und Staat insbesondere im Gebiet der Grafschaft Mark bis 1870/71, Lüdenscheid 1993, 11-41. Paradigmatisch für die Fokussierung der Geschichtsschreibung zur Grafschaft Mark auf die Wirtschaftsgeschichte ist die im Jahr 1909 zum 300. Jahrestag der Angliederung der Grafschaft Mark an Brandenburg von Aloys Meister herausgegebene Festschrift, die für zahlreiche wirtschaftshistorische Fragen bis heute ihren Wert behalten hat. Vgl. Aloys Meister (Hg.): Die Grafschaft Mark. Festschrift zum Gedächtnis der 300jährigen Vereinigung mit Brandenburg-Preußen, 2 Bde., Dortmund 1909. Zu den Reidemeistern vgl. jetzt am Beispiel des Kirchspiels Lüdenscheid die Arbeit von Johannes Bracht: "Reidung treiben". Wirtschaftliches Handeln und sozialer Ort der märkischen Metallverleger im 18. Jahrhundert, Münster 2006. Zum Metallgewerbe vgl. außerdem Karl Heinrich Kaufhold: Die Metallgewerbe in der Grafschaft Mark im 18. und frühen 19. Jahrhundert, Dortmund 1976. Zu den Kaufleuten am Beispiel der Stadt Iserlohn vgl. die Studie von Wilfried Reininghaus: Die Stadt Iserlohn und ihre Kaufleute (1700-1815), Dortmund 1995.
[3] Den Desideratscharakter einer Geschichte des Adels in der Grafschaft Mark zeigt im Grunde auch die Studie von Heinz Reif auf, die zwar "westfälisch" im Titel führt, sich tatsächlich aber auf den Adel des Münsterlandes konzentriert. Siehe Heinz Reif: Westfälischer Adel 1770-1860. Vom Herrschaftsstand zur regionalen Elite, Göttingen 1979. Siehe ebenso Friedrich Keinemann, Vom Krummstab zur Republik: westfälischer Adel unter preußischer Herrschaft 1802-1945, Bochum 1997. Zum Forschungsdesiderat einer Geschichte des Adels in den protestantischen Territorien Westfalens vgl. Wilfried Reininghaus / Jürgen Kloosterhuis (Hg.): Das "Taschenbuch Romberg". Die Grafschaft Mark in der preußischen Statistik des Jahres 1804, Münster 2001, 20, Anm. 76.
[4] Vgl. Helmut Richtering: Giesbert von Romberg, in: Westfälische Lebensbilder, Bd. 9, Münster 1962, 90-107; ders.: Friedrich Alexander von Hövel (1766-1826). Lebensbild eines märkischen Adeligen, Verwaltungsbeamten und Publizisten, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 66 (1970), 7-43. Zu Hövel liegt auch eine ältere Abhandlung Adolf Sellmanns vor, die wichtige Informationen zu Person und Werk Hövels enthält. Vgl. Adolf Sellmann: Friedrich Freiherr von Hövel. Der große Sohn unserer Heimat, Hagen 1936. Vgl. außerdem jüngst Wilfried Reininghaus: Das wirtschaftliche Handeln der Familie von Romberg im 17. bis 20. Jahrhundert, in: Manfred Rasch / Toni Pierenkemper / Norbert Reimann (Hg.): Adel als Unternehmer im bürgerlichen Zeitalter, Münster 2006, 65-78; Horst Conrad: Bürgerliche Verhaltensweisen? Die Freiherren von Elverfeldt und ihre Beteiligung an der Frühindustrialisierung im märkischen Sauerland, in: Manfred Rasch / Toni Pierenkemper / Norbert Reimann (Hg.): Adel als Unternehmer im bürgerlichen Zeitalter, Münster 2006, 79-99.
[5] Wilfried Reininghaus hat zu Recht mehrfach darauf hingewiesen, dass die Sozialgeschichte der Grafschaft Mark noch geschrieben werden muss. Vgl. beispielsweise Reininghaus: Wirtschaft, Staat und Gesellschaft (wie Anm. 2), 13.
[6] Vgl. Eckhard Trox: Märkisches Sauerland und märkisches Ruhrgebiet. Die Spaltung regionalen Geschichts- und Raumbewusstseins in den 1880er Jahren, in: Karl Ditt / Klaus Tenfelde (Hg.): Das Ruhrgebiet in Rheinland und Westfalen. Koexistenz und Konkurrenz des Raumbewusstseins im 19. und 20. Jahrhundert, Paderborn / München / Wien / Zürich 2007, 163-188. Hinzu kommt, dass die märkische Landesgeschichte über keine direkte universitäre Anbindung verfügt. Zur Vernachlässigung des südlichen Westfalens in der Forschung vgl. Wilfried Reininghaus: Wirtschafts-, Sozial- und Regionalgeschichte. Die Entwicklung dieser Fachdisziplinen seit 1952 und die Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte, in: 50 Jahre Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte e.V. Dortmund, 21-33, hier: 32.
[7] Zu dieser Sicht auf die Reidemeister, die den bäuerlichen Hintergrund dieser sozialen Gruppe vollkommen ausblendet, mit weiterer Literatur vgl. die Ausführungen bei Bracht: "Reidung reiben"(wie Anm. 2), 155.
[8] Vgl. Jeannine Charon-Bordas: Archives du Grand-Duché de Berg (1806-1813), Paris 1987.
[9] Zum Kenntnisstand in Paris über die Grafschaft Mark im Jahr 1807 vgl. "Mémoire statistique sur le Comté de la Mark par l'intendant Général de la Grande Armée" [1807-1809], Archives du Ministère des Affaires Etrangères Paris, Correspondance politique Allemagne, Petites Principautés, tome 77, Bl. 46-93. Der kaiserliche Kommissar Graf Jacques-Claude Beugnot forderte 1809 folgerichtig Kartenmaterial an, um einen genauen Kenntnisstand über die Grafschaft Mark zu erhalten. Vgl. Beugnot an Vetter, 23.02.1809, Staatsarchiv (nachstehend: StA) Münster, Großherzogtum Berg, A 2, Nr. 1d. Zur Geschichte des Großherzogtums Berg ist man immer noch auf die alte Studie von Charles Schmidt angewiesen, die seit einigen Jahren auch in einer deutschen Übersetzung vorliegt. Vgl. Charles Schmidt: Das Großherzogtum Berg. Eine Studie zur französischen Vorherrschaft in Deutschland unter Napoleon I. Hg. von Burkhard Dietz und Jörg Engelbrecht, Neustadt / Aisch 1999. Vgl. außerdem Bernd Dreher (Hg.): Das Herzogtum Berg: 1794–1815, Düsseldorf 1985; Heinz-K. Junk: Das Großherzogtum Berg. Zur Territorialgeschichte des Rheinlandes und Westfalens in napoleonischer Zeit, in: Westfälische Forschungen 33 (1983), 29-83. Zu Westfalen allgemein vgl. Monika Lahrkamp: Die französische Zeit, in: Wilhelm Kohl (Hg.): Westfälische Geschichte, Bd. 2, Düsseldorf 1983, 1-43. Zur napoleonischen Modellstaatspolitik in Berg, Westfalen und Frankfurt vgl. Bettina Severin: Modellstaatspolitik im rheinbündischen Deutschland: Berg, Westfalen und Frankfurt im Vergleich, in: Francia 24 (1997), H. 2, 181-203. Zur Rezeption der napoleonischen Verfassungspolitik in Westfalen vgl. Armin Owzar: Fremde Herrschaft – fremdes Recht? Deutungen der napoleonischen Verfassungspolitik in Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert, in: Westfälische Forschungen 51 (2001), 75-105.
[10] Diese Teilregion der Grafschaft Mark kann mit dem Städtedreieck Hagen – Hattingen – Schwelm gut eingegrenzt werden.
[11] Die Geschichte dieser bedeutenden westfälischen Adelsfamilie muss in weiten Teilen noch geschrieben werden, da die im 19. Jahrhundert im Auftrag der Familie verfasste Studie von Aander-Heyden lange vor der hier interessierenden Epoche abbricht. Siehe Eduard Aander-Heyden: Geschichte des Geschlechtes der Freiherren von Elverfeldt, 2 Bde., Elberfeld o. J. [circa 1886]. Auch zur Geschichte von Schloss Steinhausen liegt noch keine umfassende Gesamtdarstellung vor.
[12] Vgl. Reininghaus: Wirtschaft, Staat und Gesellschaft (wie Anm. 2), 12, Sp. 1. Zur binnenräumlichen Differenzierung der Grafschaft Mark vgl. Hans H. Blotevogel: Zentrale Orte und Raumbeziehungen in Westfalen vor der Industrialisierung, Paderborn 1975, 222-226. Zur wirtschaftlichen Entwicklung Westfalens in der Frühen Neuzeit vgl. Albert K. Hömberg: Wirtschaftsgeschichte Westfalens, Münster 1968, 113-138.
[13] Marcus Weidner hat am Beispiel einer Adelsmatrikel des frühen 18. Jahrhunderts für das Bistum Münster auf die Schwierigkeiten dieser Aufgabe hingewiesen, zugleich aber hervorgehoben, dass die Erstellung einer Übersicht über die adeligen Güter in Westfalen allgemein – gleichsam als Analogie zum "Westfälischen Klosterbuch" – ein vordringliches Desiderat bleibt. Vgl. Marcus Weidner: Die Matrikel der landtagsfähigen (und "dubiosen") Häuser des Fürstbistums Münster von 1704, in: Westfälische Zeitschrift 147 (1997), 93-178, hier: 136.
[14] Gert Freiherr von Diepenbrock-Grüter: Die Grafschaft Mark und ihr Adel, in: Deutsches Adelsblatt Nr. 26 (Juni 1932), 362, Sp.1 - 363, Sp.2, hier: 362, Sp.2. Friedrich Keinemann spricht für das Ende des Ancien Régime auf der Grundlage der Dokumente im Nachlass Giesberts von Romberg von 83 Rittergütern. Vgl. Keinemann: Adel (wie Anm. 3), 48, Anm. 87.
[15] Vgl. den Abschnitt "Verzeichnis der adligen Güter in der Grafschaft Mark", in: Reininghaus / Kloosterhuis: "Taschenbuch Romberg" (wie Anm. 3), 87-95.
[16] Bernadette Baronesse van Hövell tot Westerflier: Die Genealogie der Freiherren von Elverfeldt auf Haus Herbede, in: Bruno J. Sobotka (Hg.): Haus Herbede in Witten. Herrschaftsmittelpunkt, Adelssitz, Begegnungsstätte, Witten 1985, 95-116, hier: 110-114.
[17] Vgl. Franz Sigismund Freiherr von Elverfeldt-Ulm: Die Familie von Elverfeldt vom Schloss Steinhausen, in: Sobotka: Haus Herbede (wie Anm. 41), 117-128, hier: 120-123. Vgl. außerdem den Artikel "Elverfeldt", in: Genealogisches Handbuch der freiherrlichen Häuser. Freiherrliche Häuser A, Bd. II, Glücksburg 1956, 77-87, hier: 79-80. Die Linie der von Elverfeldt genannt Beverförde von Werries wird im Folgenden nicht weiter untersucht. Hierüber unterrichtet der Artikel im "Genealogischen Taschenbuch der freiherrlichen Häuser" umfassend.
[18] Vgl. Richtering: Hövel (wie Anm. 4), 8-10. Dort ist auch ein Auszug der Stammtafel der Familie von Hövel abgedruckt.
[19] Ferdinand von der Recke zu Uentrop an Franz von Bodelschwingh-Velmede, 08.11.1813, abgedruckt in: Ludger von Westphalen (Hg.): Die Tagebücher des Oberpräsidenten Ludwig Freiherrn Vincke 1813-1818, Münster 1980, 482; Horst Conrad: Levin (1762-1830) und Ludwig von Elverfeldt (1793-1873), in: Ralf Stremmel / Jürgen Weise (Hg.): Bergisch-märkische Unternehmer der Frühindustrialisierung, Münster 2004, 108-154, hier: 108-110.
[20] Als Reaktion des Monarchen auf eine Petition des Pfarrers Möller, die in den Kirchen der Grafschaft Mark verlesen wurde, vgl. "Zusicherung der Rechte und Freiheiten für die märkischen Süderländer durch Friedrich Wilhelm III." (1806), Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Lüdenscheid, Akte Nr. 441. Die Tatsache, dass diese Petitionen vor allem von den Notabeln in der Grafschaft Mark getragen wurden, zeigt sich daran, dass die erste Bittschrift an Friedrich Wilhelm III. wegen der Gerüchte, die Grafschaft Mark könne eingetauscht werden, von Pfarrer Möller verfasst und von zehn Kreis-, Stadt- und Fabrikdeputierten unterzeichnet wurde. Nach der genannten Antwort des preußischen Königs auf die zweite Petition folgte im Westfälischen Anzeiger ein Artikel mit dem Titel "Ein Wort an Iserlohns Bürger", der von einem Verfasser namens Dahlenkamp und damit einem weiteren Mitglied einer führenden märkischen Familie stammen könnte. Nach den Veränderungen des Jahres 1806 folgte noch ein Gedicht des Pfarrers Aschenberg mit dem Titel "Nachruf der Süderländer an ihren bisherigen, guten, geliebten König". Vgl. Günter Sandgathe: Der "Westfälische Anzeiger" und die politischen Strömungen seiner Zeit (1798-1809), Dortmund 1960, 97.
[21] Zum märkischen Bürgertum und seinen Besonderheiten vgl. Wilfried Reininghaus: Die Harkorts und das märkische Bürgertum, in: Wolfgang Köllmann / Wilfried Reininghaus / Karl Teppe (Hg.): Bürgerlichkeit zwischen gewerblicher und industrieller Wirtschaft. Beiträge des wissenschaftlichen Kolloquiums anlässlich des 200. Geburtstags von Friedrich Harkort vom 25. bis 27.02.1993, Dortmund 1994, 15-23. Reinhart Koselleck hat die Annäherung zwischen Adel und Bürgertum und die sie trennende Linie im wirtschaftlichen Sinne als "osmotisch" gedeutet. Vgl. Reinhart Koselleck: Preußen zwischen Reform und Revolution. Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848, Stuttgart 1967, 83.
[22] Zum Verhältnis von Adel und Bürgertum in Deutschland vgl. einführend Elisabeth Fehrenbach (Hg.): Adel und Bürgertum in Deutschland 1770-1848, München 1994. Zur deutschen Debatte über eine Adelsreform und ihrer Orientierung an England als möglichem Modell vgl. Robert von Friedeburg: Das Modell England in der Adelsreformdiskussion zwischen Spätaufklärung und Kaiserreich, in: Heinz Reif (Hg.): Adel und Bürgertum in Deutschland. Bd. 1: Entwicklungslinien und Wendepunkte im 19. Jahrhundert, Berlin 2000, 29-49. Zur Lage des Adels in den ostelbischen Gebieten Preußens im späten 18. Jahrhundert vgl. Fritz Martiny: Die Adelsfrage in Preußen vor 1806 als politisches und soziales Problem, Stuttgart 1938. Zur publizistischen Debatte vgl. Sandgathe: Der "Westfälische Anzeiger" (wie Anm. 20). Zum Herausgeber des "Westfälischen Anzeigers", Arnold Mallinckrodt, vgl. Gustav Luntowski: Arnold Mallinckrodt (1768-1825), ein Vertreter des frühen Liberalismus in Westfalen, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 73 (1981), 281-299. Wilfried Reininghaus hat am Beispiel der Familie Romberg und der Konflikte mit den Einwohnern der Stadt Hörde herausgearbeitet, dass der märkische Adel bereits im 17. Jahrhundert seine führende Position verteidigen und durchsetzen musste. Vgl. Wilfried Reininghaus: Caspar von Romberg und sein Sohn Conrad Philipp von Romberg. Adlige Unternehmer auf Haus Brünninghausen bei Dortmund im 17. Jahrhundert, in: Ulrich S. Soénius (Hg.): Bewegen - Verbinden - Gestalten: Unternehmer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Köln 2003, 147-154.
[23] Zu Möllers Flugschrift vgl. Reininghaus: Wirtschaft, Staat und Gesellschaft (wie Anm. 2), 11. Zum ausschweifenden Lebensstil als Merkmal adeligen Selbstverständnisses und am Beispiel Levins von Elverfeldt vgl. Conrad: Bürgerliche Verhaltensweisen? (wie Anm. 4), 88.
[24] Vgl. Conrad: Bürgerliche Verhaltensweisen? (wie Anm. 4), 80.
[25] Zur Geschichte der katholischen Linie in Steinhausen siehe Franz Sigismund von Elverfeldt-Ulm: Die Familie von Elverfeldt vom Schloss Steinhausen, in: Bruno J. Sobotka (Hg.): Haus Herbede in Witten. Herrschaftsmittelpunkt, Adelssitz, Begegnungsstätte, Witten 1985, 117-128.
[26] Dies ergab eine erste Durchsicht der Findbücher des Archivs "Canstein" im Westfälischen Archivamt in Münster. Ich hoffe, die Erwerbsstrategie der Familie, die Landwirtschaft, Bergbau, Militärkarrieren und kirchliche Pfründen umfasste, in einem weiteren Beitrag für das 18. Jahrhundert ausführlich behandeln zu können. Das Gut Dahlhausen befand sich in dem gleichnamigen Bochumer Stadtteil, existiert aber nicht mehr, lediglich ein Straßenname erinnert noch hieran. Horst befand sich in der Nähe von Crange und Bickern im heutigen nördlichen Ruhrgebiet.
[27] Im Bergbau hatte er im Zeitraum 1742-1779 zusammen mit seinem Vater Friedrich Christian von Elverfeldt (1699-1781) 24 Zechen erschlossen und betrieben. Siehe am Beispiel der Zeche Nachtigall Karl Ditt: Aufstieg und Niedergang des Ruhrtalbergbaus: Die Zeche Nachtigall in Bommern bei Witten 1714-1892, in: Märkisches Jahrbuch für Geschichte 103 (2003), 99-151.
[28] Vgl. Conrad: Bürgerliche Verhaltensweisen? (wie Anm. 4), 81-83. Zu dem Betrieb der Zechen vgl. Archiv Canstein, Akte B 1188. Diese Quelle richtet sich unter anderem an die Nachkommen Levins und fordert diese auf, den Bergbau als Einnahmequelle nicht zu vernachlässigen, was den generationsübergreifenden sowie auf Familien- und Standeskategorien beruhenden, adelstypischen Ansatz Levins von Elverfeldt zeigt. Zur Schifffahrt auf der Ruhr vgl. Olaf Schmidt-Rutsch: Kohlenschifffahrt auf der Ruhr, in: Ingrid Telsemeyer (Hg.): Zeche Nachtigall. Museumsführer, Essen 2005, 101-140, hier: 116-117; sowie ders.: Salzschifffahrt auf der Ruhr, in: Märkisches Jahrbuch für Geschichte 102 (2002), 125-143. Vgl. außerdem A. Weddige / Jochen Franzen: Der Bergbau im Gemeindebezirk Herbede, in: 1100 Jahre Herbede, Herbede-Ruhr 1951, 97-119, hier: 105.
[29] Vgl. Conrad: Bürgerliche Verhaltensweisen? (wie Anm. 4), 86.
[30] Zur Kritik der Zeitgenossen an Levins unüberlegten Spekulationen vgl. Conrad, Levin und Ludwig von Elverfeldt (wie Anm. 19), 122.
[31] Vgl. Conrad: Levin und Ludwig von Elverfeldt (wie Anm. 19), 110.
[32] Vgl. Elverfeldt-Ulm: Familie von Elverfeldt (wie Anm. 17), 123-124; Conrad: Levin und Ludwig von Elverfeldt (wie Anm. 19), 119-121.
[33] Zu den allgemein schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen für den Adel in der Grafschaft Mark vgl. Keinemann: Adel (wie Anm. 3), 56. Zu jenem Vorhaben Levins von Elverfeldt vgl. Levin von Elverfeldt an Friedrich Wilhelm III., 16.07.1805, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (nachstehend: GSTA PK) Berlin-Dahlem, I. HA Rep. 34, Nr. 567.
[34] In diesen Kontext gehören zahlreiche weitere Fragenkomplexe, die sich auf die Agrarverfassung und das Wirken der Adeligen als Agrarunternehmer beziehen. Zu diesen Aspekten halten die märkischen Adelsarchive viel Material bereit, das nicht nur die Geschichte der jeweiligen Familien erhellt, sondern auch die Grundlage einer Sozial- und Kulturgeschichte des ländlichen Raumes in der Grafschaft Mark bilden könnte. Zugleich kreisten um Grundherrschaft und Agrarverfassung wichtige Probleme jener Periode, die unter anderem im "Westfälischen Anzeiger" diskutiert oder in Eingaben an den König und die Regierung in Berlin angesprochen wurden. Vgl. Keinemann: Adel (wie Anm. 3), 55, Anm. 126.
[35] Villefosse übte diese Funktion auch im Königreich Westphalen aus. Er bereiste die Bergwerksbezirke im Großherzogtum und erstellte eine Dokumentation für die großherzoglich-bergischen Behörden. Vgl. Archives Nationales Paris AF IV 1860. Außerdem publizierte er später bergbaukundliche Literatur. Vgl. Antoine-Marie Héron de Villefosse: De la richesse minérale. Considérations sur les mines, usines et salines de différents Etats, 3 Bde., Paris 1810-1817; ders.: Atlas de la richesse minérale, recueil de faits géognostiques et de faits industriels, constatant l'état actuel de l'art des mines et usines, Paris 1819. Beim Übergang von der preußischen zur französischen Herrschaft sollte eine Bestandsaufnahme der preußischen Bergwerke erfolgen. Vgl. Bericht des Oberbergamtsdirektors Sack, 31.01.1806, GSTA PK Berlin-Dahlem, I. HA Rep. 121 Ministerium für Handel und Gewerbe. Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung Nr. 248 Bd. 1. Zur Ernennung von Héron de Villefosse, der in der Folge mit dem Ministerium in Berlin zusammen arbeitete, vgl. GSTA PK Berlin I. HA Rep. 121 Ministerium für Handel und Gewerbe. Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung, Nr. 107.
[36] Vgl. Sack an das Bergwerks- und Hüttendepartement, 01.11.1807, GSTA PK Berlin-Dahlem, I. HA Rep. 121 Ministerium für Handel und Gewerbe. Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung, Nr. 144. Dieses Interesse an Bergbau und Industrie zeigt sich auch anhand der Reisen, die großherzoglich-bergische Beamte wie Beugnot oder Staatsrat Theodor Ark unternahmen. Insbesondere vom kaiserlichen Kommissar Beugnot ist dessen positive Sicht der industriellen Erschließung der Grafschaft Mark als Musterland nicht nur innerhalb der preußischen Monarchie, sondern innerhalb ganz Deutschlands bekannt. Vgl. Albert Beugnot (Hg.): Mémoires du comte Beugnot, ancien ministre (1783-1815), Paris 31889, 250-251. Bezogen auf eine Reise im Bergischen Land vgl. außerdem das "Reisetagebuch des kaiserlichen Kommissars Beugnot (1810)", abgedruckt in: Gerhard Huck / Jürgen Reulecke (Hg.): …und reges Leben ist überall sichtbar! Reisen im Bergischen Land um 1800, Neustadt / Aisch 1978, 165-191; Burkhard Dietz / Frank Hoffmann: Das Fabriken- und Manufakturenwesen des Großherzogtums Berg zu Beginn des Jahres 1809, in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 92 (1986), 173-195, insbesondere 191-194 zum Ruhrdepartement.
[37] Vgl. Petition der Mairien Volmarstein, Blankenstein, Hattingen, Sprockhövel und Steele, 17.04.1811, AN Paris, AF IV 1839A. Der Altenaer Kaufmann und Unternehmer Johann Caspar Rumpe, der sich in Paris aufhielt, wirkte an einer weiteren Petition mit, in der erneut der Anschluss des Großherzogtums an Frankreich und damit der Wegfall der Zollgrenze gefordert wurden. Vgl. Petition an Außenminister Duc de Bassano, 15.06.1811, Archives du Ministère des Affaires Etrangères Paris, Correspondance Politique Allemagne, Petites Principautés, Bd. 13. Vgl. dazu auch Richtering: Hövel (wie Anm. 4), 31.
[38] Vgl. Archiv Canstein, Akte C 215. Vgl. außerdem Wolfgang Bockhorst: Westfälische Adelige in Paris zwischen 1789 und 1815, in: Frese, Werner (Hg.), Zwischen Revolution und Reform. Der westfälische Adel um 1800, Münster 2005, 85-111, hier: 108-109.
[39] Vgl. Note Elverfeldts [an den Großherzog, O.S.] (1808), Archiv Canstein, Akte B 219.
[40] Zur geplanten Industrieausstellung im Kontext des Besuchs Napoleons in Düsseldorf 1811 vgl. StA Münster, Giesbert von Romberg, Bestand A, Akte Nr. 4.
[41] Bereits 1811 hatten Bergwerksbesitzer die Bedeutung Hollands für den Absatz der Steinkohle betont. Der bergische Innenminister Nesselrode hob darüber hinaus sinkende Steuereinnahmen und erhöhte Arbeitslosigkeit als mögliche Gefahren bei andauernder Konjunkturschwäche und Handelsbeschränkung hervor. Vgl. Nesselrode an Roederer, 28.02.1811, AN Paris, AF IV 1839A, Dossier Nr. 3. Zum Einsatz Rombergs für den märkischen Steinkohlenbergbau, der ihn unmittelbar betraf, vgl. Romberg an Nesselrode, 27.11.1812, AN Paris, AF IV 1837.
[42] Vgl. Archiv Canstein, Akte B 1257. Vgl. außerdem Levin von Elverfeldt an Friedrich Wilhelm III., 05.03. 1815, GSTA PK Berlin-Dahlem, III. HA Ministerium des Äußeren II, Nr. 1017.
[43] Als weitere Indizien für seine wirtschaftlichen Interessen geschuldete opportunistische Haltung werden seine Reise als Deputierter des Großherzogtums Berg nach Warschau im Winter 1806/7, bei der Napoleon gehuldigt wurde, sowie die Erstellung umfangreichen statistischen Materials über die Grafschaft Bentheim für die französischen Behörden genannt. Vgl. Conrad: Levin und Ludwig von Elverfeldt (wie Anm. 19), 124-125.
[44] "Ist der Adelstand der Verwahrer der eigentlichen Nationalität? Hat er vorzüglich eine großherzige, zu Opfern fähige Gesinnung, und einen großen Überblick aufs Allgemeine?", Hermann, Nr. 92, 15.11.1816, 729, Sp.1 - 732, Sp.2, hier: 730 Sp.1.
[45] Vgl. Bährens an Vincke (ohne Datum), StA Münster, Nachlass Vincke, A III, Nr. 9, Bl. 38 r-45 v.
[46] Vgl. Jörg Engelbrecht: Grundzüge der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Großherzogtums Berg, in: Burkhard Dietz (Hg.): Das Großherzogtum Berg als napoleonischer Modellstaat. Eine regionalhistorische Zwischenbilanz, Köln 1995, 54-65, hier: 64-65.
[47] So spielten in der Geschichte der Bergwerksgesellschaft in Anzin in der Nähe von Valenciennes mit dem Vicomte Désandrouin oder dem Herzog von Croy ebenfalls Adelige eine wichtige Rolle als Pioniere. Vgl. Reed G. Geiger: The Anzin Coal Company. Big Business in the Early Stages of the French Industrial Revolution, Newark 1974, 14-19.
[48] Vgl. Conrad, Bürgerliche Verhaltensweisen (wie Anm. 4), 85-89; Werner Kroker, Gewerken und Kapital im frühen Ruhrbergbau: die Wittener Familie von Elverfeldt als "Entrepreneurs", in: Anschnitt 48 (1996), 114-125, hier: 116.
[49] Die Familie von Elverfeldt trennte sich in den 1850er Jahren von ihrem Besitz in der Grafschaft Mark und kaufte Schloss Canstein im kurkölnischen Sauerland, wo sie auch heute noch ansässig ist.
Empfohlene Zitierweise:
Oliver Schulz : Zwischen revolutionärer Herausforderung, unternehmerischem Interesse und Loyalität zu Preußen: Annäherungen an den Adel in der Grafschaft Mark um 1800 am Beispiel der Familie von Elverfeldt , in: zeitenblicke 9, Nr. 1, [10.06.2010], URL: https://www.zeitenblicke.de/2010/1/schulz/index_html, URN: urn:nbn:de:0009-9-21008
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